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Obst und Gemüse aus dem Gewächshaus

Wie jeder, der in der kalten Jahreszeit seine vier Wände warm haben will, schauen auch die Betreiber von Gewächshäusern mit Sorgen auf die Entwicklung der Energiepreise. Denn steigende Kosten für Öl oder Gas bedeuten auch steigende Preise für Obst und Gemüse. Und damit entsteht dem Treibhausprodukt ein enormer Wettbewerbsnachteil gegenüber der Ware, die mit dem Flugzeug eingeflogen wird. Um die Kosten zu minimieren hilft nur, die Energie effizienter zu nutzen.

Von Michael Schlag | 08.12.2005
    Bernd Österle aus Eggenstein bei Karlsruhe ist Gemüsebauer. Sein Gewächshaus wärmt er in den kalten Jahreszeiten mit einer Ölheizung. Doch Jahr für Jahr fressen die steigenden Energiepreise mehr von seinem Gewinn:

    Also bei mir ist das so: ich bin ein relativ kleiner Gemüsebaubetrieb. Ich habe einen Jahresverbrauch von cirka 40.000 Litern Öl. Das heißt dieses Jahr, wo der Heizölpreis 10 Cent höher liegt als letztes Jahr, komme ich ungefähr auf eine Gewinnminderung von 5000 Euro im Jahr.

    Die Arbeitsgruppe "Energieeffizienz im Gartenbau" der Länder Bayern und Baden-Württemberg entwarf vor fünf Jahren noch für den schlimmsten Fall ein Szenario mit Ölpreisen von umgerechnet 40 Cent pro Liter - und sah damit bereits für viele Betriebe die Existenzgefährdung erreicht. Aktuell liegt die Notierung bei 57 Cent – der Anbau von Tomaten und Gurken im Gewächshaus wurde immer teurer. Andreas Teichert von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg:

    Wenn Sie sich die gesamte Kostenstruktur anschauen, dann kommen wir gerade bei diesen Heizenergie-intensiven Kulturen, das ist eben die Tomate und die Gurke, durchaus in Bereiche von 30 bis 40 Prozent der gesamten Kosten, die dann zu Buche schlagen. Und das macht offensichtlich, dass man verstärkt daran arbeiten sollte.

    In jeder Salatgurke aus einem Gewächshaus stecken mittlerweile 13 Cent Kosten für das Heizöl. Weniger heizen und weniger lüften, nachts stärker abkühlen lassen lautet ein Rezept gegen hohe Energiekosten. Ein anderes: Das ganze Gewächshaus mit isolierender Folie verpacken. Peter Berwanger, Technik-Berater beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, verspricht sich den größten Effekt von Energieschirmen. Dabei werden über den Gemüsekulturen im Gewächshaus nachts Tuchsegel ausgerollt. Sie halten die tagsüber aufgestaute Wärme auf der Höhe der Pflanzen. Bei aufgehender Sonne am Vormittag werden die Energieschirme wieder zusammengerafft. Kombiniert mit einer Rechnersteuerung, die sowohl die Lichtstärke der Sonne als auch die Außentemperatur mit kalkuliert, können die Schirme die Energierechnung um ein Drittel verringern. Allerdings nutzen bislang nur wenige Betriebe alle technischen Möglichkeiten, so Berwanger:
    Also es gibt moderne Häuser heute mit Energieschirmen, mit entsprechender Regelstrategie, wo eigentlich alles ausgereizt ist. Auf der anderen Seite gibt es gerade hier im württembergischen und badischen Raum kleinere Gärtnereien, auch ältere Häuser, wo man doch noch erhebliche Potentiale hat. Also ich schätze mal, bei älteren Häusern kann man das Potential durchaus auf 20 bis 25 Prozent beziffern.

    Bei niedrigen Heizölpreisen waren Investitionen in Energiespartechnik lange Zeit nicht rentabel – sie kosteten mehr als die Energie, die man dadurch hätte einsparen können. Das hat sich spätestens seit dem letzten Ölpreisschub geändert. Heute rechnet die Gartenbauberatung vor, dass ein Energieschirm für zum Beispiel 15.000 Euro durch die niedrigere Heizölrechnung schon in drei bis vier Jahren bezahlt sein kann. In den Gewächshäusern hat das Umdenken begonnen. Bernd Österle, Gemüsebauer aus Eggenstein:

    Ja, mit Sicherheit. Die ganzen energiesparenden Maßnahmen, angefangen von der Temperaturreduzierung über Isolationen bis hin zu neuen Energieträgern wie Holz oder Kohle oder Blockheizkraftwerken und solchen Sachen - ich meine, da wird sich jetzt über viele Sachen Gedanken gemacht.