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NSU-Prozess
Zschäpe bekommt vierten Pflichtverteidiger

Der Münchner Jurist Mathias Grasel wird neuer Pflichtverteidiger von Beate Zschäpe. Das Gericht gab damit einem Antrag der Hauptangeklagten im Prozess um die NSU-Neonazi-Terrorzelle statt. Zschäpe hat bereits drei Anwälte.

Von Tim Aßmann | 06.07.2015
    Die Angeklagte Beate Zschäpe im NSU-Prozess
    Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe im NSU-Prozess (AFP / Foto: Michaela Rehle)
    Der zuständige Senat habe entschieden, ihn als weiteren Pflichtverteidiger von Beate Zschäpe zuzulassen, schreibt Mathias Grasel in einer kurzen Pressemitteilung. Zschäpe habe ihn darum gebeten, ergänzt Anwalt Grasel, der die Hauptangeklagte in der Haft in der JVA München-Stadelheim besucht hatte. Seinen Einstieg in das seit mehr als zwei Jahren laufende Mammutverfahren mit bisher 215 Verhandlungstagen, nennt Grasel eine Zitat "große Herausforderung". Er werde dabei im Hintergrund von einem renommierten Strafverteidiger mit langjähriger Erfahrung unterstützt. Damit meint er möglicherweise einen Kollegen, der Zschäpe ebenfalls in der Haft aufsuchte. Grasel selbst ist erst seit rund vier Jahren Anwalt.
    Folgen für den Prozess nicht absehbar
    Welche Folgen für den Prozess die Bestellung eines weiteren und damit vierten vom Staat bezahlten Pflichtverteidigers haben wird, ist unklar. Die Hauptverhandlung soll morgen fortgesetzt werden. Unter Verfahrensbeteiligten wird spekuliert, dass das Gericht den Prozess dann für mehrere Wochen unterbrechen wird, um Zschäpes neuem Rechtsbeistand die Möglichkeit zur Einarbeitung zu bieten.
    Schlechtes Verhältnis zum Verteidigertrio
    Das Verhältnis der Hauptangeklagten zu ihren bisherigen drei Anwälten gilt als belastet. Zuletzt hatte sie versucht Verteidigerin Anja Sturm vom Mandat entbinden zu lassen. Der entsprechende Antrag scheiterte aber am Gericht. Es sah keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass das Verhältnis zwischen Zschäpe und Sturm so zerrüttet ist, dass die Anwältin ihr Mandat als Pflichtverteidigerin nicht mehr ausüben kann. Zschäpe hatte Anja Sturm und den beiden Mit-Verteidigern Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl vorgeworfen sie unter Druck zu setzen. Sie überlege "etwas auszusagen" erklärte Zschäpe in einem Brief an das Gericht, ohne konkreter zu werden. Ihre Anwälte hätten aber gedroht, sie dann nicht mehr vertreten zu wollen. Die drei Juristen wiesen diesen Vorwurf zurück.