Zur Frage, wie genau Altersarmut definiert sei, sagte Joachim Ragnitz: "Altersarmut bedeutet, dass man Renteneinkünfte oder überhaupt Alterseinkünfte hat, die unter dem Hartz IV Sätzen liegen."
Der Wirtschaftswissenschaftler zitierte Schätzungen, wonach im Jahr 2030 zehn Prozent aller Rentner unter Altersarmut leiden werden. Das größte Risiko für Altersarmut sei Arbeitslosigkeit - also längere Phasen, in denen keine Beiträge in die Rentenkasse gezahlt werden.
Wenn man Altersarmut bekämpfen wolle, ließe sich das nur über steuerfinanzierte Transferleistungen erreichen, die nach einer Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt würden.
Rentenkonzepte von SPD und FDP nicht zielführend
Zum Rentenkonzept der SPD sagte Ragnitz: Wenn man - wie von der Partei vorgeschlagen - das Rentenniveau und damit auch die Rentenbeiträge stabil halten wolle, ginge das nur über zusätzliche Bundeszuschüsse, die in die Rentenversicherung einfließen würden. Mit Blick auf das Problem Altersarmut, sei dies jedoch nicht zielführend. Altersarmut betreffe eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Wenn man das Rentenniveau für alle stabil halte, begünstige man damit auch Rentner, die das überhaupt nicht nötig hätten.
Auch das Rentenkonzept der FDP, das auf private Vorsorge fokussiere, biete keine Lösung für das Problem: Nur wer gut verdiene, können privat Geld für die Rente ansparen.
Um die zunehmende Altersarmut zu bekämpfen, sei eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ohne Alternative. Die Rente mit 67 - und damit verbunden längere Beitragszeiten - sei der einzige Weg, um die Rentenkassen zu entlasten. Längere Beitragszeiten seien unumgänglich: "Es gibt keine Alternative zur Rente mit 67"
Altersarmut langfristig nur über gute Bildung behoben werden
Er forderte, neben der gesetzlichen Rentenversicherung die private Vorsorge sowie Betriebsrenten als weitere Säulen des Rentensystems zu stärken.
Die beste Vorsorge gegen Altersarmut sei ein vernünftiges Erwerbseinkommen: "Man muss über das Bildungssystem dafür sorgen, dass die Menschen einen vernünftig bezahlten Job bekommen und nicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind."