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Parkland-Aktivisten
US-Jugendliche fordern Reform der Waffengesetze

Sie heißen David, Alex, Cameron und Emma und sind die bekanntesten Gesichter des Protests aus Parkland in Florida. Die Schüler haben den Amoklauf an ihrer Highschool überlebt, bei dem 17 Menschen getötet wurden. Auch wenn die Wende mit den Kongresswahlen nicht kam, der Kampf gegen die Waffenlobby geht für sie weiter.

Von Martina Buttler | 12.12.2018
    Die Stoneman-Douglas-High-Schüler Emma Gonzalez, David Hogg, Cameron Kasky und Alex Wind bei einer Diskussion über Waffen.
    Die Stoneman-Douglas-High-Schüler Emma Gonzalez, David Hogg, Cameron Kasky und Alex Wind bei einer Diskussion über Waffen. (AP)
    Als am 14. Februar 17 Menschen an einer High School in Parkland, Florida erschossen werden, ist das – so bitter es klingt – nur eine weitere Massenschießerei in den USA. Drei Tage später ändert sich das. Es ist der Tag an dem Emma Gonzalez, die die Schießerei überlebt hat, in einer emotionalen Rede die Menschen aufrüttelt:
    "Politiker, die in ihren vergoldeten Häusern und Stühlen sitzen, die von der Waffenlobby NRA bezahlt werden, sagen uns: nichts hätte so etwas verhindern können, wir sagen: Bullshit."
    Eine Generation steht auf. Sechs Wochen nach der Schießerei in Parkland gehen Millionen in den USA beim "March for our lives" auf die Straße. Sie fordern eine Reform der Waffengesetze. Bundesstaaten, darunter auch Florida, haben nach Parkland 50 neue Waffengesetze erlassen. So viele wie noch nie zuvor. Sie reichen von schärferen Überprüfungen bei Waffenkäufen bis zum Verbot von sogenannten Bump Stocks, Aufsätzen die erreichen, dass aus einer Waffe mehr Schüsse abgefeuert werden können. Cameron Kasky, ein Überlebender aus Parkland, ist nicht zufrieden mit den Änderungen, die bisher passiert sind:
    "Nein, das ist nicht genug. Wir haben nicht so viele Gesetzänderungen gesehen, wie wir uns gewünscht haben. Aber die Diskussion darüber hat sich verändert."
    "Die Regierung ändern, wenn wir wählen"
    In den Sommerferien sind die Schüler aus Florida mit einem Bus kreuz und quer durch die USA gefahren. Ihr Ziel: junge Leute zum Wählen zu motivieren. Sie wollen ihre Stimme in die Politik bringen, erklärt auch Lauren Hogg, die noch in Parkland zur Schule geht:
    "Mit dem Funken, den wir entzündet haben in diesem Land werden wir weniger Teilnahmslosigkeit haben, was Wahlen angeht. Vor allem bei jungen Leuten. Wir merken, dass wir unsere Regierung ändern können, wenn wir wählen. Wir müssen uns nicht mehr in den Sozialen Medien beschweren. Das ändert doch nichts."
    Tausende junger Menschen registrieren sich für die Wahl. Die Wahlbeteiligung der 18- bis 29-Jährigen bei den Kongresswahlen ist hoch. Aber die große Wende gelingt nicht. Zwar wurden nach Angaben des Giffords Law Centers zwei Dutzend Kandidaten, die von der mächtigen Waffenlobby NRA unterstützt wurden, im Rennen um Sitze im Repräsentantenhaus geschlagen. Aber 88 andere haben ihre Wahlen gewonnen.
    Keine Angst mehr haben müssen, erschossen zu werden
    Auch in Florida kommt keine politische Wende zustande. David Hogg, einer der führenden Köpfe der Parkland-Schüler, frustriert das absolut nicht:
    "Seht diese Wahl nicht als Ziellinie. Das ist wie ein Marathon. Der Punkt an dem man ein bisschen Wasser trinkt und dann weiterläuft."
    Sie machen weiter. Es ist das Thema ihrer Generation geworden – auch wenn die große Welle der Aufmerksamkeit abebbt. Die Parkland-Schüler wollen erreichen, dass niemand mehr Angst haben muss, in einer Schule, einer Kirche oder bei einem Konzert erschossen zu werden. 2018, das war’s noch lange nicht für sie, sagt Alex Wind:

    "So viele Politiker denken, sie kommen durch, ohne etwas zu tun. Sie würden wieder gewählt. Aber es wird unsere Generation sein, die ihnen zeigt, dass wir wirkliche Veränderungen sehen wollen."