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Ökumene
"Die katholische Titanic ist vor den Eisberg gefahren"

Keine Kommunion für Protestanten, nicht einmal wenn sie mit Katholiken verheiratet sind. Das hat der Vatikan nun entschieden. Damit sei nicht nur ein Vorschlag der Deutschen Bischofskonferenz gescheitert, auch Franziskus' Reformer-Nimbus bröckele, sagt der Journalist und Theologe Joachim Frank.

Joachim Frank im Gespräch mit Levent Aktoprak | 05.06.2018
    Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier
    Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier (dpa / picture alliance / Donatella Giagnori )
    "Die katholische Titanic ist gestern mit Karacho vor den Eisberg gefahren. Das Programm des Papstes, dezentrale, differenzierte Lösungen für die Weltkirche zu finden, ist offenkundig gescheitert." So deutet der Theologe und Chefkorrespondent der DuMont-Mediengruppe Joachim Frank das Nein aus Rom zum Kommunionempfang für protestantische Ehepartner. Die Glaubenskongregation und Papst Franziskus hatten gestern einen Vorschlag der Mehrheit der deutschen Bischöfe zurückgewiesen. Dieser sah vor, konfessionsverschiedenen Ehepaaren die gemeinsame Kommunion zu ermöglichen. Die Bischöfe seien in eine Falle gegangen, indem sie sich auf die "geistliche Notlage" der Paaren bezogen hätten, so Frank. Das habe sie angreifbar gemacht.
    Das Thema sei deshalb für die katholische Kirche so wichtig, weil es um ihr Selbstverständnis gehe. Die Gegner einer Kommunionteilnahme von Protestanten befürchteten, dass damit eine Gemeinschaft zwischen katholischer und evangelischer Kirche hergestellt werde, die es nicht gebe. "Der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki, spricht von einer nur simulierten Gemeinschaft", sagte Frank. "Simulation - das ist ja fast etwas Kriminelles."
    "Jetzt ist der Roll-back angesagt"
    Aus Sicht der Glaubenskongregation hätten Protestanten das falsche Abendmahlverständnis. Dazu Frank: "Jahrelang haben beide Kirchen versucht, das Gemeinsame zu finden, jetzt ist der Roll-back angesagt. Man sucht das Trennende und zieht das Eucharistieverständnis so hoch, das keiner drankommt. Nicht einmal Katholiken."
    Dass Franziskus auf dieses Nein eingeschwenkt sei, sei einerseits inkonsequent, anderseits entspreche es seinem Kurs: Bloß nichts aufschreiben, aber die Praxis so lassen wie sie ist.
    Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Rainhard Marx, war der Brief auf Rom eine Überraschung. "Das ist ein schwerer Schaden für Marx", sagte Frank. "Er ist in der Bischofskonferenz umstritten. Es gibt massive Friktionen in der Bischofskonferenz. Da wird er seine liebe Not haben."