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Ökonomie und Corona
EZB bewertet Gefahrensituation für den Euroraum neu

Vor einer Woche hatte die EZB ein Paket gegen die Coronakrise geschnürt. Jetzt will sie mit einem neuen milliardenschweren Notkaufprogramm die wirtschaftlichen Folgen abfedern. Die neue Reaktion der EZB zeige, wie ernst die Lage sei, erklärte Dlf-Wirtschaftsxperte Klemens Kindermann.

Klemens Kindermann im Gespräch mit Silvia Engels |
Der Turm der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main
Es gebe "keine Limits" beim Einsatz der EZB für den Euro. Man werde "alles Notwendige" tun, erklärte die EZB. (Getty Images / Thomas Lohnes)
Die EZB will die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abfedern. Dafür kündigt sie ein neues milliardenschweres Notkaufprogramm an. Aus Sicht des Deutschlandfunk-Wirtschaftsexperten Klemens Kindermann ist das eine gute Entscheidung, denn die Lage sei noch gefährlicher als gedacht. Er erklärte im Dlf: In der Wortwahl lehne sich die neue EZB-Chefin Christine Lagarde jetzt an ihren Vorgänger Mario Draghi an: Es gebe "keine Limits" beim Einsatz der EZB für den Euro. Man werde "alles Notwendige" tun, erklärte die EZB. Das erinnert an die entscheidenden Worte Draghis in der Eurokrise 2012, man werde alles Nötige tun: "Whatever it takes", um den Euro zu retten.
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Das neue Anleihekaufprogramm soll ein Volumen von 750 Milliarden Euro haben – wird das reichen?
Sicherheitshalber habe die EZB heute Nacht bereits angekündigt, sie sei auch bereit, den Umfang der Anleihenkäufe in Höhe von einer Dreiviertel Billion gegebenenfalls aufzustocken, sagte Klemens Kindermann im Dlf. Das Programm mit dem Namen PEPP für Pandemic Emergency Purchase Programme solle so lange laufen, bis die "Krisenphase" vorüber sei, mindestens bis Jahresende.
Erst heute vor einer Woche hatte die EZB bereits ein Paket gegen die Corona-Krise geschnürt. Da waren schon zusätzliche Anleihekäufe in Höhe von 120 Milliarden Euro enthalten. Jetzt diese eklatante Ausweitung – das zeige, dass die EZB die ökonomische Gefahrensituation für den Euroraum nun innerhalb weniger Tage deutlich höher einschätzt, so Kindermann im Dlf.
Auch Staatsanleihen Griechenlands sollen jetzt gekauft werden können – wie ist das zu bewerten?
Das Vorgehen zeige deutlich, dass die EZB bereits die "Nachhölle" der Coronakrise im Blick habe, denn es könnte eine zweite Euro-Krise folgen. 2012, so erklärte Kindermann im Dlf, ging es um Griechenland, das den Euro fast hätte verlassen müssen.
Jetzt gehe es um Italien, das aktuell am meisten von der Pandemie betroffen ist, wo ein Zusammenbruch der Wirtschaft und eine Zahlungsunfähigkeit des Staates zumindest an den Finanzmärkten als Risiko gesehen wird. Die Staatspapiere Italiens würden jetzt schon reihenweise abgestoßen.
Und deshalb habe Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dieses neue EZB-Notpaket von heute Nacht auch genau in diese Richtung bewertet: "Das Ziel, das wir alle gemeinsam haben, ist zu verhindern, dass der Euroraum insgesamt in eine Schieflage kommt. Das kann natürlich geschehen oder könnte geschehen, wenn einzelne Mitgliedstaaten in eine schwierige Situation geraten."
Peter Altmaier (CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Bundeswirtschaftsminister Altmaier: "Entscheidend ist, dass wir schnell und unbürokratisch helfen"
Die Bundesregierung wolle alle Unternehmen, auch Kleinbetrieben und Selbstständigen, in der aktuellen schwierigen Lage helfen, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Dlf.
Gemeint sei hier mit Sicherheit das Mitgliedsland Italien, immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, wo die Frage ist, ob die anderen Euro-Staaten ein so großes Land überhaupt stabilisieren können.
Die EZB will jetzt auch besonders Unternehmensanleihen kaufen – warum?
Ziel sei, so Klemens Kindermann im Dlf, dass Unternehmen nicht in Finanzierungsengpässe geraten, wenn etwa Anleihen auslaufen. Erstmals in der Geschichte der EZB sollen jetzt auch kurzfristige Unternehmensanleihen gekauft werden, sogenannte "Commercial Paper". Das war früher wegen der Risiken eine heilige Kuh, jetzt in der Krise geht aus Sicht der EZB offenbar auch das.
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