Kaschmir-Konflikt
Angst vor neuem Krieg zwischen Indien und Pakistan - Luftraum teilweise geschlossen

Der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan weitet sich aus. Wegen anhaltender Angriffe ist der Flugverkehr in beiden Ländern eingeschränkt oder sogar eingestellt. Auf beiden Seiten wurden Tote gemeldet. Pakistan verstärkt nach Angaben des indischen Militärs seine Truppen entlang der gemeinsamen Grenze. Die USA haben angeboten zu vermitteln.

    Die Front von einem zweistöckigen Haus ist rausgerissen. Menschen stehen auf der Straße. Auf den Autos ist eine braue Staubschicht.
    Jammu in Indien: Ein offenbar von pakistanischen Drohnen beschädigtes Gebäude. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Channi Anand)
    Eine Sprecherin des indischen Militärs erklärte, man beobachte, dass die pakistanische Armee ihre Einheiten in vorgelagerte Gebiete verlege. Dies deute auf eine offensive Absicht hin. Indiens Streitkräfte befänden sich weiterhin in hoher Einsatzbereitschaft. Medienberichten zufolge soll es aber auch Gespräche zwischen Vertretern beider Länder gegeben haben.

    18 Tote gemeldet

    In der Nacht waren aus Indien neue pakistanische Angriffe auf die Grenzregion gemeldet worden. Es handle sich um eine unverhohlene Eskalation, schrieb das indische Militär im Kurznachrichtendienst X. Polizeiangaben zufolge wurden in der Region Jammu fünf Menschen getötet. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete von Explosionen in Srinagar, der Hauptstadt des indischen Teils von Kaschmir. Im pakistanischen Teil von Kaschmir seien in den vergangenen Stunden 13 Zivilisten getötet worden, teilte der dortige Zivilschutz mit.
    Die pakistanische Seite erklärte, die Angriffe seien eine Reaktion darauf, dass indische Streitkräfte in der Nacht drei Luftwaffenstützpunkte angegriffen hätten. Aus mehreren Städten in Pakistan waren in der Nacht Explosionen gemeldet worden. Der pakistanische Premierminister Sharif berief eine Sitzung der Nationalen Kommandobehörde ein. Das teilte das Militär des Landes mit.

    ARD-Korrespondent Hornung: "Die Bevölkerung bereitet sich auf einen Krieg vor"

    Die Luftwaffenstützpunkte liegen oft inmitten von Städten. Unser Indien-Korrespondent Hornung berichtete im Deutschlandfunk von großer Angst der dort lebenden Menschen. Teilweise reagierten sie panisch. Der Luftraum über Pakistan wurde von den Behörden bis Sonntagfrüh geschlossen. Hornung zufolge wurde der Betrieb an fast 40 Flughäfen in Indien eingestellt.
    In Indien gebe es seit Tagen Zivilschutzübungen. Menschen in von Angriffen betroffenen Regionen seien aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Die Städte seien abends und nachts verdunkelt. Hornung sagte: "Man bereitet sich hier auf einen Krieg vor."

    Aufruf der G7-Staaten zur Deeskalation

    Nach Informationen von Hornung gibt es Gespräche zwischen den Sicherheitsberatern der beiden Länder. Es gebe auch eine Hotline zwischen den Chefs der Militäroperationen.
    Der Iran hat bereits versucht, zwischen Indien und Pakistan zu vermitteln. Nun forderten auch die G7-Staaten eine sofortige Deeskalation und riefen die Länder zu einem direkten Dialog auf. US-Außenminister Rubio bot dafür die Hilfe seines Landes an.
    Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan um die Region Kaschmir kann nach Überzeugung des Politikwissenschaftlers Jochen Hippler nur gelöst werden, wenn die Regierungen das Selbstbestimmungsrecht der dort lebenden Menschen respektieren. Man müsse die Kaschmiris selbst entscheiden lassen, wie sie ihr politisches Leben organisieren wollten, sagte Hippler im Deutschlandfunk. Der Friedensforscher verwies darauf, dass Pakistan aus wirtschaftlichen Gründen letztlich kein Interesse an einer Eskalation des Konflikts zum jetzigen Zeitpunkt haben könne. In Indien habe die gegenwärtige Regierung von Premierminister Modi nichts getan, um den schon seit 1948 schwelenden Konflikt zu befrieden.

    Schon zwei Kriege um Kaschmir

    Indien und Pakistan streiten seit Jahrzehnten über den Grenzverlauf in Kaschmir, zweimal haben die Staaten um die Himalaya-Region Krieg geführt. Zuletzt hatten die Spannungen wieder zugenommen. Seit Mittwoch wurden bei gegenseitigen Angriffen zahlreiche Menschen getötet.
    Auslöser der neuen Kämpfe war ein Anschlag auf indische Touristen Mitte April. Indien wirft Pakistan die Unterstützung des Anschlags vor. Die pakistanische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
    Diese Nachricht wurde am 10.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.