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Ökonom über Altersarmut
"Es gibt keine Alternative zur Rente mit 67"

Der Ökonom Joachim Ragnitz hat die Konzepte der Parteien zur Stabilisierung des Rentensystems kritisiert. Die Vorschläge böten etwa keine Lösung für das immer größer werdende Problem der Altersarmut, sagte der stellvertretende Leiter der ifo Instituts Dresden im Dlf.

Joachim Ragnitz im Gespräch mit Britta Fecke |
    Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des ifo Instituts Dresden, spricht am 20.10.2016 in Bad Saarow (Brandenburg) beim ersten ostdeutschen Wirtschaftsforum. Nach dem Vorbild des Weltwirtschaftsforums in Davos wollen Politiker, Wissenschaftler und Manager in Bad Saarow über die Aussichten der ostdeutschen Wirtschaft reden.
    Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des ifo Instituts Dresden, sieht keine Alternative zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit, um drängende Probleme des Rentensystems zu lösen (picture alliance / dpa / Bernd Settnik)
    Zur Frage, wie genau Altersarmut definiert sei, sagte Joachim Ragnitz: "Altersarmut bedeutet, dass man Renteneinkünfte oder überhaupt Alterseinkünfte hat, die unter dem Hartz IV Sätzen liegen."
    Der Wirtschaftswissenschaftler zitierte Schätzungen, wonach im Jahr 2030 zehn Prozent aller Rentner unter Altersarmut leiden werden. Das größte Risiko für Altersarmut sei Arbeitslosigkeit - also längere Phasen, in denen keine Beiträge in die Rentenkasse gezahlt werden.
    Wenn man Altersarmut bekämpfen wolle, ließe sich das nur über steuerfinanzierte Transferleistungen erreichen, die nach einer Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt würden.
    Rentenkonzepte von SPD und FDP nicht zielführend
    Zum Rentenkonzept der SPD sagte Ragnitz: Wenn man - wie von der Partei vorgeschlagen - das Rentenniveau und damit auch die Rentenbeiträge stabil halten wolle, ginge das nur über zusätzliche Bundeszuschüsse, die in die Rentenversicherung einfließen würden. Mit Blick auf das Problem Altersarmut, sei dies jedoch nicht zielführend. Altersarmut betreffe eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Wenn man das Rentenniveau für alle stabil halte, begünstige man damit auch Rentner, die das überhaupt nicht nötig hätten.
    Auch das Rentenkonzept der FDP, das auf private Vorsorge fokussiere, biete keine Lösung für das Problem: Nur wer gut verdiene, können privat Geld für die Rente ansparen.
    Um die zunehmende Altersarmut zu bekämpfen, sei eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ohne Alternative. Die Rente mit 67 - und damit verbunden längere Beitragszeiten - sei der einzige Weg, um die Rentenkassen zu entlasten. Längere Beitragszeiten seien unumgänglich: "Es gibt keine Alternative zur Rente mit 67"
    Altersarmut langfristig nur über gute Bildung behoben werden
    Er forderte, neben der gesetzlichen Rentenversicherung die private Vorsorge sowie Betriebsrenten als weitere Säulen des Rentensystems zu stärken.
    Die beste Vorsorge gegen Altersarmut sei ein vernünftiges Erwerbseinkommen: "Man muss über das Bildungssystem dafür sorgen, dass die Menschen einen vernünftig bezahlten Job bekommen und nicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind."