
Die Schadenssumme lag bei 2,64 Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel davon entfielen auf Computer-Kriminalität, obwohl dieser Bereich nur vier Prozent der Ermittlungsverfahren ausgemacht hat. Dabei greifen Hacker über das Internet Firmen, öffentliche Institutionen und Privatpersonen an, stehlen oder verschlüsseln Daten und verlangen dann hohe Geldsummen, um diese wieder freizuschalten.
Immer häufiger werden Aktivitäten als eine Art Dienstleistung angeboten, etwa bei der Geldwäsche. Die Summe des gewaschenen Geldes stieg den Angaben zufolge auf 230,5 Millionen Euro - von 166 Millionen Euro im Jahr 2023. "Crime as a Service" sei in diesem Bereich für beide Seiten äußerst lukrativ: Die Auftraggeber könnten leichter Gewinne krimineller Herkunft in den legalen Wirtschaftskreislauf einschleusen, und die illegalen Dienstleister kassierten hohe Provisionen. Diese Professionalisierung sei eine Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden, heißt es im Lagebild.
Dobrindt: Netzwerke finanziell austrocknen
Bundesinnenminister Dobrindt bezeichnete bei der Vorstellung des Berichts in Wiesbaden die Organisierte Kriminalität als eine der größten Bedrohungen für den Rechtsstaat. Man müsse die Geldquellen der Netzwerke konsequent austrocknen. BKA-Präsident Münch erklärte, man setze auf eine intensive nationale und internationale Zusammenarbeit.
Hauptbetätigungsfeld der Organisierten Kriminalität blieb der Rauschgifthandel. Das Absinken der Drogendelikte um 34 Prozent im vergangenen Jahr sei eine "statistische Verzerrung" durch die Cannabis-Teillegalisierung, sagte Dobrindt. Die Anzahl der Fälle mit Blick auf Drogen wie Ecstasy, Crystal und Kokain habe sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Harte, synthetische Drogen seien "auf dem Vormarsch".
Das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis sei dabei aus seiner Sicht "richtig schädlich für unsere Gesellschaft", sagte Dobrindt. Dem kriminellen Drogenhandel werde damit "Tür und Tor geöffnet".
Münch: Drogenkartelle sind "höchst innovativ"
BKA-Chef Münch verwies darauf, dass die Drogenkartelle ihre Methoden bei Lieferungen etwa über Seehäfen oder Abwürfe von Kokain-Paketen vor der Küste "immer wieder anpassen". Sie seien dabei "höchst innovativ" und nutzten zur Aufnahme der Ware beispielsweise Tauchboote, sagte Münch bei der Pressekonferenz mit Dobrindt. Über chemische Verfahren würden Drogen wie Kokain zudem in legale Importware wie Gewürze oder Saft gemischt, womit sie bei Kontrollen nur schwer erkennbar seien.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Streeck, sagte bei dem Pressetermin, die Zahl von 2.137 Drogentoten im vergangenen Jahr sei "wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs". Junge Menschen konsumierten mehr als früher. Kokain-Konsum sei "nicht mehr ein Randphänomen", sondern "in der Mitte der Gesellschaft angekommen". Es gebe auch zunehmend Hinweise auf eine "sich anbahnende Opioid-Krise", erklärte der Mediziner und CDU-Politiker.
Gewalt in allen Facetten - Kinder und Jugendliche im Fokus
Ein durchgängiges Begleitphänomen der Organisierten Kriminalität sei die Gewaltanwendung, heißt es im Lagebericht. Diese gefährde "zunehmend die Sicherheit im öffentlichen Raum". Gewalt richte sich gegen Unbeteiligte, aber auch gegen andere Kriminelle. Sie sei sowohl gruppenintern - "zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung und Sanktionierung von Fehlverhalten" - wie auch im Wettstreit krimineller Organisationen - "zur Durchsetzung der eigenen Interessen gegenüber konkurrierenden Gruppierungen" - zu beobachten.
Dabei würden zunehmend Kinder und Jugendliche angeworben. Kriminelle Gruppen rekrutieren sie demnach für Drohungen, Angriffe und auch Tötungen. Hierzu würden beispielsweise Gaming-Plattformen genutzt, wobei sprachliche und emotionale Manipulationsstrategien zum Einsatz kämen. Allerdings liege die Beauftragung Minderjähriger mit schweren Straftaten in Deutschland zahlenmäßig noch weit unter dem Niveau in anderen europäischen Staaten.
Diese Nachricht wurde am 24.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.




