Freitag, 17. Mai 2024

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Parkinson
Bewegungsstörungen erkennen und behandeln

Zittern, ein schlurfender Gang, Müdigkeit oder Blasenschwäche: Viele Patienten führen diese Symptome irrtümlich auf die üblichen Alterserscheinungen zurück. Manchmal sind dies aber auch Anzeichen einer beginnenden Parkinson-Erkrankung. Medikamente können dann helfen - bürgen aber auch Gefahren.

Von Barbara Weber | 06.05.2014
    Ein Mädchen gähnt.
    Auch Tagesmüdigkeit kann unter Umständen ein Hinweis auf Parkinson sein. (picture alliance / dpa - Martin Gerten)
    "Ja, bemerkbar gemacht – als allererstes dieses Zittern der rechten Hand im Zusammenhang mit diesem, ja nicht mitnehmen des rechten Arms, bei Spaziergängen beispielsweise."
    Hans Clemens bemerkte die Störung gar nicht, sondern seine Frau machte ihn darauf aufmerksam.
    "Und, was meiner Frau auch aufgefallen war, war, dass ich die Füße nicht so hoch genommen habe wie früher."
    Das ist jetzt zwei Jahre her. Seitdem nimmt Hans Clemens Medikamente. Die haben allerdings unangenehme Nebenwirkungen, sodass Dosierung und Wirkstoff immer mal wieder geändert werden. In regelmäßigen Abständen muss der Patient in die Universitätsklinik Köln kommen, um die Wirkung der Arzneimittel überprüfen zu lassen.
    "Herr Clemens, berichten Sie mir, wie geht es Ihnen?",
    fragt Professor Lars Timmermann, Neurologe an der Klinik. Der Patient hatte erklärt, dass er mit einem bestimmten Medikament, einem Dopamin Agonisten, nicht gut zurechtkam.
    "Und Sie hatten mir davon berichtet, davon sehr müde über Tag zu sein. Wie hat sich das entwickelt?" - "Die Tagesmüdigkeit, die zieht sich eigentlich durch die letzten Jahre." - "Und ist diese Tagesmüdigkeit so, dass Sie sagen, das ist eigentlich durch den ganzen Tag gleichmäßig oder ist es so, dass Sie eigentlich recht wach sozusagen durch den Tag gehen, dann sitzen Sie da, ein langweiliges Gespräch und plötzlich sacken Sie weg und schlafen ein?" - "Ja, das ist auch sehr unterschiedlich. Gestern ist es mir passiert, dass ich da mittags mal sehr schnell eingeschlafen war, abends bei dem Krimi dann noch mal, das war ein bisschen ungewöhnlich. Das geht mal ein bisschen mehr, ein bisschen weniger, sehr unterschiedlich vonstatten." - "Und in dem Moment, indem es so ist, dass Sie an Ihre Nächte noch mal denken? Weil Sie sagten, normalerweise einschlafen, soweit okay?" - "Die Nächte sind stark geprägt durch einen großen Harndrang. Das ist natürlich sehr störend. Ich denke, ein Mann in meinem Alter, wenn der einmal in der Nacht aufsteht, ist das normal, vielleicht auch zweimal, aber wenn man dann fünf Mal raus muss, fühlt man sich natürlich gerädert am nächsten Morgen, weil man immer wieder aus so einer Tiefschlafphase gerissen wird. Der Harndrang ist neben dem Zittern und neben der Tagesmüdigkeit mein größtes Handycap."
    Der gesteigerte Harndrang, den Hans Clemens beobachtet, kann verschiedene Ursachen haben. Er könnte von den Medikamenten kommen, ist aber auch - ähnlich wie Verstopfung - ein typisches Merkmal der Parkinson-Erkrankung.
    Natürlich kann auch eine vergrößerte Prostata dahinter stecken.
    "Dann wäre in der Tat die Frage, ob wir Sie noch mal bei einem Urologen vorstellen, dass der noch mal guckt, ob das helfen kann." - "Ich mache da meine regelmäßige Vorsorge beim Urologen, spreche diese Sachen auch an, also von der urologischen Seite ist das alles in Ordnung." - "Das nächste, was wir uns angucken sollten, ob wir vielleicht ein anderes Medikament einsetzen können, das vielleicht die Wachheit über den Tag ein bisschen verbessert.
    Diese Störung von der Blase und vom Magen-Darm-Trakt, das sind Dinge, die durchaus im Namen des Parkinson häufig sind, und da würde ich schon dringend empfehlen, dass wir versuchen das erst einmal zu lösen, denn in dem Moment, indem wir eine kausale Lösung bekommen für diese Ursache für die Müdigkeit am Tag, dass der Nachtschlaf durch den häufigen Toilettengang unterbrochen ist, dann haben wir natürlich eine viel bessere Chance, als wenn wir ein weiteres Medikament einsetzen, dass Sie über den Tag wacher macht. Da sollten wir vielleicht als Erstes ran und vielleicht auch mal einen Neurourologen darauf gucken lassen."