Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Olympia-Bewerbung 2022
Kasachstan will mit Winterspielen das Volk vereinen

Almaty im autoritär geführten Kasachstan will die Olympischen Winterspiele 2022 ausrichten - das IOC entscheidet am 31. Juli, wer den Zuschlag erhält. Die Führung in Kasachstan wirbt unisono für das Großereignis. Kritiker befürchten eine Umweltkatastrophe.

Von Gesine Dornblüth | 26.07.2015
    Der kasachische Eiskunstläufer Denis Ten, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2014, zeigt ein Modell des Olympischen Parks für die Spiele 2022 in Almaty.
    Der kasachische Eiskunstläufer Denis Ten, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2014, zeigt ein Modell des Olympischen Parks für die Spiele 2022 in Almaty. (AFP - Fabrice Coffrini)
    Das Promo-Video des kasachischen Olympiabewerbers Almaty verspricht der Welt eine „neue Vision" der Winterspiele: Erschwinglich, nachhaltig, grün, unterhaltsam. Das Motto der Bewerbung: „Sei du selbst".
    Almaty hatte sich bereits für die Olympischen Winterspiele 2014 beworben, war aber in der Vorauswahl ausgeschieden. Die Stadt liegt am Fuß des mächtigen Tien-Shan-Gebirges. Die Schnee bedeckten Gipfel scheinen zum Greifen nah. Im sogenannten Bidbook mit den Details der Olympiabewerbungen wirbt Almaty denn auch vor allem mit kurzen Wegen. Alle Sportstätten sollen im Umkreis von 30 Kilometern liegen. Damit hatte schon Sotschi 2014 gepunktet. Doch im Unterschied zum russischem Austragungsort, wo seinerzeit alles für Olympia neu gebaut werden musste, sind in Almaty die meisten Sportstätten schon vorhanden.
    Bürger versprechen sich Aufschwung von den Spielen
    Ein Teil wurde bei den Asien-Winterspielen 2011 erprobt, die anderen wurden für die Winter-Universiade 2017 geschaffen. Neubauten speziell für Olympia gäbe es vor allem im Stadtgebiet, zum Beispiel das Olympische Dorf und eine große Eisarena. Jewgenij, Bankangestellter aus Almaty, geht im Winter oft in den Bergen Skilaufen. Er verbringt seine Frühstückspause in einem Straßencafé, bei Kaffee und Croissant.
    "Alles, was mit Sport zu tun hat, alle internationalen Großereignisse sind gut für Kasachstan und für Almaty. Das bringt Touristen und Investitionen. Denn die fließen dahin, wo Wohlstand herrscht. Und Olympia heißt Wohlstand, Arbeitsplätze und eine höhere Lebensqualität."
    Almaty ist mit gut 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kasachstans. Sie war lange Hauptstadt. Die wurde vor einigen Jahren nach Astana verlegt, eine Glitzermetropole in der kasachischen Steppe. Seitdem fließt das Kapital dorthin, und Almaty wirkt im Vergleich zu Astana wie eine etwas verschlafene sowjetische Großstadt. Vor allem hat sie ein gewaltiges Verkehrsproblem. Stau gehört zum Alltag. Die Metro ist unterentwickelt. Umweltschützer wie Abai Erekonov fürchten, dass sich die Lage durch Olympia weiter verschlechtern würde.
    Kritiker kaum zu hören
    "Man kann hier 2022 keine Olympischen Spiele durchführen. Almaty ist auch so schon die am stärksten verschmutzte Stadt Kasachstans. Es gibt keinen vernünftigen öffentlichen Nahverkehr. Wenn jetzt auch noch ein Bauboom einsetzt, haben wir bis dahin eine Umweltkatastrophe."
    Die Olympiakritiker sind allerdings kaum zu hören. Ein kasachischer Fernsehsender veröffentlichte im Februar eine Meinungsumfrageumfrage. Darin stimmten 79 Prozent für die Winterspiele in Almaty. Zehn Prozent waren dagegen. Aussagekräftig sind diese Werte aber nicht. Denn Kasachstan ist ein autoritärer Staat. Und die Führung des Landes wirbt unisono für das Großereignis. Sie sieht darin, wie schon die Regierung Russlands mit Sotschi, die Möglichkeit, die Nation im Patriotismus zu vereinen. Die stellvertretende Bürgermeisterin von Almaty, Zauresch Amanscholowa.
    "Wenn das Land Olympische Spiele ausrichtet, dann diszipliniert das nicht nur die Menschen in Almaty, sondern jeden Bürger Kasachstans. Sie können mit Stolz sagen: Das findet in meinem Land statt."
    Ob das tatsächlich eintritt, oder ob die Winterspiele 2022 nach Peking gehen, steht in Kürze fest.