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Orientierungshilfe
Ein Siegel für Diabetes-Apps

Wie bei vielen medizinischen Problemen gibt es auch für Menschen mit Diabetes eine große Auswahl an Anwendungen für das Smartphone. Doch welche Apps nützen dem Patienten wirklich? Ein Siegel soll Diabetikern die Auswahl der App erleichtern.

Von Christina Sartori | 15.05.2018
    Schon länger gibt es Blutzuckermessgeräte auch für das Handy. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2011. Mittlerweile wird es immer schwerer, bei den Apps den Durchblick zu erhalten.
    Schon länger gibt es Blutzuckermessgeräte auch für das Handy - so stammt dieses Bild aus dem Jahr 2011. Mittlerweile existieren etliche Apps, bei denen aber nicht immer klar ist, ob sie auch tatsächlich eine Hilfe sind. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Egal ob Typ 1 oder Typ 2 - Diabetiker sind nicht anders als Menschen, die kein Problem mit dem Blutzuckerspiegel haben. Auch sie besitzen in vielen Fällen ein Smartphone und auch sie nutzen die ein oder andere App. Manchmal eben auch eine der vielen Apps, die helfen wollen, besser mit der "Zuckerkrankheit" zu leben. Das kann auch funktionieren, meint Prof Dr. Jochen Seufert vom Universitätsklinikum Freiburg und Kongresspräsident des Diabetes Kongresses 2018: "Der Diabetes mellitus ist da eine Modellerkrankung, bei der Apps von vorneherein gut helfen können. Da geht es um Gewichtsreduktion, um Ernährung, Abstimmung auf Ernährung auf Insulintherapie, auf andere medikamentöse Therapie; wie viel Kalorien verbrauche ich, wenn ich mich wie bewege. All diese Aspekte muss ja ein Diabetiker unter einen Hut bringen - da können Apps im Besonderen helfen."
    Was ist eine gute App?
    Doch wie auch für andere Apps gilt für Diabetes-Apps: Es werden viele angeboten, aber nicht alle sind gut. Und nicht immer ist es leicht zu erkennen, welche Diabetes-App eine gute App ist. Hier bietet die eigens dafür geschaffenen AG DiaDigitalApp Orientierungshilfe. Ihre Mitglieder prüfen Diabetes Apps und vergeben ein Siegel - wenn sie bestehen. Ein gutes Angebot für Diabetes Patienten - auch für ihre Ärzte, meint Jochen Seufert: "Ich glaube, es ist sehr wichtig, nicht nur aus Patientensicht, sondern auch aus Arztsicht. Wir sind ja am Ende des Tages sozusagen gefordert, Apps zu empfehlen und bestimmte Apps nicht zu empfehlen, insofern denke ich schon, dass die deutsche Diabetes Gesellschaft und jetzt die AG DiaDigital App sozusagen eine Vorreiterrolle spielt hier mit gutem Gewissen dann auch Apps empfehlen zu können und auch damit Sicherheit und vor allen Dingen auch Unterstützung für den Patienten heranzubringen. Und deswegen finde ich diese Zertifizierung ganz wichtig."
    Eine ganze Gruppe testet die Apps
    Einer, der Diabetes Apps testet, entscheidet, ob sie das Zertifikat erhalten, ist Dr. Matthias Kaltheuner, niedergelassener Diabetologe in Leverkusen und Vorstandsmitglied der DDG. Natürlich testet er die Apps nicht alleine: "Das machen mehrere Menschen, dabei ist uns sehr wichtig, dass sowohl Behandler - Diabetesassistentinnen und Ärzte - auf der einen Seite, aber insbesondere auch Betroffene, die Apps testen. Vor allem die Mitarbeit von Diabetes Patienten hält er für wichtig: "Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass eigentlich nur der Betroffene eigentlich letztendlich den Nutzwert beurteilen kann." Überprüft werden mehrere Aspekte, beschreibt Matthias Kaltheuner: "Das Wichtigste ist uns eigentlich, was man im Englischen Usability nennt, den Nutzwert für den Anwender, das ist uns das Allerwichtigste. Aber es gibt auch technische Kriterien, die Fragen der Kommunikation, wohin werden Daten geschickt, nach der Sicherheit."
    Nicht alle Apps bestehen die Prüfung
    Technische Aspekte und auch die Sicherheit der Daten überprüft das Zentrum für Telematik und Telemedizin in Bochum, ein öffentlich finanziertes Institut, mit dem die AG DiaDigital App kooperiert. Matthias Kaltheuner und seine "Mitprüfer" testen, ob die App zum Beispiel auch von blinden Patienten genutzt werden kann – obwohl dies relativ einfach umzusetzen ist, besitzt nicht jede App von Anfang an diese Option. Doch oft nutzen die Hersteller die Kritik der ehrenamtlichen Tester und überarbeiten ihre App. "Das haben wir jetzt mehrfach erlebt, insofern haben wir da einen ziemlich preiswerten Service für die Hersteller und Vertreiber, dass wir aus erster Hand, aus Anwenderhand ein Feedback bekommen, über Fehlfunktionen, Verbesserungsoptionen. Bei den guten Herstellern hat das dann zu einer positiven Entwicklung geführt, also Verbesserungen, Veränderungen, Wiedervorlage, erneute Testung."
    Zehn Apps wurden bisher getestet, fünf haben das Siegel erhalten. Wer durchgefallen ist, wird nicht verraten – man will keinen juristischen Ärger und das sei auch nicht Sinn der Aktion, meint Matthias Kaltheuner. "Und das kann ja auch jedem egal sein. Es gibt ein Siegel und ein Siegel sagt: Hier hat man Kriterien erfüllt, hier ist es für gut gesehen worden und das reicht dann auch eigentlich."