Montag, 29. April 2024

Olympia 2024
Frankreich entdeckt Falschnachrichten-Kampagnen aus Aserbaidschan

Im kommenden Jahr finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt. Wenige Monate vorher entdeckt Frankreich nun schädigende Kampagnen gegen sich in den Sozialen Medien. Die Posts rufen auch zum Boykott der Spiele auf. Laut der französischen Ermittler haben viele eine Verbindung zu Aserbaidschan.

Von Christiane Kaess | 19.11.2023
Paris 2024, Fackel für die Olympischen Sommerspiele wird präsentiert Fabrication de la torche des Jeux Olympique PHOTOPQR/OUEST FRANCE/Thomas Brégardis / Ouest-France  Vire  17/11/2023  Vire Normandie Calvados Fabrication de la torche des Jeux Olympique de Paris 2024 à lusine Guy Degrenne en partenariat avec ArcelorMittal. Thomas Brégardis / Ouest-France ArcelorMittal manufactured the Torches of the Olympic Games  for Paris 2024. *** Local Caption *** Vire Calvados France PUBLICATIONxNOTxINxFRAxBELxSUIxUK Copyright: xPHOTOPQR/OUESTxFRANCE/MAXPPPxThomasxBrégardisx/xOuest-Francex 20231117OFR0103 0365243463st
Teile der Fackel für die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024 (IMAGO / MAXPPP / IMAGO / Thomas Brégardis / Ouest-France)
Auf einen Startschuss laufen Athleten los. Nur drei Sekunden später sind die Bilder von Sicherheitskräften mit Schutzschildern und Helmen zu sehen. So geht das mit Musik untermalte Video auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, weiter.
Zwischen schnellen Schnitten von Wettkämpfen im Volleyball und Hochsprung oder Schwimmern, die ins Wasser springen, immer wieder Demonstranten. Polizisten stoßen sie auf den Boden oder bespritzen sie mit Wasserwerfern. Die Botschaft am Ende der knapp 40 Sekunden kommt als Frage in rotbraunen Buchstaben über einem Standbild, auf dem mehrere Polizisten einen Demonstranten festhalten: Menschenrechte - Fragezeichen?
Darüber prangt das Emblem der Olympischen Spiele 2024 in Paris: die olympische Flamme in weiß im Kreis einer Goldmedaille. Diese und ähnliche Bilder sollten offensichtlich Frankreichs Image als Organisator der Olympischen Spiele 2024 schaden - zum Ärger der französischen Behörden.

Posts rufen zum Boykott der Spiele auf

Der staatliche Diensleister „Viginum“,  der im Internet öffentliche Debatten vor manipulierter Information aus dem Ausland schützen soll, hat die Kampagne Ende Juli entdeckt. Die Presseagentur Agence France-Presse konnte den Bericht dazu von Viginum einsehen und weitere französische Medien berichten darüber. Demnach begannen die Ermittlungen Ende Juli. Es wurden mehrere Beiträge auf X entdeckt, die zum Boykott der Spiele aufriefen und massiv geteilt wurden. Das beschriebene Video z.B. wurde millionenfach geklickt. In dem Bericht der Behörde Viginum heißt es:
„Die Veröffentlichungen inszenieren Bilder von Aufständen oder der Stadt Paris und bilden jedes Mal das Logo der Olympischen Spiele, die offiziellen Konten der Olympischen Spiele auf X, sowie die Hashtags #Paris2024 oder #BoycottParis2024 ab.“
Mehr als 1600 dieser Clips oder Bilder zählte Viginum. Deren Veröffentlichung gehe auf gut 90 Internet-Konten zurück, so heißt es von den Ermittlern. Diese vermuten, dass die Verbreitung künstlich vervielfacht wurde. Denn einige dieser Konten seien nicht authentisch, wenn es um deren Aktivität oder Profil geht. 40 davon seien im Juli erstellt worden und hätten nichts anderes verbreitet als Inhalte, die zum Boykott der Olympischen Spiele in Frankreich aufrufen.

Täter werden in Aserbaidschan vermutet

Ein Großteil der Konten, so der Bericht von Viginum weiter, habe eine Verbindung mit Aserbaidschan. Das kann ein Foto mit der aserbaidschanischen Flagge sein oder Erklärungen des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew. Die mutmaßlichen Täter verrieten sich auch durch eine falsche Rechtschreibung französischer Städte, vermutlich durch die wörtliche Übersetzung aus dem Aserbaidschanischen.
Die französisch-aserbaidschanischen Beziehungen sind seit längerem angespannt. Frankreich hat in den letzten Monaten versucht, im Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien zu vermitteln und dabei u.a. Armenien unterstützt. Laut Viginum beschädige die Internet-Kampagne grundlegende Interessen der französischen Nation. Die Ermittler rechnen mit weiteren Kampagnen gegen die Olympischen Spiele 2024.