Interview der Woche
Ökonom Edenhofer bringt nach Urteil zum Klimafonds höheren CO2-Preis ins Gespräch

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Edenhofer, bringt nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds einen höheren CO2-Preis ins Gespräch. Das sei eine Möglichkeit, um Geldausfälle zu kompensieren, sagte Edenhofer im Interview der Woche des Deutschlandfunks.

    Ottmar Edenhofer mit Anzug, Hemd und Krawatte vor schwarzem Hintergrund. In der Hand hält er ein Mikrofon.
    Ottmar Edenhofer ist Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - und wirbt schon länger für eine höhere CO₂-Bepreisung. (imago / IPON)
    Allgemein sei es allerdings wichtig, die Kosten durch den Klimaschutz für die Menschen in Deutschland zu kompensieren. Es sei ein schweres Versäumnis, dass die Bundesregierung das angekündigte und im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimageld noch nicht umgesetzt habe. Ohne eine Rückerstattung belaste auch ein hoher CO2-Preis einkommensschwache Haushalte überproportional.

    Edenhofer regte außerdem den Abbau klimaschädlicher Subventionen für fossile
    Energieträger an. Das sei dringend geboten und notwendig und könne ein weiterer Hebel gegen Finanzierungsengpässe sein. Vor allem aber setzten diese Subventionen die Zeichen vollkommen falsch und behinderten im Grunde genommen jede erfolgreiche Klimapolitik, unterstrich der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

    "1,5 Grad-Grenze wird überschritten"

    Den Stand der Klimaerwärmung bezeichnete Edenhofer als "ernst und bedrückend". Er geht davon aus, dass das 1,5 Grad-Limit des Pariser Abkommens zumindest zeitweise überschreiten wird - womöglich über mehrere Dekaden. Es sei aber möglich, die Temperatur gegen Ende des Jahrhunderts wieder unter diese Marke zu drücken. Der Klimaforscher meint aber: "Das wird uns nur dann gelingen, wenn wir im großen Maßstab CO2 der Atmosphäre entziehen können, also mit anderen Worten, wenn wir netto negative Emissionen erzeugen". Möglich sei dies etwa durch Aufforstung in großem Stil sowie durch Fortschritte in der Technik.
    In Bezug auf die Erfolgsaussichten der Welt-Klimakonferenz COP28 Ende November in Dubai zeigte sich Edenhofer skeptisch. Die Öl und Gas exportierenden Staaten wollten mit der Nutzung dieser fossilen Rohstoffe weitermachen wie bisher. Außerdem entsprächen die Klimapläne weltweit nicht den Anforderungen.
    Der Deutschlandfunk sendet das Interview am Sonntag, 19.11.2023 um 11.05 Uhr. Hier können Sie es aber bereits lesen. Die Interviews der Woche des Deutschlandfunks können Sie hier anhören.