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Paris2024
Olympischer Siegesrausch

Frankreich freut sich über die Vergabe der Olympischen Spiele 2024 an Paris, auch wenn der Zuschlag wenig überraschend kam. Nach drei fehlgeschlagenen Versuchen in 25 Jahren waren die Umstände zweitrangig, beschreibt der Journalist Hans Woller im Dlf die Gemütslage. Kritik gebe es kaum.

Hans Woller im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Das Bild zeigt im Hintergrund den Triumphbogen in Paris. Vorne redet der Vorsitzende des französischen Nationalen Olympischen Komitees (CNOSF), Denis Masseglia am 13.09.2017 auf der IOC-Vollversammlung in Lima (Peru).
    Die Franzosen stehen ziemlich geschlossen hinter Olympia und haben nun die Spiele 2024. (dpa-Bildfunk / AP / Martin Mejia)
    Der Jounalist Hans Woller lebt und arbeitet seit langem im Frankreich. Im Gespräch mit dem Dlf beschreibt er Frankreich als eine extrem zentralistisch organisierte und monarchische Republik. "Eine Entscheidung von ganz oben, das heisst vom Präsidenten der Republik, kann kaum gekippt werden. Und es gab auch in den letzten drei Jahren wirklich nur ganz am Rande Stimmen oder kleine Gruppen, die versucht haben, gegen die Olympiabewerbung Stimmung zu machen."
    Anne Hidalgo, die Pariser Bürgermeisterin sein nun als strahlende Heldin aus Lima zurückgekehrt. Vor drei Jahren sei sie noch strikt gegen eine Bewerbung gewesen. "Als sich Präsident Hollande wenige Wochen später äußerte, die Olympischen Spiele wären für Frankreich eine grosse Chance, er sei dafür, da ist sie sehr schnell umgekippt."
    Die Stimmung beschreibt Hans Woller als Gefühl des Sieges von ganz Frankreich. "Das ist ja auch von Präsident Macron gestern gleich wieder höchst symbolisch und auch politisch ausgeschlachtet worden: Empfang des Organisationskomitees im Festsaal des Elyséepalastes, wozu dann auch noch die beiden Vorgängerpräsidenten Sarkozy und Hollande geladen wurden - quasi zum Zeichen: Ganz Frankreich steht hinter den Spielen 2024 in Paris."
    IOC-Skandale kaum Thema
    Der Journalist sagt, Paris habe genügend Erfahrungen mit Großereignissen. Die Fußball-EM 2016 sei ein Erfolg gewesen. Für die Olympischen Spiele müsse zudem kaum etwas neu gebaut werden. "Das wirklich Interessante und mittelfristig möglicherweise wirklich Positive ist: Das Gros der Austragungsorte und die relativ wenigen, nötigen Neubauten, die liegen im Departement Seine Saint-Denis nördlich von Paris, dem ärmsten Departement ganz Frankreichs mit den vielen, nicht all zu gut beleumundeten Vororten. Hier freue man sich, bald im Zentrum der Weltöffentlichkeit zu stehen. Bis 2024 sollen rund 1.000 neue U-Bahn- und S-Bahn-Züge unterwegs sein."
    Diese und andere Projekte der Stadtentwicklung könnten durch die Olympischen Spiele beschleunigt worden sein, so Woller. Die größte Skepsis gebe es in Bezug auf möglicherweise explodierende Kosten. "Dass es am Ende wirklich bei den veranschlagten 6,6 Milliarden bleibt, glaubt kaum jemand so richtig." Allerdings betonten Offizielle immer wieder, dass 90 Prozent der Austragungsstätten bereits existieren – neu sollen ein großes Schwimmstadion, das internationale Pressezentrum und das Olympische Dorf gebaut werden.
    Die Affären und Skandale um die Vergabe und Austragung der Olympischen Spiele seien in den vergangenen Jahren kaum thematisiert worden. Kritische Äußerungen seien die Ausnahme. "Was überwiegt, ist eher die Stimmung: Nach den drei vergeblichen Kandidaturen in den letzten 25 Jahren hat man es jetzt endlich geschafft – auch wenn die Umstände besondere waren – und das ist in Ordnung."