Sonntag, 19. Mai 2024

Paris 2024
Leichtathletin Irmgard Bensusans Weg zu den Paralympics

Sprinterin Irmgard Bensusan zählt zu den Top-Para-Leichtathleten der Welt. Fünf Silbermedaillen hat sich schon gewonnen, eine Goldmedaille bei den Paralympics in Paris wäre ein traumhafter Abschluss ihrer außergewöhnlichen Karriere.

Irmgard Bensusan im Gespräch mit Matthias Friebe | 27.01.2024
Para-Leichtathletin Irmgard Bensusan sprintet über 100 Meter auf der Tartanbahn.
Bei Para-Leichtathletin Irmgard Bensusan herrscht große Vorfreude auf die Paralympischen Spiele in Paris 2024. (picture alliance / pressefoto Mika Volkmann / Mika Volkmann)
Irmgard Bensusan liebt es schnell. Die Para-Leichtathletin hat sich dem Sprint verschrieben: 100-, 200- und 400-Meter sind ihre Disziplinen. Dass sie schnell ist, hat sie schon oft bewiesen. Bislang gewann sie vier WM-Titel und fünf Silbermedaillen bei Paralympics.
Zuletzt überzeugte sie bei der Para-Leichtathletik-Welmeisterschaft in Paris im vergangenen Jahr. Die Wirtschaftsprüferin, die für den TSV Bayer Leverkusen startet, verteidigte am Schlusstag erfolgreich ihren WM-Titel in der Startklasse T64 über 200 Meter. Über die 100 Meter hatte sie die Titelverteidigung verpasst. Dennoch scheint die französische Hauptstadt ein gutes Pflaster für Bensusan zu sein.

Bensusans letzter großer Auftritt bei den Paralympics in Paris

Ab dem 28. Mai 2024 wird Paris rund 4.400 der weltbesten paralympischen Athleten und Athletinnen zu den Paralympics willkommen heißen und erstmals die Paralympischen Sommerspiele austragen. Eine von ihnen wird dann auch Irmgard Bensusan sein. Sie freut sich besonders, dass die Spiele in Europa stattfinden: "Viele meiner Verwandten und Freunde können dabei sein und sie müssen nicht um drei Uhr morgens aufstehen, um sich meine Läufe anzuschauen", sagt die Deutsche, die in Südafrika geboren wurde, voller Vorfreude.

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Fünf Silbermedaillen bei Paralympics hat Bensusan schon gewonnen

Paris werden ihre letzten Paralympics sein. Fünf Silbermedaillen hat sie schon geholt: 2016 in Rio über die 100-Meter, die 200-Meter und die 400-Meter. Vier Jahre später in Tokio holte sie sich erneut die Silbermedaille im Sprint über die 200-Meter- und 400-Meter-Strecke.

Goldmedaille bei den Paralympics in Paris wäre "geil"

Da wäre es doch nur logisch, wenn in Paris nun endlich Gold folgen würde – oder? "Nein, gar nicht", verneint Bensusan. Ihre dritte und letzte Teilnahme an Paralympischen Sommerspielen will sie vollends genießen. Druck habe sie keinen, auch nicht von ihrem Trainer.
"Ich will laufen, weil ich es als Kind einfach geliebt habe, zu laufen. Und ich gehe in die Rennen in Paris und sage mir: Hey, ich liebe das, egal was dabei rauskommt." Und wenn es dann doch eine Goldmedaille wird? "Wenn Gold kommt, geil! Wenn ich kein Gold hole, ist es auch egal. Ich will einfach Spaß haben", erklärt Irmgard Bensusan.

Teillähmung Unterschenkel rechts mit Nervenschaden

Die Teilnahme an den Paralympics und ihre bisherigen Medaillen hätten ihr so viel im Leben gebeben. Ein Leben, das nicht immer einfach war. Seit Kindesbeinen hat Bensusan von den Olympischen Spielen geträumt. Doch dann stürzte sie bei einem Wettkampf an einer Hürde und verletzte sich. Die damals 18-Jährige verwundete sich so schwer, dass die Nerven in ihrem Bein dauerhaft geschädigt blieben. Der Traum einer olympischen Karriere war damit jäh geplatzt.
Ihre Nervenschädigung wurde damals nicht als Behinderung anerkannt. Über Kontakte kommt sie nach Deutschland zum TSV Bayer Leverkusen, wo sie fortan trainiert und bei Para-Wettkämpfen Titel um Titel sammelt. Viele Leute würden nicht wissen, wie viel Schweiß und Blut Parasportler in ihr Training stecken, kritisiert sie. Markus Rehm, Johannes Floors, Léon Schäfer  – sie alle würden unheimlich viel Fleiß ins Training stecken. Doch das werde oft nicht gesehen, so die Leichtathletin, die die deutsche und südafrikanische Staatsbürgerschaft besitzt.

Vorurteile? "Ständig"

Außerdem erklärte Bensusan, dass sie sich als Parasportlerin "ständig mit Vorurteilen" auseinandersetzen müsste. Auch in Deutschland sei die Diskriminierung von Parasportlern nach wie vor "leider nicht besser".
"Das größte Vorurteil ist: Ich habe zwei Beine und ich laufe gegen diejenigen, die einen Fehler haben", so die 33-Jährige. Immer wieder würde ihr vorgeworfen, einen Vorteil gegenüber anderen Teilnehmerinnen zu haben. "Ich glaube, es wird schon unterschätzt, wie viel Blut und Schweiß in diesen Sport reingeht."