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Obama reagiert auf Trump-Äußerungen
"Das ist nicht das Amerika, das wir wollen"

Nach dem Attentat in Orlando hat der wahrscheinliche republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump seine Rhetorik gegen Muslime verstärkt. Nun hat Präsident Barack Obama darauf reagiert und deutliche Worte gefunden. Trumps Pauschalurteile über den Islam und die Muslime seien dummes Gerede und Geschwätz.

Von Thilo Kößler | 15.06.2016
    US-Präsident Barack Obama spricht auf einer Konferenz in Washington.
    US-Präsident Barack Obama spricht auf einer Konferenz in Washington. (AFP / Saul Loeb)
    So wütend haben auch altgediente Korrespondenten im Weißen Haus Präsident Obama noch nicht gesehen - seine Replik auf die jüngsten Wahlkampfauftritte des mutmaßlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump geriet zur Generalabrechnung mit dem Politikstil und der populistischen Programmatik des Immobilienmilliardärs. Allerdings nannte Obama Trump nicht ein einziges Mal beim Namen.
    Empört wandte sich der Präsident gegen den Vorwurf, er agiere im Krieg gegen den Terror unentschlossen, konzeptionslos, ja sogar ahnungslos: "Soll das heißen, dass Tausende von Antiterrorspezialisten in den USA und im Rest der Welt diesen Kampf nicht ernstnehmen", fragte Obama wütend.
    Als dummes Gerede und Geschwätz bezeichnete Obama Trumps Pauschalurteile über den Islam und die Muslime. "Wenn wir in die Falle tappen, alle Muslime über einen Kamm zu scheren und damit den Eindruck erwecken, dass wir uns im Krieg mit einer ganzen Religion befinden, dann lassen wir uns vor den Karren der Terroristen spannen", warnte Obama.
    Obama: Trumps Politik in höchstem Maße gefährlich
    Eine Politik, die darauf abziele, ganze Bevölkerungsgruppen auszugrenzen, als potentiell gewalttätig zu denunzieren, ja ihnen pauschal die Einreise zu verweigern - wie Trump das immer wieder fordert: So eine Politik sei im höchsten Maße gefährlich, sagte Obama - es widerspreche im Übrigen sämtlichen Verfassungsgrundsätzen:
    "Die USA sind ein Land, das sich auf fundamentale Freiheiten beruft - die Religionsfreiheit gehört dazu. Es gibt hier keine Religionstests. Wer diese Prinzipien preisgibt, trägt nicht nur zur Radikalisierung bei, sondern verrät alles, was wir schützen wollen."
    Der scheidende Präsident, der sich bisher im Wahlkampf deutlich zurückhielt und erst jetzt die noch nicht offiziell nominierte Kandidatin der Demokratin, Hillary Clinton, offen unterstützt, nahm auch die Spitze der republikanischen Partei ins Visier - dort ist das Unbehagen über Donald Trump, dem die Nominierung auf dem anstehenden Parteitag nicht mehr zu nehmen sein dürfte, deutlich zu spüren.
    "Was sagt ihr eigentlich zu den Vorschlägen Eures Kandidaten?", fragte Obama: Steht ihr hinter ihm? "Das ist jedenfalls nicht das Amerika, das wir wollen, das entspricht nicht unseren Vorstellungen von Demokratie."
    Clinton: Trump fehlt charakterliche Eignung
    Wenig später äußerte sich auch Hillary Clinton auf einer Wahlkampfveranstaltung zu ihrem Kontrahenten Donald Trump. Jetzt, nachdem die Vorwahlen vorüber sind, beginnt im Präsidentschafts-Wahlkampf die heiße Phase - das Massaker von Orlando, der Kampf gegen den Terror wird dabei vermutlich zu einem zentralen Thema werden.
    Hillary Clinton spricht ihrem mutmaßlichen Gegner Donald Trump indes schon jetzt jede Qualifikation und charakterliche Eignung für die Führung der Vereinigten Staaten von Amerika ab. Alles, was Trump nach Orlando von sich gegeben habe, sei beschämend für die Opfer und deren Angehörige gewesen, sagte sie, und unwürdig für das Land.