Christiane Kaess: Fast zwei Wochen hat sie gedauert: die UN-Naturschutzkonferenz in Bonn. Vertreter aus fast 200 Ländern haben hart verhandelt über den Erhalt der biologischen Vielfalt auf der Erde - zuletzt auf Regierungsebene. Einig ist man sich noch nicht in allem geworden. Auch für den heutigen letzten Tag stehen noch Sitzungen auf dem Programm. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat in seiner Funktion als Verhandlungspräsident noch einmal an die Delegierten und Umweltminister appelliert, zu Ergebnissen zu kommen im Kampf um ökologisch wichtige Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten. Verbunden bin ich jetzt mit Friedrich Wulf vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, kurz BUND. Guten Tag Herr Wulf!
Friedrich Wulf: Guten Tag.
Kaess: Herr Wulf, wie zufrieden oder verärgert sind Sie über die bisherigen Ergebnisse der Konferenz?
Wulf: Insgesamt muss man sagen sind wir doch etwas enttäuscht. Es gab zwar, wie Sie auch gesagt haben, einige positive Entwicklungen. Im Großen und Ganzen sind aber unverbindliche Beschlüsse gefasst worden. In wesentlichen Punkten haben sich unsere Positionen nicht durchsetzen können, wenn es zum Beispiel darum ging, gefährliche Entwicklungen zu unterbinden, wie für die gentechnisch veränderten Bäume ein Moratorium zu kriegen, oder einen Rodungsstopp für Urwälder durchzusetzen.
Kaess: Woran liegt das?
Wulf: Das liegt daran, dass man sich im Verfahren immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen muss und es sehr kontroverse Positionen in vielen wichtigen Punkten gegeben hat.
Kaess: Das heißt Sie hatten auch nichts anderes davor erwartet?
Wulf: Wir waren schon etwas optimistischer gewesen, aber in den Diskussionen hat sich einfach deutlich gemacht, dass manche Länder wie Brasilien oder Kanada einfach ganz andere Ziele haben als zum Beispiel die EU oder auch die Schweiz oder auch die Afrikaner, die sich sehr positiv in den Prozess eingebracht haben.
Kaess: Was müsste denn unbedingt noch geklärt werden? Es geht ja noch bis heute Abend weiter.
Wulf: Ich denke, so viel wird sich jetzt nicht mehr tun in den letzten Stunden. Es geht darum, die so genannten L-Papiere jetzt zum Abschluss zu bringen, das heißt die Zustimmung der 30 vorbereiteten Beschlüsse im Gesamtplenum zu kriegen. Einige Themenfelder sind natürlich noch heikel. Dazu gehört eben das Papier zu den Wäldern, aber auch eben die Diskussion um Agrar- und Biomasse.
Kaess: Es ging ja vor allem auch darum, die Weichen für weitere Verhandlungen in den nächsten Jahren zu stellen. Ist denn das zumindest passiert?
Wulf: Ja. Das ist einer der Erfolge der Sitzungen, wie man sagen kann. Man hat sich in vielen Feldern darauf geeinigt, wie man jetzt bis zur nächsten Sitzung weitermacht. Man hat ein Verfahren entworfen, wie Sie schon gesagt haben, wie man mit ABS weitermacht, allerdings sich bisher nicht wirklich auf eine Verbindlichkeit festgelegt. Ähnlich ist es auch mit den Meeresschutzgebieten. Man hat ein Raster, wie man die jetzt bis 2010 auswählt.
Kaess: Es ist ja bereits seit 16 Jahren die UNO-Konvention zur Artenvielfalt in Kraft. Bisher hat sich da wenig getan. Haben Sie jetzt nach dieser Konferenz mehr Hoffnung?
Wulf: Beschränkt. Ich denke, dass diese Konvention ein sehr, sehr wichtiges Instrument ist und dass man auf jeden Fall weiter versuchen sollte, diese Konvention mit zu bedienen und auch zu stärken. Eines der wesentlichen Probleme, die wir ja haben, ist, dass sich ein Land im Zweifelsfall wirklich als Blockierer gerieren kann, weil man nach dem Einvernehmensprinzip agiert. Das ist uns insgesamt wichtig und auch zu betonen, dass es teilweise eben nur einzelne Länder sind, die den Prozess aufhalten.
Kaess: Einzelne Länder sagen Sie. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ja auf der Konferenz angekündigt, zum Artenschutz mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Konnte sie damit die anderen Teilnehmerstaaten mitziehen und so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen?
Wulf: Diese Initiative von Frau Merkel begrüßen wir sehr. Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, ein großer Schritt in die richtige Richtung. Aber leider haben wir noch nicht so richtig wahrnehmen können, dass es ein Funke war, der jetzt auch auf andere übertragen ist. Aber die Idee ist ja auch relativ neu und vielleicht kommen noch andere Nationen dazu, die auch sagen, wir nehmen jetzt auch noch Geld in die Hand und gucken, dass wir hier das Schutzgebietsprogramm finanzieren.
Kaess: Herr Wulf, neu war auch, dass jetzt zum ersten Mal ein Bericht veröffentlicht worden ist, der die Zerstörung von Natur mit Zahlen belegt. Ist das reine Symbolik, oder kann das tatsächlich Effekte nach sich ziehen?
Wulf: Wir sind der Meinung, dass so etwas sehr wichtig ist, weil in den normalen Diskussionen im Naturschutz der immer als ein ideeller Wert behandelt wird und letztlich dann in der Diskussion immer den kürzeren zieht. Aber wenn man deutlich macht, welche Werte denn auch ökonomisch damit verbunden sind, dann denke ich hat man etwas, was man dem entgegenhalten kann und was Substanz hat.
Kaess: In diesem Zusammenhang hat ja der UN-Report zum Klimawandel für sehr großes Aufsehen gesorgt. Ist denn Artenschutz schwerer zu vermitteln?
Wulf: Artenschutz ist ein sehr breites Feld. Grundsätzlich ist jeder dafür. Wenn es an konkrete Konflikte geht, dann zieht er eben doch oft den kürzeren.
Kaess: Und das hat damit zu tun, dass es dann meistens um Geld geht?
Wulf: Es geht um Geld, es geht um wirtschaftliche Entwicklung und verschiedene Dinge. Im Zweifelsfall rodet man halt den Urwald, um Geld damit zu verdienen, wenn man anders seinen Broterwerb nicht verdienen kann.
Friedrich Wulf: Guten Tag.
Kaess: Herr Wulf, wie zufrieden oder verärgert sind Sie über die bisherigen Ergebnisse der Konferenz?
Wulf: Insgesamt muss man sagen sind wir doch etwas enttäuscht. Es gab zwar, wie Sie auch gesagt haben, einige positive Entwicklungen. Im Großen und Ganzen sind aber unverbindliche Beschlüsse gefasst worden. In wesentlichen Punkten haben sich unsere Positionen nicht durchsetzen können, wenn es zum Beispiel darum ging, gefährliche Entwicklungen zu unterbinden, wie für die gentechnisch veränderten Bäume ein Moratorium zu kriegen, oder einen Rodungsstopp für Urwälder durchzusetzen.
Kaess: Woran liegt das?
Wulf: Das liegt daran, dass man sich im Verfahren immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen muss und es sehr kontroverse Positionen in vielen wichtigen Punkten gegeben hat.
Kaess: Das heißt Sie hatten auch nichts anderes davor erwartet?
Wulf: Wir waren schon etwas optimistischer gewesen, aber in den Diskussionen hat sich einfach deutlich gemacht, dass manche Länder wie Brasilien oder Kanada einfach ganz andere Ziele haben als zum Beispiel die EU oder auch die Schweiz oder auch die Afrikaner, die sich sehr positiv in den Prozess eingebracht haben.
Kaess: Was müsste denn unbedingt noch geklärt werden? Es geht ja noch bis heute Abend weiter.
Wulf: Ich denke, so viel wird sich jetzt nicht mehr tun in den letzten Stunden. Es geht darum, die so genannten L-Papiere jetzt zum Abschluss zu bringen, das heißt die Zustimmung der 30 vorbereiteten Beschlüsse im Gesamtplenum zu kriegen. Einige Themenfelder sind natürlich noch heikel. Dazu gehört eben das Papier zu den Wäldern, aber auch eben die Diskussion um Agrar- und Biomasse.
Kaess: Es ging ja vor allem auch darum, die Weichen für weitere Verhandlungen in den nächsten Jahren zu stellen. Ist denn das zumindest passiert?
Wulf: Ja. Das ist einer der Erfolge der Sitzungen, wie man sagen kann. Man hat sich in vielen Feldern darauf geeinigt, wie man jetzt bis zur nächsten Sitzung weitermacht. Man hat ein Verfahren entworfen, wie Sie schon gesagt haben, wie man mit ABS weitermacht, allerdings sich bisher nicht wirklich auf eine Verbindlichkeit festgelegt. Ähnlich ist es auch mit den Meeresschutzgebieten. Man hat ein Raster, wie man die jetzt bis 2010 auswählt.
Kaess: Es ist ja bereits seit 16 Jahren die UNO-Konvention zur Artenvielfalt in Kraft. Bisher hat sich da wenig getan. Haben Sie jetzt nach dieser Konferenz mehr Hoffnung?
Wulf: Beschränkt. Ich denke, dass diese Konvention ein sehr, sehr wichtiges Instrument ist und dass man auf jeden Fall weiter versuchen sollte, diese Konvention mit zu bedienen und auch zu stärken. Eines der wesentlichen Probleme, die wir ja haben, ist, dass sich ein Land im Zweifelsfall wirklich als Blockierer gerieren kann, weil man nach dem Einvernehmensprinzip agiert. Das ist uns insgesamt wichtig und auch zu betonen, dass es teilweise eben nur einzelne Länder sind, die den Prozess aufhalten.
Kaess: Einzelne Länder sagen Sie. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ja auf der Konferenz angekündigt, zum Artenschutz mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Konnte sie damit die anderen Teilnehmerstaaten mitziehen und so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen?
Wulf: Diese Initiative von Frau Merkel begrüßen wir sehr. Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, ein großer Schritt in die richtige Richtung. Aber leider haben wir noch nicht so richtig wahrnehmen können, dass es ein Funke war, der jetzt auch auf andere übertragen ist. Aber die Idee ist ja auch relativ neu und vielleicht kommen noch andere Nationen dazu, die auch sagen, wir nehmen jetzt auch noch Geld in die Hand und gucken, dass wir hier das Schutzgebietsprogramm finanzieren.
Kaess: Herr Wulf, neu war auch, dass jetzt zum ersten Mal ein Bericht veröffentlicht worden ist, der die Zerstörung von Natur mit Zahlen belegt. Ist das reine Symbolik, oder kann das tatsächlich Effekte nach sich ziehen?
Wulf: Wir sind der Meinung, dass so etwas sehr wichtig ist, weil in den normalen Diskussionen im Naturschutz der immer als ein ideeller Wert behandelt wird und letztlich dann in der Diskussion immer den kürzeren zieht. Aber wenn man deutlich macht, welche Werte denn auch ökonomisch damit verbunden sind, dann denke ich hat man etwas, was man dem entgegenhalten kann und was Substanz hat.
Kaess: In diesem Zusammenhang hat ja der UN-Report zum Klimawandel für sehr großes Aufsehen gesorgt. Ist denn Artenschutz schwerer zu vermitteln?
Wulf: Artenschutz ist ein sehr breites Feld. Grundsätzlich ist jeder dafür. Wenn es an konkrete Konflikte geht, dann zieht er eben doch oft den kürzeren.
Kaess: Und das hat damit zu tun, dass es dann meistens um Geld geht?
Wulf: Es geht um Geld, es geht um wirtschaftliche Entwicklung und verschiedene Dinge. Im Zweifelsfall rodet man halt den Urwald, um Geld damit zu verdienen, wenn man anders seinen Broterwerb nicht verdienen kann.