Freitag, 19. April 2024

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Paralympics
"Ein tolles Sprungbrett für Inklusion"

Alle zwei Jahre gibt der Berliner Tagesspiegel zu den Paralympischen Spielen die "Paralympics Zeitung" heraus. "Inklusion spielt bei uns eine große Rolle", sagte Chefredakteur Lorenz Maroldt im Dlf. Die Paralympics könnten deshalb auch gesellschaftlich etwas bewegen.

Lorenz Maroldt im Gespräch mit Matthias Friebe | 29.08.2021
Die paralympische Fakel wird während der Eröffnungsfeier der Paralympics 2020 in Tokio entzündet.
Die paralympische Fakel wird während der Eröffnungsfeier der Paralympics 2020 in Tokio entzündet. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Emilio Morenatti)
In Tokio finden aktuell die Paralympischen Spiele statt. Die Berliner Zeitung Tagesspiegel gibt seit 2004 zu jeden Paralympischen Spielen die "Paralympics Zeitung" heraus, eine Zeitung nur für den Para-Sport. "Das hat unterschiedliche Gründe", sagte Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegel im Dlf. "Das eine ist, dass über die Olympischen Spiele ohnehin sehr viel berichtet wird und die Paralympics immer völlig unterbelichtet waren. Und wir beim Tagesspiegel haben uns schon lange beschäftigt mit dem Themen Rehabilitation, Behinderungen und der Bedeutung von Sport und haben dann Partner gefunden, die ähnliches wollten. Und das ist der eigentliche Grund, dass wir das Gefühl haben, da muss man mehr machen. Man muss auch mehr Öffentlichkeit schaffen für die Paralympics 2004, da war das noch gar nicht von Bedeutung. Und das hat in den letzten Jahren Rasen zugenommen. Vielleicht haben wir keinen Anteil daran, würde mich jedenfalls sehr freuen."

"Inklusion spielt bei uns eine große Rolle"

Viele Para-Athleten beklagen dennoch, dass sie zwischen den Paralympics quasi unsichtbar sind. Die "Paralympics Zeitung" habe aber nichts mit schlechtem Gewissen zu tun, so Maroldt. Schließlich gebe es auch bei Olympischen Spielen Sportarten, die auch sonst nur bei internationalen Wettbewerben eine Rolle spielen würden. "Wir haben regelmäßige Kolumnen zum Para-Sport", sagte Maroldt. "Inklusion spielt bei uns eine große Rolle. Da taucht natürlich nicht immer jede Sportart auf, aber wir schauen schon, dass wir alle zwischen diesen zwei Jahren immer Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu den nächsten Spielen begleiten."
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Die Paralympischen Spiele könnten als Vehikel für erweiterte gesellschaftliche Teilhabe behinderter Menschen dienen. Wenn der Fokus jedoch auf die Inszenierung von Heldengeschichten gelegt wird, unterläuft das die hilfreichen Modelle von Inklusion.
Umfragen unter Lesern hätten ergeben, dass die Paralympics-Beilage unter allen Beilagen mit die höchsten Werte der Wahrnehmung habe. "Das muss man als bemerkenswert herausstellen", sagte Maroldt. Besonders beliebt seien Personality-Geschichten. "Aber wir haben dadurch, dass wir 13 Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten in unserem Newsroom haben, ein großes Angebot. Und da findet im Endeffekt Jede und Jeder das, was sie interessiert."

"Inklusion wird kontrovers diskutiert"

Bei der Paralympics-Zeitung gehe es laut Maroldt auch um gesellschaftliche Anerkennung. "Das Thema Inklusion wird natürlich auch kontrovers diskutiert, auch bei uns. Nicht einmal die Frage ob, sondern wie. Wann ist Inklusion eigentlich perfekt? Natürlich indem niemand mehr drüber redet." Wie Inklusion gesellschaftlich am besten funktioniere sei ein Thema, "mit dem wir uns die ganze Zeit beschäftigen", so Maroldt. "Und da sind die Paralympics natürlich ein tolles Sprungbrett."