Gerd Breker: Wir haben es gehört: Nicht nur am Rande des Gipfels war das iranische Atomprogramm ein großes Thema in New York. Am Telefon bin ich nun verbunden mit Annette Schaper, sie ist die Nuklearexpertin der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung. Frau Schaper, Iran hat angekündigt, seine Atomtechnologie auch anderen islamischen Staaten zur Verfügung zu stellen. Da drängt sich doch die Assoziation der "islamischen Bombe" auf.
Annette Schaper: Ja, das ist natürlich noch mal eine Extraprovokation gewesen. Die Iraner behaupten ja, ihre Atomtechnologie sei rein zivil, sie hätten das Recht dazu und andere islamische Staaten hätten ebenfalls das Recht dazu. Formaljuristisch ist das auch so. Politisch ist es aber sehr, sehr Besorgnis erregend. Politisch sind wir inzwischen so weit, dass wir sagen: Diese Art der Technologie, nämlich die Anreicherung, ist so nah an der Bombe, dass man sehr einfach dann auch den Schritt vollziehen kann, sich die Bombe zu verschaffen - selbst wenn man am Anfang diese Technologie nur zivil nutzt. Deswegen ist es politisch sehr wünschenswert, dass Iran auf dieses Programm verzichtet. Es ist im Moment aber nicht abzusehen, dass die Iraner nachgeben würden. Sie fühlen sich durch vielerlei Vorgänge provoziert. Meiner Meinung nach sind die Fehler schon lange in der Vergangenheit gemacht worden. Denn ursprünglich hatte Iran einen Leichtwasserreaktor in Buschir und wollte den wieder aufrüsten und wieder in Betrieb nehmen, aber dies hat die westliche Welt verweigert. Und das finde ich eher dumm. Denn ein Leichtwasserreaktor ist nun nicht eine Technologie, mit der man schnell zur Bombe kommt. Im Gegenteil, man hätte da eine Gelegenheit gehabt, noch mal stärker zu kontrollieren. Die Iraner haben deshalb seit Jahren schon gesagt: Uns wird die zivile Nukleartechnologie verweigert, wir können uns auf die Welt nicht verlassen, wir müssen es deshalb ganz alleine versuchen, einschließlich der Brennstoffproduktion.
Breker: Frau Schaper, lassen Sie uns nicht zu sehr in die Vergangenheit schauen - da mögen Fehler gewesen sein. Im Moment sieht es so aus, als ob Iran die Bombe anstrebt. Auch die Internationale Atomenergiebehörde in Wien ist ja äußerst skeptisch über das heimliche Verhalten, was sie im Iran erleben.
Schaper: Also es ist eindeutig, dass Iran eine Option anstrebt. Das heißt, es kann gut sein, dass konkrete Arbeiten zur Bombe vielleicht tatsächlich noch nicht stattfinden und dass das Ganze tatsächlich erst mal nur zivil genutzt wird. Aber, wenn der Iran dann im Besitz dieser Technologie ist, kann er jederzeit auch die Situation eskalieren lassen und dann eben doch Nuklearmaterial für Kernwaffen produzieren.
Breker: Europa will verhandeln, Frau Schaper. Hat Europa überhaupt eine Chance, den Iranern ihr Atomprogramm abzuverhandeln?
Schaper: Ich denke mal, die Europäer alleine, ohne die Kooperation der USA, haben da im Moment wenig Chancen. Denn, was die Iraner eigentlich wollen, können die Europäer alleine gar nicht bieten. Es geht eben nicht nur um wirtschaftliche Zusammenarbeit oder um Zugang zu Nukleartechnologien - also anderen, die nicht so sensitiv sind. Aber es gibt in den USA Kräfte, die die iranische Regierung selbst absetzen wollen. Solange die USA den Iranern nicht eine glaubwürdige Sicherheitsgarantie bieten, dass sie das Regime eben auch so akzeptieren, wie es ist, wird es vermutlich nicht möglich sein, den Iranern dieses Programm auszureden. Das heißt: Obwohl die USA an den Verhandlungen nicht beteiligt waren, saßen sie virtuell doch mit im Boot. Und die Iraner fordern eben von den Europäern das, was die Europäer nicht zugestehen wollen, nämlich die Fortführung ihres Programms.
Breker: Und Sicherheitsgarantien, dass sie nicht angegriffen werden. Ist es da etwas unglücklich zumindest, wenn die Amerikaner ihre Nuklearstrategie - was sie ja offensichtlich tun - neu überdenken, von kleinen Atombomben sprechen, die man auch als Präventionswaffe einsetzen kann?
Schaper: Selbstverständlich. Das kommt noch hinzu. Also das ist ja, die Sicherheitsstrategie ist zum ersten Mal im Jahr 2001 neu formuliert worden. Was damals auch in Auszügen bekannt wurde. Und dort war die Rede von Präemption. Das heißt, die USA behalten sich offensichtlich vor, auch einen Nuklearangriff gegen Staaten zu führen, die noch gar nicht im Besitz einer Nuklearwaffe sind, sondern diese erst anstreben. Das hat natürlich bei vielen Ländern große Besorgnis hervorgerufen. Das wertet Kernwaffen auf. Und das lässt viele darüber nachdenken, ob es nicht doch sinnvoller wäre, sich selbst wieder Kernwaffen zu verschaffen, um eine solche Präemption abzuwehren. Ich halte diese neue Nuklearstrategie also für ganz und gar fatal. Vor allem auch zu diesem Zeitpunkt.
Annette Schaper: Ja, das ist natürlich noch mal eine Extraprovokation gewesen. Die Iraner behaupten ja, ihre Atomtechnologie sei rein zivil, sie hätten das Recht dazu und andere islamische Staaten hätten ebenfalls das Recht dazu. Formaljuristisch ist das auch so. Politisch ist es aber sehr, sehr Besorgnis erregend. Politisch sind wir inzwischen so weit, dass wir sagen: Diese Art der Technologie, nämlich die Anreicherung, ist so nah an der Bombe, dass man sehr einfach dann auch den Schritt vollziehen kann, sich die Bombe zu verschaffen - selbst wenn man am Anfang diese Technologie nur zivil nutzt. Deswegen ist es politisch sehr wünschenswert, dass Iran auf dieses Programm verzichtet. Es ist im Moment aber nicht abzusehen, dass die Iraner nachgeben würden. Sie fühlen sich durch vielerlei Vorgänge provoziert. Meiner Meinung nach sind die Fehler schon lange in der Vergangenheit gemacht worden. Denn ursprünglich hatte Iran einen Leichtwasserreaktor in Buschir und wollte den wieder aufrüsten und wieder in Betrieb nehmen, aber dies hat die westliche Welt verweigert. Und das finde ich eher dumm. Denn ein Leichtwasserreaktor ist nun nicht eine Technologie, mit der man schnell zur Bombe kommt. Im Gegenteil, man hätte da eine Gelegenheit gehabt, noch mal stärker zu kontrollieren. Die Iraner haben deshalb seit Jahren schon gesagt: Uns wird die zivile Nukleartechnologie verweigert, wir können uns auf die Welt nicht verlassen, wir müssen es deshalb ganz alleine versuchen, einschließlich der Brennstoffproduktion.
Breker: Frau Schaper, lassen Sie uns nicht zu sehr in die Vergangenheit schauen - da mögen Fehler gewesen sein. Im Moment sieht es so aus, als ob Iran die Bombe anstrebt. Auch die Internationale Atomenergiebehörde in Wien ist ja äußerst skeptisch über das heimliche Verhalten, was sie im Iran erleben.
Schaper: Also es ist eindeutig, dass Iran eine Option anstrebt. Das heißt, es kann gut sein, dass konkrete Arbeiten zur Bombe vielleicht tatsächlich noch nicht stattfinden und dass das Ganze tatsächlich erst mal nur zivil genutzt wird. Aber, wenn der Iran dann im Besitz dieser Technologie ist, kann er jederzeit auch die Situation eskalieren lassen und dann eben doch Nuklearmaterial für Kernwaffen produzieren.
Breker: Europa will verhandeln, Frau Schaper. Hat Europa überhaupt eine Chance, den Iranern ihr Atomprogramm abzuverhandeln?
Schaper: Ich denke mal, die Europäer alleine, ohne die Kooperation der USA, haben da im Moment wenig Chancen. Denn, was die Iraner eigentlich wollen, können die Europäer alleine gar nicht bieten. Es geht eben nicht nur um wirtschaftliche Zusammenarbeit oder um Zugang zu Nukleartechnologien - also anderen, die nicht so sensitiv sind. Aber es gibt in den USA Kräfte, die die iranische Regierung selbst absetzen wollen. Solange die USA den Iranern nicht eine glaubwürdige Sicherheitsgarantie bieten, dass sie das Regime eben auch so akzeptieren, wie es ist, wird es vermutlich nicht möglich sein, den Iranern dieses Programm auszureden. Das heißt: Obwohl die USA an den Verhandlungen nicht beteiligt waren, saßen sie virtuell doch mit im Boot. Und die Iraner fordern eben von den Europäern das, was die Europäer nicht zugestehen wollen, nämlich die Fortführung ihres Programms.
Breker: Und Sicherheitsgarantien, dass sie nicht angegriffen werden. Ist es da etwas unglücklich zumindest, wenn die Amerikaner ihre Nuklearstrategie - was sie ja offensichtlich tun - neu überdenken, von kleinen Atombomben sprechen, die man auch als Präventionswaffe einsetzen kann?
Schaper: Selbstverständlich. Das kommt noch hinzu. Also das ist ja, die Sicherheitsstrategie ist zum ersten Mal im Jahr 2001 neu formuliert worden. Was damals auch in Auszügen bekannt wurde. Und dort war die Rede von Präemption. Das heißt, die USA behalten sich offensichtlich vor, auch einen Nuklearangriff gegen Staaten zu führen, die noch gar nicht im Besitz einer Nuklearwaffe sind, sondern diese erst anstreben. Das hat natürlich bei vielen Ländern große Besorgnis hervorgerufen. Das wertet Kernwaffen auf. Und das lässt viele darüber nachdenken, ob es nicht doch sinnvoller wäre, sich selbst wieder Kernwaffen zu verschaffen, um eine solche Präemption abzuwehren. Ich halte diese neue Nuklearstrategie also für ganz und gar fatal. Vor allem auch zu diesem Zeitpunkt.