Theo Geers: Mitte der Woche hat der WWF Alarm geschlagen: In der Ostsee hat sich ein riesiger Algenfilm gebildet, 1600 Kilometer lang, 190 Kilometer breit, und wenn man das in Quadratkilometer umrechnet, dann ist dieser Algenteppich größer als die Grundfläche Deutschlands. Mitte der Woche gab es beeindruckende Satellitenbilder über diesen Algenteppich, gestern sind auch Schiffe ausgelaufen, um Wasserproben zu nehmen. Und vor der Sendung habe ich deshalb Professor Klaus Jürgens, Mikrobiologe am Institut für Ostseeforschung in Rostock/Warnemünde gefragt, was er – Stand heute Vormittag – über den Algenteppich weiß.
Klaus Jürgens: Ja, für uns ist das erst mal nicht so überraschend, weil wir das eigentlich auch schon ganz gut kennen aus vergangenen Jahren. Das ist ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen, gerade bei so stabilen Schönwetterlagen, wie wir sie in der letzten Zeit hatten, dass diese Blaualgen oder Cyanobakterien an die Oberfläche treiben in großen Mengen, die haben nämlich kleine Gasvesikel, und solche Algenmatten, also Algenmatten akkumulieren eigentlich. Also es handelt sich im Wesentlichen um Blaualgen. Und es ist schon richtig, dass die Satellitenbilder gezeigt haben von vor zwei Tagen, dass praktisch vom Finnischen Meerbusen an über die zentrale Ostsee bis in die westliche Mecklenburger Bucht bei Rügen Blaualgen zu beobachten waren. Aber man darf sich das jetzt auch nicht als einen geschlossenen Algenteppich vorstellen, sondern da gibt es doch einige Flächen, wo die Konzentrationen höher sind, und andere, wo man eben keine findet.
Geers: Sie sagten vorhin, Herr Professor Jürgens, dass es Algenteppiche ja auch in den letzten Jahren gegeben habe. Ist es denn dieses Jahr schlimmer?
Jürgens: Nein, das kann man so nicht sagen, dass es dieses Jahr schlimmer ist, es ist nur wesentlich sichtbarer als zum Beispiel die letzten zwei, drei Jahre, wo wir einfach nicht solche Wetterlagen hatten wie im Moment. Aber wenn wir dann an 2005 beispielsweise denken, da war das durchaus vergleichbar, dass die Hälfte der Ostsee mit solchen Blüten bedeckt ist. Ganz aktuell ist unser Mitarbeiter, der Dr. Wasmund, mit dem Forschungsschiff in der zentralen Gotlandsee, und mit ihm habe ich noch heute Morgen telefoniert. Und da sieht es so aus zum Beispiel, dass da jetzt gerade keine Blaualge mehr zu sehen ist und auch der Wind zugenommen hat. Und bei erhöhten Windstärken werden eben diese Zellen natürlich auch wieder durch das Wasser praktisch suspendiert und verteilt und sind dann nicht mehr so gut sichtbar.
Geers: Was heißt das denn jetzt für die Urlauber, Herr Professor Jürgens, die jetzt an die Ostseestrände schon gefahren sind oder noch fahren werden – müssen die besonders vorsichtig sein, gibt es vielleicht auch regionale Unterschiede, wo es stärkere Probleme gibt mit den Algen und wo nicht?
Jürgens: Also ich habe ja hier auch einen Strand direkt hier vor der Haustür, und hier gibt es also noch – in Warnemünde – hier gibt es also noch keine Probleme. Und außerdem gibt es das Landesamt für Umwelt und Naturschutz und Geologie in Güstrow, die auch regelmäßig mit ihren Booten rausfahren, Untersuchungen machen, beispielsweise die Gegend rund um Rügen, rund um Hiddensee. Und sobald dort die Gefahr auftritt, dass tatsächlich mal so diese Blaualgenblüten, die sonst weiter draußen sind, angetrieben werden, dann werden natürlich auch Warnungen ausgesprochen.
Geers: Wir wollen jetzt nicht die Pferde scheu machen, Herr Professor Jürgens, aber dennoch mal gefragt: Wenn Blaualgen im Wasser sind und man dort baden geht, drohen einem Badenden da irgendwelche gesundheitlichen Probleme, kann da was passieren?
Jürgens: Ja, also ich glaube, das Schlimmste, was da eigentlich berichtet wird, ist, dass man allergische Hautreaktionen zeigen kann oder wenn man Wasser schluckt vielleicht Verdauungsstörungen oder Ähnliches. Es gibt Berichte, dass Tiere, die da größere Mengen von getrunken haben, beispielsweise Kühe oder Hunde, dass die daran gestorben sind. Aber so was ist für den Menschen noch nicht festgestellt.
Geers: Was treibt denn die Algenblüte, ist es die Hitzewelle, die aktuelle oder der letzten Tage, oder ist es die Überdüngung oder ist es eine Kombination aus beidem?
Jürgens: Ja, wie meistens ist es natürlich eine Kombination aus beidem. Es handelt sich dabei um stickstofffixierende Blaualgen, die bekommen also ihren Stickstoff aus der Luft – das sind die einzigen Organismen, die dazu in der Lage sind –, aber den anderen Nährstoff, das ist das Phosphat, den bekommen sie natürlich aus dem Wasser, und da spielt die Überdüngung der Ostsee tatsächlich eine wichtige Rolle. Und dann in Kombination mit solchen hohen Temperaturen, hoher Lichteinstrahlung sind das natürlich ideale Bedingungen auch für das Algenwachstum.
Geers: Professor Klaus Jürgens vom Institut für Ostseeforschung in Rostock/Warnemünde war das. Wir haben das Interview vorher aufgezeichnet. Und zu diesem Interview passt die Meldung, die vor zehn Minuten kam: Auch das Landesumweltamt von Mecklenburg-Vorpommern gibt vorläufig Entwarnung. Der Regen, der aufkommende Wind und die rückgängigen Temperaturen führen dazu, dass sich die Situation erst einmal weiter entspannt.
Klaus Jürgens: Ja, für uns ist das erst mal nicht so überraschend, weil wir das eigentlich auch schon ganz gut kennen aus vergangenen Jahren. Das ist ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen, gerade bei so stabilen Schönwetterlagen, wie wir sie in der letzten Zeit hatten, dass diese Blaualgen oder Cyanobakterien an die Oberfläche treiben in großen Mengen, die haben nämlich kleine Gasvesikel, und solche Algenmatten, also Algenmatten akkumulieren eigentlich. Also es handelt sich im Wesentlichen um Blaualgen. Und es ist schon richtig, dass die Satellitenbilder gezeigt haben von vor zwei Tagen, dass praktisch vom Finnischen Meerbusen an über die zentrale Ostsee bis in die westliche Mecklenburger Bucht bei Rügen Blaualgen zu beobachten waren. Aber man darf sich das jetzt auch nicht als einen geschlossenen Algenteppich vorstellen, sondern da gibt es doch einige Flächen, wo die Konzentrationen höher sind, und andere, wo man eben keine findet.
Geers: Sie sagten vorhin, Herr Professor Jürgens, dass es Algenteppiche ja auch in den letzten Jahren gegeben habe. Ist es denn dieses Jahr schlimmer?
Jürgens: Nein, das kann man so nicht sagen, dass es dieses Jahr schlimmer ist, es ist nur wesentlich sichtbarer als zum Beispiel die letzten zwei, drei Jahre, wo wir einfach nicht solche Wetterlagen hatten wie im Moment. Aber wenn wir dann an 2005 beispielsweise denken, da war das durchaus vergleichbar, dass die Hälfte der Ostsee mit solchen Blüten bedeckt ist. Ganz aktuell ist unser Mitarbeiter, der Dr. Wasmund, mit dem Forschungsschiff in der zentralen Gotlandsee, und mit ihm habe ich noch heute Morgen telefoniert. Und da sieht es so aus zum Beispiel, dass da jetzt gerade keine Blaualge mehr zu sehen ist und auch der Wind zugenommen hat. Und bei erhöhten Windstärken werden eben diese Zellen natürlich auch wieder durch das Wasser praktisch suspendiert und verteilt und sind dann nicht mehr so gut sichtbar.
Geers: Was heißt das denn jetzt für die Urlauber, Herr Professor Jürgens, die jetzt an die Ostseestrände schon gefahren sind oder noch fahren werden – müssen die besonders vorsichtig sein, gibt es vielleicht auch regionale Unterschiede, wo es stärkere Probleme gibt mit den Algen und wo nicht?
Jürgens: Also ich habe ja hier auch einen Strand direkt hier vor der Haustür, und hier gibt es also noch – in Warnemünde – hier gibt es also noch keine Probleme. Und außerdem gibt es das Landesamt für Umwelt und Naturschutz und Geologie in Güstrow, die auch regelmäßig mit ihren Booten rausfahren, Untersuchungen machen, beispielsweise die Gegend rund um Rügen, rund um Hiddensee. Und sobald dort die Gefahr auftritt, dass tatsächlich mal so diese Blaualgenblüten, die sonst weiter draußen sind, angetrieben werden, dann werden natürlich auch Warnungen ausgesprochen.
Geers: Wir wollen jetzt nicht die Pferde scheu machen, Herr Professor Jürgens, aber dennoch mal gefragt: Wenn Blaualgen im Wasser sind und man dort baden geht, drohen einem Badenden da irgendwelche gesundheitlichen Probleme, kann da was passieren?
Jürgens: Ja, also ich glaube, das Schlimmste, was da eigentlich berichtet wird, ist, dass man allergische Hautreaktionen zeigen kann oder wenn man Wasser schluckt vielleicht Verdauungsstörungen oder Ähnliches. Es gibt Berichte, dass Tiere, die da größere Mengen von getrunken haben, beispielsweise Kühe oder Hunde, dass die daran gestorben sind. Aber so was ist für den Menschen noch nicht festgestellt.
Geers: Was treibt denn die Algenblüte, ist es die Hitzewelle, die aktuelle oder der letzten Tage, oder ist es die Überdüngung oder ist es eine Kombination aus beidem?
Jürgens: Ja, wie meistens ist es natürlich eine Kombination aus beidem. Es handelt sich dabei um stickstofffixierende Blaualgen, die bekommen also ihren Stickstoff aus der Luft – das sind die einzigen Organismen, die dazu in der Lage sind –, aber den anderen Nährstoff, das ist das Phosphat, den bekommen sie natürlich aus dem Wasser, und da spielt die Überdüngung der Ostsee tatsächlich eine wichtige Rolle. Und dann in Kombination mit solchen hohen Temperaturen, hoher Lichteinstrahlung sind das natürlich ideale Bedingungen auch für das Algenwachstum.
Geers: Professor Klaus Jürgens vom Institut für Ostseeforschung in Rostock/Warnemünde war das. Wir haben das Interview vorher aufgezeichnet. Und zu diesem Interview passt die Meldung, die vor zehn Minuten kam: Auch das Landesumweltamt von Mecklenburg-Vorpommern gibt vorläufig Entwarnung. Der Regen, der aufkommende Wind und die rückgängigen Temperaturen führen dazu, dass sich die Situation erst einmal weiter entspannt.