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Ökologie
Plastiknanopartikel schaden Süßwasserorganismen

Plastik-Nanoteilchen behindern die Entwicklung von Algen und Wasserflöhen in Flüssen und Seen. Das fanden niederländische Gewässerforscher heraus, als sie erstmals die Auswirkungen von Nanopartikeln auf Süßwasserlebewesen untersuchten. Die an der Studie beteiligte Umweltforscherin Ellen Besseling von der Universität Wageningen warnte im DLF, die winzigen Teilchen hätten "möglicherweise ähnliche Effekte wie Asbest-Partikel".

Ellen Besseling im Gespräch mit Monika Seynsche | 22.10.2014
    Monika Seynsche: Was haben Sie in Ihrer Studie gemacht?
    Ellen Besseling: Wir haben Süßwasseralgen und Wasserflöhe Kunststoffnanopartikeln ausgesetzt und sahen, dass diese Partikel das Wachstum der Algen und die Reproduktion von Wasserflöhen behinderte.
    Seynsche: : Wie kommt es dazu? Was genau macht das Plastik mit den Organismen?
    Besseling: Es gab weniger neugeborene Individuen bei den Wasserflöhen, die den Nanoplastikpartikeln ausgesetzt waren. Und die Neugeborenen waren kleiner und öfter deformiert, wenn wir sie hohen Konzentrationen von Nanopartikeln aussetzten.
    Seynsche: Und warum haben sie sich überhaupt Süßwasserorganismen angeschaut?
    Besseling: Bislang galt die meiste Aufmerksamkeit den Plastikpartikeln im Ozean, denn dort waren die ersten großen Plastikinseln oder Plastiksuppen beobachtet worden. Wir denken, dass Landflächen und Flüsse die Quellen für das Plastik im Meer darstellen, und das könnte darauf hindeuten, dass Organismen in Flüssen und Seen eben auch dem Plastik ausgesetzt sind. Wir wollten herausfinden, welche Effekte bei ihnen auftreten.
    Seynsche: Es wird ja viel über die Plastikwirbel im Meer diskutiert, aber wo kommt das Plastik in den Süßwassersystemen her?
    Besseling: Das ist ein relativ neues Forschungsgebiet, wir wissen noch nicht viel darüber. Aber Kläranlagen stehen im Verdacht, eine mögliche Quelle für diese Nanoplastikpartikel zu sein. Es gibt allerdings bislang erst einige wenige Untersuchungen im Unterlauf von Kläranlagen. Möglicherweise trägt auch der Oberflächenabfluss von Land oder die Zersetzung von Plastikmüll im Flusswasser zur Entstehung dieser kleinen Plastikpartikel bei.
    Seynsche: Sie haben sich Nano-Plastikpartikel angeschaut. Warum sind die so gefährlich für kleine Tiere?
    Besseling: Nano-Plastikpartikel werden in der Umwelt bislang nicht gemessen, weil uns noch die Methoden fehlen, um sie zu detektieren. Aber wir vermuten, dass sie in der Umwelt existieren, denn sie werden für zahlreiche Produkte produziert und entstehen darüber hinaus möglicherweise bei der Degradation größerer Plastikstücke. Und wenn sie wirklich in der Umwelt vorkommen, dann haben sie möglicherweise ähnliche Effekte wie Asbest-Partikel. So kleine Partikel können auf der Zellebene wirken, und da bekommen wir gerade erst die ersten Ergebnisse. Aber allein aufgrund ihrer Größe könnten sie in die Zellen gelangen und andere Auswirkungen haben als größere Partikel.