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Orden für Lewandowski in Polen
Ehrung als Ablenkung

Fußballprofi Robert Lewandowski hat in seiner Heimat Polen einen hohen Orden verliehen bekommen. Er repräsentiere das Land auf herausragende Weise, erklärte Staatspräsident Duda. Kritiker werfen dem Politiker vor, mit der Ehrung von der starken Ausbreitung des Coronavirus ablenken zu wollen.

Von Florian Kellermann | 25.03.2021
Duda geht mit dem Orden in der Hand auf Lewandowski zu.
Der polnische Präsident Andrzej Duda legt Fußballspieler Robert Lewandowski einen Orden um (picture alliance / PAP | Leszek Szymanski /dpa)
Das polnische Präsidentenkanzlei hat die Zeremonie für Robert Lewandowski zu einem kurzen Videoclip verarbeitet. Dramatische Musik, der Moment der Ordensübergabe in Zeitlupe – und bedeutungsschwere Worte von Staatsoberhaupt Andrzej Duda:
"Das ist ein großer Moment für mich, dass ich Ihnen, einem großartigen Fußballspieler, weltweit ganz sicher einem der besten, diese hohe staatliche Auszeichnung überreichen kann. Sie repräsentieren auf herausragende Weise Polen und unterstreichen das auch immer. Dafür bin ich Ihnen als Präsident der Republik Polen enorm dankbar. Herzlichen Glückwunsch!"
Nicht erst der Videoclip, schon die Zeremonie, sorgte für Kritik in Polen. Regierungsgegner werfen Duda vor, die Erfolge von Athletinnen und Athleten zu instrumentalisieren und dadurch von den eigentlichen Problemen abzulenken.
Tatsächlich dürfte die Regierung der rechtskonservativen Partei PiS, aus der Duda stammt, dankbar sein für die schönen Bilder aus dem Präsidentenpalast. Denn das Coronavirus hat Polen fest im Griff, die Sieben-Tage-Inzidenz bewegt sich auf die Marke 450 zu.

Morawiecky: "Bei Kanzlerin Merkel interveniert"

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki machte es deshalb zur Chefsache, dass Robert Lewandowski in der kommenden Woche nach London reisen darf, um dort mit der polnischen Nationalelf gegen England zu spielen. Er habe bei Bundeskanzlerin Angela Merkel interveniert, damit der Sportler nach seiner Rückkehr nach München nicht in Quarantäne müsse, bestätigten polnische Regierungskreise.
Regierungsnahe Sportler lobten Morawiecki dafür, so Jan Tomaszewski, legendärer Nationaltorhüter:
"Wenn die deutsche Regierung, wenn Kanzlerin Merkel irgendwelche Corona-Maßnahmen verhängt, dann ist das ihr Problem. Das muss uns völlig egal sein. Wenn Lewandowski oder andere nicht hätten spielen können, dann hätten wir gar nicht spielen sollen. Es kann nicht sein, dass ein Deutscher oder auch ein Franzose unsere Nationalmannschaft aufstellt."
Die Diskussion richtete sich nicht nur auf die Versuche der Regierung, mit dem Sport zu punkten. Sondern auch auf Lewandowski. Oppositionspolitiker kritisierten ihn heftig dafür, dass er von Staatspräsident Duda eine Auszeichnung annahm. Ob er nicht mitbekommen habe, dass die Regierung die Demokratie im Land aushebele, so der Vorwurf. Lewandowski selbst hat sich zu den Anschuldigungen bisher nicht geäußert.