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Online-Modehändler
Zalando will weiter wachsen

Innerhalb von acht Jahren hat sich Zalando zum größten Online-Modehändler Europas entwickelt. Im Herbst 2014 ging das Unternehmen an die Börse. Nun wurde die Jahresbilanz 2015 veröffentlicht, die erste seit Börsengang: Zalando konnte den Umsatz steigern und will weiter wachsen.

Von Dieter Nürnberger | 01.03.2016
    Schuhe von Zalando stehen auf dem Karton.
    Schuhe von Zalando (bestellt aus dem Internet) stehen auf dem Karton, (dpa / picture alliance / Wolfram Steinberg)
    Die Gegend rund um die Mercedez-Benz-Arena in Berlin, immerhin die größte Mehrzweckhalle in der Hauptstadt, ist derzeit Großbaustelle. Auch das Terrain für den Zalando-Campus ist schon abgesteckt. Die neue Konzern-Zentrale im Szene-Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain wird über 40.000 Quadratmeter umfassen - Mitte 2018 sollen Tausende Mitarbeiter hier einziehen. Ein heller, geschwungener Bau - das Credo des E-Commerce-Anbieters - nämlich jung, dynamisch und flexibel zu sein, soll sich hier auch architektonisch wiederspiegeln.
    Europas größter Online-Modehändler konnte 2015 den Umsatz um gut ein Drittel auf knapp drei Milliarden Euro steigern. Und zum zweiten Mal in Folge war das Unternehmen profitabel: Unterm Strich stand 2015 ein Gewinn von rund 121 Millionen Euro. "Nie waren wir stärker" - sagt deshalb Rubin Ritter vom Vorstand von Zalando. Das Unternehmen will dennoch am Boden bleiben, Pläne anderer, beispielsweise von Branchenprimus Amazon, eine eigene Modemarke zu kreieren, stünden nicht auf der Agenda:
    "Mode zu verkaufen ist etwas Emotionales. Es unterscheidet sich vom Bücher- oder Elektronikverkauf. Und für viele Modemarken sind wir der führende Vertriebspartner im europäischen Online-Geschäft. Unsere Position ist da sehr stark - deswegen beunruhigen uns so mache Pläne der Konkurrenz auch nicht."
    Mehr als 1.500 Marken im Angebot
    Zalando steckte zuletzt viel Geld in die Verbesserung ihrer Smartphone-App. Das Modeangebot wurde inzwischen auf mehr als 1.500 Marken gesteigert. Neue Logistikzentren eröffnet. Inzwischen arbeiten international mehr als 10.000 Beschäftigte für das Unternehmen, 2015 wuchs die Belegschaft um knapp ein Drittel. Da überrascht es fast, dass die Umsatzprognose für das laufende Jahr vergleichswiese bescheiden ausfällt.
    "Für 2016 heißt dies, dass wir unsere Langfrist-Wachstumsziele weiter verfolgen: Die liegen zwischen 20 und 25 Prozent. Und im laufenden Jahr werden wir uns hier am oberen Rand dieses Korridors bewegen."
    Das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz gilt als gefestigt, in einzelnen anderen europäischen Ländern steht allerdings noch ein Minus vor der Bilanz. Zur Geschäftspraxis bei Zalando gehört die kostenlose Rücksendemöglichkeit bestellter Waren. Analysten hatten dies in der Vergangenheit stets als Renditekiller bewertet. Im laufenden Jahr will der Konzern rund 200 Millionen in den weiteren Ausbau von Technologie und Logistik stecken. Es gehe um Zusammenarbeit, sagt Vorstand Rubin Ritter.
    "Unsere Wachstumspläne in diesem Bereich betreffen eher logistische Fragen, wie die Optimierung der Prozesse in den Warenhäusern. Derzeit planen wir nicht, mit direkten Investitionen in die sogenannte letzte Meile einer Lieferung einzusteigen. Sicherlich passiert da im Moment eine ganze Menge - es gibt aufstrebende Unternehmen wie Uber oder auch andere. Aber nach derzeitigem Stand werden wir hier nicht investieren."
    Unternehmenszentrale in Berlin soll rund 140 Millionen Euro kosten
    Die neue Unternehmenszentrale soll rund 140 Millionen Euro kosten. Berlin ist zwar nicht Silicon Valley - doch soll das Bauprojekt nach der Fertigstellung zumindest äußerlich an so manches Vorbild in Kalifornien erinnern.