Bettina Klein: Tag 1 der Ära Barack Obama. In New York sind wir jetzt verbunden mit Steven Sokol. Er ist Vizepräsident des American Council on Germany. Ich grüße Sie, Herr Sokol!
Steven Sokol: Guten Morgen!
Klein: Sie sind direkt in New York. Beschreiben Sie uns kurz: Wie ist die Stimmung in der Stadt? Wird noch gefeiert?
Sokol: Die Stimmung ist ganz, ganz positive. Ich war heute zwar am Fernsehen geklebt, weil ich mir unbedingt die Rede von Barack Obama anhören wollte, aber ein bißchen später war ich am Times Square und es war kaum zu fassen, wie viele Leute da waren. Das war fast wie Silvesternacht, wo man eigentlich denkt, die Leute sind da, um auf den großen Bildschirmen die ganzen Ereignisse in Washington anzugucken. Die Stimmung war wie ein Straßenfest.
Klein: "Change has come to America". Der inzwischen berühmte Satz von Barack Obama, gesprochen auch bei seiner Siegesrede in Chicago am Abend des 04. November. Wandel kommt zu Amerika, Amerika verändert sich. Herr Sokol, wie schnell wird es sich nach Ihrer Meinung tatsächlich verändern?
Sokol: Ich glaube, es wird ein Weilchen dauern. In den letzten Monaten und eigentlich den letzten Wochen ist viel darüber gesprochen worden, wie hoch die Erwartungen sind - sowohl in Amerika als auch im Ausland - bezüglich des neuen Präsidenten. Ich glaube, dass Barack Obama und seine Mannschaft in den letzten Tagen, letzten Wochen wirklich versucht haben, es ein bisschen zu verlangsamen, zu sagen, gerade wie man in seiner Rede gehört hat, dass er gesagt hat, dass die Herausforderungen riesengroß sind und dass sie die Zeit brauchen werden, um sie zu lösen, aber dass wir gemeinsam an diese verschiedenen Herausforderungen und Probleme herantreten können und wirklich zu konkreten Lösungen kommen können.
Klein: "Change", ein großes Wort. Wo denken Sie werden Veränderungen zuerst oder zunächst konkret spürbar werden für die Amerikaner?
Sokol: Er hat eine Riesenlatte an Sachen, die gleichzeitig erarbeitet werden müssen, aber ich glaube, ganz, ganz oben ist die Wirtschafts- und Finanzkrise. Ohne da wirklich einzugreifen, einzusetzen, wird es sowohl was die Innenpolitik, als die Außenpolitik angeht nicht viele Schritte vorangehen können. Insofern, denke ich, wird das Priorität Nummer 1 sein. Ich glaube, dass Barack Obama jemand ist, der wirklich weiß, wie man mit Symbolen arbeitet. Das hat er gezeigt während des Wahlkampfes, auch nachdem er die Wahl gewonnen hat, und ich glaube, dass wir in den kommenden Tagen, wenn nicht kommenden Wochen sehen werden, dass er ein paar symbolische Sachen machen wird, wie zum Beispiel die Schließung von Guantanamo. So schwierig wie das sein mag, das wird, glaube ich, ein Aspekt sein, an dem er arbeiten wird, was wirklich weltweit symbolträchtig und sehr bedeutsam sein kann.
Klein: Um beim Stichwort Symbolik zu bleiben. Die symbolische Bedeutung eines farbigen Präsidenten Obama für die schwarze oder farbige Minderheit im Land ist immer wieder beschworen worden. Können Sie beschreiben, wie sich das in der Praxis wirklich auswirken und zu mehr Gleichberechtigung, mehr gleichen Chancen führen kann?
Sokol: Es war zum Beispiel sehr interessant in seiner Rede. Obama hat Geschichte gemacht, indem er der erste Afro-Amerikaner ist, der zum Präsidenten geworden ist. Aber er hat kaum darüber gesprochen in seiner Rede. Ich denke, durch diese Art, dass es akzeptiert wird, dass er auf einmal akzeptabel ist als Afro-Amerikaner, dieses hohe Amt zu haben, aber einfach nicht unbedingt groß daraus was zu machen, besteht die Chance, dass dies zu einer höheren Gleichberechtigung in der Gesellschaft beitragen kann.
Klein: Um mal eine positive Beobachtung zu formulieren, Herr Sokol. Wenn man jetzt sieht, wie ein Land wie die USA zusammen zu stehen scheinen und wie auch viele Republikaner sagen, das ist unser Präsident, wir unterstützen ihn und wir sind stolz darauf, dass das in unserem Land möglich ist, das kann man ja auch bewundern und sagen, in dieser Hinsicht brauchen die USA keinen Wechsel, oder?
Sokol: Inwiefern keinen Wechsel?
Klein: Ich habe versucht zu beschreiben die Beobachtung, wie sehr jetzt wirklich alle zusammenstehen, zusammen zu stehen scheinen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit, wie auch Republikaner sagen, es ist unser Präsident und wir alle sind stolz darauf, dass das in unserem Land möglich ist, dass eben ein Farbiger Präsident werden kann.
Sokol: Ja, das auf jeden Fall. Man hat gerade in diesen ersten Tagen, wo Obama ein unglaubliches politisches Kapital hat, eine Schulterschließung zwischen den Republikanern und den Demokraten erlebt, wo alle sagen, wir stehen hinter ihm. Natürlich gibt es ein bisschen Skepsis, wie wird er seine Versprechungen aus dem Wahlkampf wirklich zu Politik machen im Sinne von Policy, wo wird er ansetzen, was wird er machen, wie geht es weiter. Die Hoffnung ist sehr groß. Er hat in seiner Rede über eine neue Ära gesprochen. Ich glaube nicht, dass das nur Rhetorik gewesen ist, sondern dass er wirklich in der Lage ist, eine neue Ära einzuführen - durch die Tatsache, dass er auf mehrere Schultern die Arbeit verteilen kann, das heißt sowohl unter Republikanern als auch unter Demokraten.
Klein: Was glauben Sie, täuschen die Menschenmengen, die wir jetzt zum Beispiel gestern auch in Washington gesehen haben, ein wenig darüber hinweg, dass die politischen Gräben in den USA mitnichten zugeschüttet sind, denn knapp die Hälfte der Amerikaner hat Obama ja eben nicht gewählt?
Sokol: Ich glaube, dass man erst mal wirklich auf diese Worte aus dem Wahlkampf zurückkommt, auf die Hoffnung. Die Situation ist sehr schwierig im Moment. Die Herausforderungen sind sehr groß. Das hat Obama wirklich in seiner Rede auch wiederholt angesprochen, dass man in Sachen Infrastruktur, was Straßenbau angeht, anfangen muss, was Gesundheitsreform angeht, was Bildung angeht, also diese Kernthemen, wo jeder in seinem Leben eine Verbesserungsmöglichkeit sieht und weiß, wir müssen es gemeinsam anpacken. Das, glaube ich, war so ein bisschen der Kernpunkt von seiner Rede gestern bei der Amtseinführung, dass es eine neue Ära der Verantwortung gibt, wo alle gefragt sind. Er hat nicht sehr detailliert gesprochen über das, was er am Anfang in seiner Amtszeit vor hat. Das war das, was mir so ein bisschen gefehlt hat. Wie geht es weiter, wo ist jetzt ein Plan? Aber dieser Ruf an die Bevölkerung, dass man mehr machen muss für sich selbst, für das Land, aber auch für den Rest der Welt, dass es diese Verantwortung von jedem gibt und diese jeden mitziehen muss.
Klein: Live aus New York die Einschätzung von Steven Sokol, Vizepräsident des American Council on Germany. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Sokol.
Sokol: Sehr gerne!
Steven Sokol: Guten Morgen!
Klein: Sie sind direkt in New York. Beschreiben Sie uns kurz: Wie ist die Stimmung in der Stadt? Wird noch gefeiert?
Sokol: Die Stimmung ist ganz, ganz positive. Ich war heute zwar am Fernsehen geklebt, weil ich mir unbedingt die Rede von Barack Obama anhören wollte, aber ein bißchen später war ich am Times Square und es war kaum zu fassen, wie viele Leute da waren. Das war fast wie Silvesternacht, wo man eigentlich denkt, die Leute sind da, um auf den großen Bildschirmen die ganzen Ereignisse in Washington anzugucken. Die Stimmung war wie ein Straßenfest.
Klein: "Change has come to America". Der inzwischen berühmte Satz von Barack Obama, gesprochen auch bei seiner Siegesrede in Chicago am Abend des 04. November. Wandel kommt zu Amerika, Amerika verändert sich. Herr Sokol, wie schnell wird es sich nach Ihrer Meinung tatsächlich verändern?
Sokol: Ich glaube, es wird ein Weilchen dauern. In den letzten Monaten und eigentlich den letzten Wochen ist viel darüber gesprochen worden, wie hoch die Erwartungen sind - sowohl in Amerika als auch im Ausland - bezüglich des neuen Präsidenten. Ich glaube, dass Barack Obama und seine Mannschaft in den letzten Tagen, letzten Wochen wirklich versucht haben, es ein bisschen zu verlangsamen, zu sagen, gerade wie man in seiner Rede gehört hat, dass er gesagt hat, dass die Herausforderungen riesengroß sind und dass sie die Zeit brauchen werden, um sie zu lösen, aber dass wir gemeinsam an diese verschiedenen Herausforderungen und Probleme herantreten können und wirklich zu konkreten Lösungen kommen können.
Klein: "Change", ein großes Wort. Wo denken Sie werden Veränderungen zuerst oder zunächst konkret spürbar werden für die Amerikaner?
Sokol: Er hat eine Riesenlatte an Sachen, die gleichzeitig erarbeitet werden müssen, aber ich glaube, ganz, ganz oben ist die Wirtschafts- und Finanzkrise. Ohne da wirklich einzugreifen, einzusetzen, wird es sowohl was die Innenpolitik, als die Außenpolitik angeht nicht viele Schritte vorangehen können. Insofern, denke ich, wird das Priorität Nummer 1 sein. Ich glaube, dass Barack Obama jemand ist, der wirklich weiß, wie man mit Symbolen arbeitet. Das hat er gezeigt während des Wahlkampfes, auch nachdem er die Wahl gewonnen hat, und ich glaube, dass wir in den kommenden Tagen, wenn nicht kommenden Wochen sehen werden, dass er ein paar symbolische Sachen machen wird, wie zum Beispiel die Schließung von Guantanamo. So schwierig wie das sein mag, das wird, glaube ich, ein Aspekt sein, an dem er arbeiten wird, was wirklich weltweit symbolträchtig und sehr bedeutsam sein kann.
Klein: Um beim Stichwort Symbolik zu bleiben. Die symbolische Bedeutung eines farbigen Präsidenten Obama für die schwarze oder farbige Minderheit im Land ist immer wieder beschworen worden. Können Sie beschreiben, wie sich das in der Praxis wirklich auswirken und zu mehr Gleichberechtigung, mehr gleichen Chancen führen kann?
Sokol: Es war zum Beispiel sehr interessant in seiner Rede. Obama hat Geschichte gemacht, indem er der erste Afro-Amerikaner ist, der zum Präsidenten geworden ist. Aber er hat kaum darüber gesprochen in seiner Rede. Ich denke, durch diese Art, dass es akzeptiert wird, dass er auf einmal akzeptabel ist als Afro-Amerikaner, dieses hohe Amt zu haben, aber einfach nicht unbedingt groß daraus was zu machen, besteht die Chance, dass dies zu einer höheren Gleichberechtigung in der Gesellschaft beitragen kann.
Klein: Um mal eine positive Beobachtung zu formulieren, Herr Sokol. Wenn man jetzt sieht, wie ein Land wie die USA zusammen zu stehen scheinen und wie auch viele Republikaner sagen, das ist unser Präsident, wir unterstützen ihn und wir sind stolz darauf, dass das in unserem Land möglich ist, das kann man ja auch bewundern und sagen, in dieser Hinsicht brauchen die USA keinen Wechsel, oder?
Sokol: Inwiefern keinen Wechsel?
Klein: Ich habe versucht zu beschreiben die Beobachtung, wie sehr jetzt wirklich alle zusammenstehen, zusammen zu stehen scheinen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit, wie auch Republikaner sagen, es ist unser Präsident und wir alle sind stolz darauf, dass das in unserem Land möglich ist, dass eben ein Farbiger Präsident werden kann.
Sokol: Ja, das auf jeden Fall. Man hat gerade in diesen ersten Tagen, wo Obama ein unglaubliches politisches Kapital hat, eine Schulterschließung zwischen den Republikanern und den Demokraten erlebt, wo alle sagen, wir stehen hinter ihm. Natürlich gibt es ein bisschen Skepsis, wie wird er seine Versprechungen aus dem Wahlkampf wirklich zu Politik machen im Sinne von Policy, wo wird er ansetzen, was wird er machen, wie geht es weiter. Die Hoffnung ist sehr groß. Er hat in seiner Rede über eine neue Ära gesprochen. Ich glaube nicht, dass das nur Rhetorik gewesen ist, sondern dass er wirklich in der Lage ist, eine neue Ära einzuführen - durch die Tatsache, dass er auf mehrere Schultern die Arbeit verteilen kann, das heißt sowohl unter Republikanern als auch unter Demokraten.
Klein: Was glauben Sie, täuschen die Menschenmengen, die wir jetzt zum Beispiel gestern auch in Washington gesehen haben, ein wenig darüber hinweg, dass die politischen Gräben in den USA mitnichten zugeschüttet sind, denn knapp die Hälfte der Amerikaner hat Obama ja eben nicht gewählt?
Sokol: Ich glaube, dass man erst mal wirklich auf diese Worte aus dem Wahlkampf zurückkommt, auf die Hoffnung. Die Situation ist sehr schwierig im Moment. Die Herausforderungen sind sehr groß. Das hat Obama wirklich in seiner Rede auch wiederholt angesprochen, dass man in Sachen Infrastruktur, was Straßenbau angeht, anfangen muss, was Gesundheitsreform angeht, was Bildung angeht, also diese Kernthemen, wo jeder in seinem Leben eine Verbesserungsmöglichkeit sieht und weiß, wir müssen es gemeinsam anpacken. Das, glaube ich, war so ein bisschen der Kernpunkt von seiner Rede gestern bei der Amtseinführung, dass es eine neue Ära der Verantwortung gibt, wo alle gefragt sind. Er hat nicht sehr detailliert gesprochen über das, was er am Anfang in seiner Amtszeit vor hat. Das war das, was mir so ein bisschen gefehlt hat. Wie geht es weiter, wo ist jetzt ein Plan? Aber dieser Ruf an die Bevölkerung, dass man mehr machen muss für sich selbst, für das Land, aber auch für den Rest der Welt, dass es diese Verantwortung von jedem gibt und diese jeden mitziehen muss.
Klein: Live aus New York die Einschätzung von Steven Sokol, Vizepräsident des American Council on Germany. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Sokol.
Sokol: Sehr gerne!