Montag, 06. Mai 2024

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"Papst Benedikt XVI. ist ein Stück Kontinuität"

Meurer: Mitte August wird hier in Köln Weltjugendtag sein. 800.000 Jugendliche aus aller Welt werden erwartet, vielleicht sogar eine Million. Ein Großereignis auf jeden Fall, das in Köln seit Jahren vorbereitet wird: unter anderem im Weltjugendtag-Büro. Mit dessen Pressesprecher Matthias Kopp in Rom bin ich verbunden. Guten Morgen Herr Kopp.

20.04.2005
    Kopp: Guten Morgen.

    Meurer: Papst Benedikt XVI. hat ja gestern schon zugesagt, er werde nach Köln kommen. Wie erleichtert sind Sie über diese Nachricht?

    Kopp: Da fällt mal ein Stein vom Herzen, wenn eine so klare Aussage kommt. Kardinal Meisner hat das ja gestern bei einer fast nächtlichen Pressekonferenz noch einmal sehr deutlich gesagt, dass ihm der neue Papst das schon zugesagt habe. Unsere Planungen gehen natürlich jetzt weiter. Die Stimmung gestern auf dem Petersplatz war großartig. Es waren ja überwiegend junge Leute auf dem Petersplatz. Auch das erste Lächeln von Kardinal Ratzinger, den die Deutschen vielleicht manchmal als etwas kühl ansehen, war doch so ein Lächeln glaube ich, das zumindest die Herzen einer jungen Generation in Rom erobert hat.

    Meurer: Erleben Sie den neuen Papst als weniger kühl, wie er in der Öffentlichkeit gilt?

    Kopp: Ich habe in den vielen Jahren, die ich in Rom gelebt habe, oft Kardinal Ratzinger getroffen, auch bei uns im Kolleg. Da würde ich doch sagen – und das hat er bis heute durchgehalten -, dass er auch immer ein Mensch geblieben ist. Für viele ist er natürlich der distanzierte, kühle Theologe, aber die, die ihn näher kennen lernen konnten, sehen ihn als Mensch. Ich hoffe sehr und wünsche ihm, dass sich das auch in dem Pontifikat sichtbar durchsetzt.

    Meurer: Für viele ist Kardinal Ratzinger derjenige gewesen, der sozusagen anders Denkende diszipliniert hat. Glauben Sie, dass der neue Papst durchaus fähig sein und bereit sein wird auch zum Dialog?

    Kopp: Ich glaube das hat Kardinal Ratzinger, der jetzige Papst, in vielen Jahren bewiesen. Natürlich mussten auch von mancher Seite kritisierten Entscheidungen getroffen werden, aber er hat doch einen Dialog geführt schon in einer sehr frühen Phase auch mit Muslimen, mit Juden, hat viele Delegationen getroffen. Wenn wir uns die Bilder von gestern von der Loggia am Petersdom vor Augen halten, dann war es doch ein ganz mildes Lächeln. Das stimmt uns alle zuversichtlich.

    Meurer: Hätte sich die katholische Jugend vielleicht einen jüngeren Papst, einen reformbereiteren Papst gewünscht?

    Kopp: Das vermag ich nicht zu sagen, ob er reformbereiter sein muss. Nun ist der Papst noch nicht mal 24 Stunden im Amt und wir wissen noch gar nicht, was er anstoßen wird. Wir müssen einfach abwarten, was seine große Magna Charta wird, wenn er am Sonntag eingeführt wird. An seiner Predigt kann man ja vieles ablesen. Ob die Jugend sich einen jüngeren Papst gewünscht hätte, das wage ich ein bisschen zu bezweifeln. Den alten Papst Johannes Paul II. haben viele so ein bisschen wie einen Opa, wie eine Großvaterfigur gesehen. Das war für viele auch wichtig. Jetzt eine solche ältere Figur mit Benedikt XVI. zu sehen, ist glaube ich auch ein Stück Kontinuität.

    Meurer: Was erhoffen Sie persönlich, Herr Kopp, sich vom neuen Papst?

    Kopp: Dass er eine Kontinuität von Johannes Paul II. aufrechterhält. Damit meine ich dreierlei. Zum einen, dass er die Jugend begeistert, eine Sprache spricht, die auch die junge Generation versteht. Zum zweiten, dass er versucht, auch die Klaviatur der Medien wie Johannes Paul II. zu spielen. Und drittens, dass das außenpolitische Engagement der katholischen Kirche mit diesem Papst weiter so fortgeführt wird wie mit Johannes Paul II.

    Meurer: Nun ist vielen noch gar nicht so bewusst, welches Großereignis jetzt im August in Köln anstehen wird mit 800.000 Jugendlichen. Manche halten es sogar für möglich, dass es eine Million werden. Was bedeutet der Weltjugendtag für die katholische Kirche in Deutschland?

    Kopp: Die Erfolgs-Story des Pontifikats von Johannes Paul II. war ja die, dass er die Weltjugendtage erfunden hat. Für die Kirche in Deutschland ist der Weltjugendtag eine großartige Chance, einerseits sich als gastfreundliches Land darzustellen, und auf der anderen Seite Glauben gemeinsam in der universalen Kirche zu leben. Das heißt also wir denken da nicht in unserem deutschen Denken, sondern wir sind zusammen mit Kulturen aus Afrika, aus Lateinamerika, aus Asien und auch aus europäischen Ländern. Also ein Glaubensfest, ein internationales Glaubensfest, wo man den Glauben teilt, den Glauben auch durchaus diskutiert, und das mit einem neuen Papst, einem deutschen Papst, eine kleine Sensation.

    Meurer: Mit dem Pressesprecher des Weltjugendtag-Büros in Rom Matthias Kopp war ich verbunden. Besten Dank Herr Kopp und auf Wiederhören Herr Kopp!

    Kopp: Auf Wiederhören.