Möllemann: Guten Morgen, Herr Zagatta.
Zagatta: Herr Möllemann, nicht mehr dabei zu sein nach so vielen Jahren bei einem Parteitag, tut das noch ernsthaft weh, oder ist das Kapitel FDP für Sie abgehakt?
Möllemann: Es ist schon ein etwas eigenartiges Gefühl, wenn man so lange dabei war, so lange mitgestaltet hat, gerade bei den letzten drei Parteitagen entscheidend mitgeprägt hat, da nicht mehr zuzugehören. Da aber der innere Trennungsstrich von beiden Seiten gezogen ist, war es dann doch mehr eine Zuschauerrolle.
Zagatta: Die FDP wollte mit diesem Parteitag ja auch die "Nach-Möllemann-Ära" endgültig einleiten. Guido Westerwelle hat in Bremen gesagt, er habe Ihnen zu viel Vertrauen entgegengebracht. Trifft Sie so etwas noch?
Möllemann: Das Vertrauen gab es ja wechselseitig. Ich habe mich in diesem Vertrauen auch im Nachhinein getäuscht gefühlt. Es bringt jetzt nichts mehr, da nachzukarten. Die Entscheidung ist getroffen. Guido Westerwelle muss sehen, wie er ohne seinen Motor, der ich ja für ihn war, klarkommt. Ich registriere ganz kühl, dass die FDP, die 18 Prozent wollte, jetzt zwischen fünf und sechs steht, einem Drittel. Er muss nun sehen, wie er da rauskommt. Das ist nicht mein Job.
Zagatta: Dass sie so schlecht abschneidet, liegt das daran, dass Sie gegangen sind? Ist das Ihre Meinung? Oder war dieses "Projekt 18" nicht von vornherein eine Fehlkonstruktion? Das war doch mit Ihnen auch nicht zu erreichen.
Möllemann: Wir lagen drei oder vier Monate vor der Wahl bei 12 bis 13 Prozent. Das waren immerhin schon zwei Drittel. Wir sind dann abgestürzt, weil wir gegen die Hauptthemen des Wahlkampfs - das war das Hochwasser und der heraufziehende Irak-Krieg - keine thematische Gegenwehr leisten konnten oder wollten und weil die Art des Wahlkampfs, die wir geführt haben - zugeschnitten nur auf Guido Westerwelle und sein Guidomobil und meinem Wahlkampf in der Kombination zwischen Fallschirmsprüngen und großen Veranstaltungen- nicht ausreichend war, um einer Kanzlerpartei und einer Regierungspartei - die Grünen - Gegengewicht zu bieten.
Zagatta: Es war also auch ein falscher Kurs, auf Spaßpartei zu machen?
Möllemann: Ja, ich glaube, dass es für die Zeit, in der das stattfand - von der Flut und von dem Angstgefühl der Menschen vor einem Krieg geprägt - der falsche Ansatz war.
Zagatta: Wird so eine Partei wie die FDP überhaupt noch gebraucht?
Möllemann: Freiheitlich orientierte Parteien braucht es in ganz Europa, gibt es ja auch. Wie wir gestern in Belgien gesehen haben, durchaus mit Erfolg. In den Niederlanden und Dänemark auch. Eine freiheitlich gesonnene Partei - wie immer die heißt - wird es auch in Deutschland brauchen.
Zagatta: Sie haben gesagt, Sie wollen nicht nachkarten, also am liebsten keine Stellung mehr zu Herrn Westerwelle geben. Haben Sie denn überhaupt noch Kontakte zu dem Führungspersonal der FDP, oder ist das nach Ihrer Buchveröffentlichung kein Thema mehr? Darin haben Sie ja fast alle beleidigt.
Möllemann: Eine kritische Abhandlung muss wohl möglich sein. Wer austeilt muss auch einstecken können. In punkto Einstecken habe ich, glaube ich, meine Pflicht und Schuldigkeit getan. Man kann ja kaum sagen, dass es irgendjemanden gibt, der mehr aufs Kreuz bekommen hätte von führenden Freidemokraten als ich. Auch da kein Nachkarten mehr. Es gibt Kontakte, aber nicht zu allen. Der Kontakt etwa zu Guido Westerwelle ist beendet.
Zagatta: Kritische Abhandlung - das ist ja leicht untertrieben. Wie ist das beispielsweise mit Hans-Dietrich Genscher. Er galt als Ihr Ziehvater, Ihr Förderer. Haben Sie da im Nachhinein kein schlechtes Gewissen, wie Sie mit ihm umgegangen sind?
Möllemann: Ich glaube, dass wir uns beide wechselseitig fragen, ob es nicht in einer sehr kritischen Lage, als man die Dinge noch anders hätte beeinflussen können, ob es da nicht unser gemeinsames Anliegen hätte sein müssen, das zu versuchen. Der Rückblick ist im Hinblick auf Hans-Dietrich Genscher in meinem Buch ja durchaus zwiespältig. Einerseits sage ich: Er ist und bleibt der Architekt der Einheit Deutschlands und Europas, und diesen Verdienst kann ihm keiner nehmen. Andererseits sind wir in der Phase der Auseinandersetzung der Nahostpolitik auseinander geraten. Dort habe ich mich auch von ihm alleingelassen gefühlt.
Zagatta: Sie sagen, Hans-Dietrich Genscher gehe autoritär mit seinen Untergebenen um. Er habe gewollt, dass Sie ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Das ist doch nicht die feine Art gewesen.
Möllemann: Das Leben ist nicht nur fein. Die Entwicklung hat sich so begeben wie ich sie beschrieben habe. Wer eine bruchartige Entwicklung beschreibt muss Klartext reden, sonst verstehen die Menschen gar nicht, wie es zu einem Zerbrechen gewachsener Beziehungen kommen kann.
Zagatta: Sprechen Sie heute wieder mit Genscher, oder ist das kein Thema?
Möllemann: Für mich ist das schon ein Thema, wenngleich im Moment eine ziemliche Sendepause da ist. Aber vielleicht wird sich das noch ändern.
Zagatta: Sie würden sich das wünschen?
Möllemann: Ja.
Zagatta: Herr Möllemann, Sie haben doch ziemlich laut darüber nachgedacht, eine eigene, eine neue Partei zu gründen. Steht das noch zur Debatte, oder haben Sie das aufgegeben?
Möllemann: Die Entscheidung, was ich künftig tue, ist bewusst nicht in Eile getroffen worden, sondern wird bis zur Sommerpause, einschließlich der Sommerpause, getroffen werden. Das ist eine zu grundlegende Frage, als dass man sie aus der Hüfte heraus beantworten könnte, oder im Schnellschuss. Die Geschichte von Parteineugründungen in Deutschland ist die Geschichte von Misserfolgen. Der wollte ich kein weiteres Glied anfügen.
Zagatta: Es wäre doch ziemlich aussichtslos, so etwas zu versuchen.
Möllemann: Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Wir hatten in der mir überblickbaren politischen Geschichte der Bundesrepublik noch nie eine so hohe Zahl von Menschen - fast die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler - die mit den bestehenden Parteien hochgradig nicht nur unzufrieden, sondern nicht mehr im Einklang sind. Bei allen Umfragen gibt es bis zu 15 Prozent, die sagen, sie würden ad hoc, sofort eine solche neue Partei, von Jürgen Möllemann gegründet, unterstützen. Das nur von denen, die festgelegt sind, ob sie überhaupt wählen. Die 50 Prozent, die derzeit nicht zu wählen beabsichtigen, sind natürlich auch ein sehr hohes Potenzial für eine neue Partei. Das muss man bedenken. Auf der anderen Seite: Was alles dagegen spricht muss ich hier nicht aufzählen. Ich werde am Ende meine Entscheidung auch nur im Einklang mit meiner Familie treffen. Man kann es nicht anders machen, denn es wäre so eine dramatische Herausforderung, so dass die Familie durch die Achterbahnlaufbahn, die ich aufzuweisen habe, ja oft genug mit hoch oder runtergesaust ist, in dem Gefühlsbad, das man da hat, nicht überfordert werden darf.
Zagatta: Herr Möllemann, vielleicht doch noch ein Wort zu den strafrechtlichen Ermittlungen gegen Sie. Die Verfahren ziehen sich ja in die Länge. Bleiben Sie dabei, dass Sie das umstrittene Flugblatt im Wahlkampf selbst aus Ihrem Privatvermögen bezahlt haben, oder gibt es da einen Geldgeber?
Möllemann: Nein, das ist ganz unstreitig so. Das wird, denke ich, auch das Ergebnis der Ermittlungen sein, dass das meine private Finanzierung war. Deswegen war ich auch etwas irritiert über die Ausführungen von Herrn Rexrodt. Das ist der erfolgloseste Schatzmeister in der Geschichte der FDP, der die Freien Demokraten jetzt in einem Schuldendesaster hat landen lassen. Wenn Herr Rexrodt und andere, die in der FDP und durch die FDP in andere hohe Ämter gekommen sind und viel verdienen, sich ebenso gefragt hätten: Können wir nicht aus unserem eigenen Geld mehr für die FDP tun, dann stünde die FDP heute anders da.
Zagatta: Ihre Anwälte sollen auch von einem Kontobesitzer gesprochen haben, für den Sie als Treuhänder tätig waren. Gibt es da...
Möllemann: Nein, das bezieht sich überhaupt nicht auf diesen Sachverhalt.
Zagatta: ... das hat damit nichts zu tun? Was ist mit einem Konto und Bargeldabhebungen in Luxemburg?
Möllemann: Ich denke, das werden Sie verstehen, dass ich zu den Gegenständen eines Ermittlungsverfahrens nun auch über den Deutschlandfunk nichts sagen möchte.
Zagatta: Aber gibt es da ein Konto? Gibt es Bargeldabhebungen?
Möllemann: Ich sage gerade: Ich möchte zu einem Ermittlungsverfahren nichts sagen. "Ohne meinen Anwalt sage ich da nichts", heißt es ja in der Werbung. Es ist aber sicher sehr vernünftig, dass man den Gegenstand eines Rechtsstreits nicht öffentlich abhandelt.
Zagatta: Ich frage ja gar nicht nach Details. Ihr Buch heißt "Klartext".
Möllemann: Ja, sicher. Aber trotzdem gibt es auch hier ein Verfahren, Sie sagten es selber, und ich denke, wenn Sie selbst mit einem Verfahren konfrontiert werden würden, würden Sie auch so antworten.
Zagatta: Gut. Dann fragen wir da jetzt auch nicht weiter. Das war der frühere Minister, der langjährige FDP-Politiker Jürgen Möllemann. Danke schön für das Gespräch.
Möllemann: Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.
Zagatta: Ihnen auch.
Link: Interview als RealAudio
Zagatta: Herr Möllemann, nicht mehr dabei zu sein nach so vielen Jahren bei einem Parteitag, tut das noch ernsthaft weh, oder ist das Kapitel FDP für Sie abgehakt?
Möllemann: Es ist schon ein etwas eigenartiges Gefühl, wenn man so lange dabei war, so lange mitgestaltet hat, gerade bei den letzten drei Parteitagen entscheidend mitgeprägt hat, da nicht mehr zuzugehören. Da aber der innere Trennungsstrich von beiden Seiten gezogen ist, war es dann doch mehr eine Zuschauerrolle.
Zagatta: Die FDP wollte mit diesem Parteitag ja auch die "Nach-Möllemann-Ära" endgültig einleiten. Guido Westerwelle hat in Bremen gesagt, er habe Ihnen zu viel Vertrauen entgegengebracht. Trifft Sie so etwas noch?
Möllemann: Das Vertrauen gab es ja wechselseitig. Ich habe mich in diesem Vertrauen auch im Nachhinein getäuscht gefühlt. Es bringt jetzt nichts mehr, da nachzukarten. Die Entscheidung ist getroffen. Guido Westerwelle muss sehen, wie er ohne seinen Motor, der ich ja für ihn war, klarkommt. Ich registriere ganz kühl, dass die FDP, die 18 Prozent wollte, jetzt zwischen fünf und sechs steht, einem Drittel. Er muss nun sehen, wie er da rauskommt. Das ist nicht mein Job.
Zagatta: Dass sie so schlecht abschneidet, liegt das daran, dass Sie gegangen sind? Ist das Ihre Meinung? Oder war dieses "Projekt 18" nicht von vornherein eine Fehlkonstruktion? Das war doch mit Ihnen auch nicht zu erreichen.
Möllemann: Wir lagen drei oder vier Monate vor der Wahl bei 12 bis 13 Prozent. Das waren immerhin schon zwei Drittel. Wir sind dann abgestürzt, weil wir gegen die Hauptthemen des Wahlkampfs - das war das Hochwasser und der heraufziehende Irak-Krieg - keine thematische Gegenwehr leisten konnten oder wollten und weil die Art des Wahlkampfs, die wir geführt haben - zugeschnitten nur auf Guido Westerwelle und sein Guidomobil und meinem Wahlkampf in der Kombination zwischen Fallschirmsprüngen und großen Veranstaltungen- nicht ausreichend war, um einer Kanzlerpartei und einer Regierungspartei - die Grünen - Gegengewicht zu bieten.
Zagatta: Es war also auch ein falscher Kurs, auf Spaßpartei zu machen?
Möllemann: Ja, ich glaube, dass es für die Zeit, in der das stattfand - von der Flut und von dem Angstgefühl der Menschen vor einem Krieg geprägt - der falsche Ansatz war.
Zagatta: Wird so eine Partei wie die FDP überhaupt noch gebraucht?
Möllemann: Freiheitlich orientierte Parteien braucht es in ganz Europa, gibt es ja auch. Wie wir gestern in Belgien gesehen haben, durchaus mit Erfolg. In den Niederlanden und Dänemark auch. Eine freiheitlich gesonnene Partei - wie immer die heißt - wird es auch in Deutschland brauchen.
Zagatta: Sie haben gesagt, Sie wollen nicht nachkarten, also am liebsten keine Stellung mehr zu Herrn Westerwelle geben. Haben Sie denn überhaupt noch Kontakte zu dem Führungspersonal der FDP, oder ist das nach Ihrer Buchveröffentlichung kein Thema mehr? Darin haben Sie ja fast alle beleidigt.
Möllemann: Eine kritische Abhandlung muss wohl möglich sein. Wer austeilt muss auch einstecken können. In punkto Einstecken habe ich, glaube ich, meine Pflicht und Schuldigkeit getan. Man kann ja kaum sagen, dass es irgendjemanden gibt, der mehr aufs Kreuz bekommen hätte von führenden Freidemokraten als ich. Auch da kein Nachkarten mehr. Es gibt Kontakte, aber nicht zu allen. Der Kontakt etwa zu Guido Westerwelle ist beendet.
Zagatta: Kritische Abhandlung - das ist ja leicht untertrieben. Wie ist das beispielsweise mit Hans-Dietrich Genscher. Er galt als Ihr Ziehvater, Ihr Förderer. Haben Sie da im Nachhinein kein schlechtes Gewissen, wie Sie mit ihm umgegangen sind?
Möllemann: Ich glaube, dass wir uns beide wechselseitig fragen, ob es nicht in einer sehr kritischen Lage, als man die Dinge noch anders hätte beeinflussen können, ob es da nicht unser gemeinsames Anliegen hätte sein müssen, das zu versuchen. Der Rückblick ist im Hinblick auf Hans-Dietrich Genscher in meinem Buch ja durchaus zwiespältig. Einerseits sage ich: Er ist und bleibt der Architekt der Einheit Deutschlands und Europas, und diesen Verdienst kann ihm keiner nehmen. Andererseits sind wir in der Phase der Auseinandersetzung der Nahostpolitik auseinander geraten. Dort habe ich mich auch von ihm alleingelassen gefühlt.
Zagatta: Sie sagen, Hans-Dietrich Genscher gehe autoritär mit seinen Untergebenen um. Er habe gewollt, dass Sie ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Das ist doch nicht die feine Art gewesen.
Möllemann: Das Leben ist nicht nur fein. Die Entwicklung hat sich so begeben wie ich sie beschrieben habe. Wer eine bruchartige Entwicklung beschreibt muss Klartext reden, sonst verstehen die Menschen gar nicht, wie es zu einem Zerbrechen gewachsener Beziehungen kommen kann.
Zagatta: Sprechen Sie heute wieder mit Genscher, oder ist das kein Thema?
Möllemann: Für mich ist das schon ein Thema, wenngleich im Moment eine ziemliche Sendepause da ist. Aber vielleicht wird sich das noch ändern.
Zagatta: Sie würden sich das wünschen?
Möllemann: Ja.
Zagatta: Herr Möllemann, Sie haben doch ziemlich laut darüber nachgedacht, eine eigene, eine neue Partei zu gründen. Steht das noch zur Debatte, oder haben Sie das aufgegeben?
Möllemann: Die Entscheidung, was ich künftig tue, ist bewusst nicht in Eile getroffen worden, sondern wird bis zur Sommerpause, einschließlich der Sommerpause, getroffen werden. Das ist eine zu grundlegende Frage, als dass man sie aus der Hüfte heraus beantworten könnte, oder im Schnellschuss. Die Geschichte von Parteineugründungen in Deutschland ist die Geschichte von Misserfolgen. Der wollte ich kein weiteres Glied anfügen.
Zagatta: Es wäre doch ziemlich aussichtslos, so etwas zu versuchen.
Möllemann: Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Wir hatten in der mir überblickbaren politischen Geschichte der Bundesrepublik noch nie eine so hohe Zahl von Menschen - fast die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler - die mit den bestehenden Parteien hochgradig nicht nur unzufrieden, sondern nicht mehr im Einklang sind. Bei allen Umfragen gibt es bis zu 15 Prozent, die sagen, sie würden ad hoc, sofort eine solche neue Partei, von Jürgen Möllemann gegründet, unterstützen. Das nur von denen, die festgelegt sind, ob sie überhaupt wählen. Die 50 Prozent, die derzeit nicht zu wählen beabsichtigen, sind natürlich auch ein sehr hohes Potenzial für eine neue Partei. Das muss man bedenken. Auf der anderen Seite: Was alles dagegen spricht muss ich hier nicht aufzählen. Ich werde am Ende meine Entscheidung auch nur im Einklang mit meiner Familie treffen. Man kann es nicht anders machen, denn es wäre so eine dramatische Herausforderung, so dass die Familie durch die Achterbahnlaufbahn, die ich aufzuweisen habe, ja oft genug mit hoch oder runtergesaust ist, in dem Gefühlsbad, das man da hat, nicht überfordert werden darf.
Zagatta: Herr Möllemann, vielleicht doch noch ein Wort zu den strafrechtlichen Ermittlungen gegen Sie. Die Verfahren ziehen sich ja in die Länge. Bleiben Sie dabei, dass Sie das umstrittene Flugblatt im Wahlkampf selbst aus Ihrem Privatvermögen bezahlt haben, oder gibt es da einen Geldgeber?
Möllemann: Nein, das ist ganz unstreitig so. Das wird, denke ich, auch das Ergebnis der Ermittlungen sein, dass das meine private Finanzierung war. Deswegen war ich auch etwas irritiert über die Ausführungen von Herrn Rexrodt. Das ist der erfolgloseste Schatzmeister in der Geschichte der FDP, der die Freien Demokraten jetzt in einem Schuldendesaster hat landen lassen. Wenn Herr Rexrodt und andere, die in der FDP und durch die FDP in andere hohe Ämter gekommen sind und viel verdienen, sich ebenso gefragt hätten: Können wir nicht aus unserem eigenen Geld mehr für die FDP tun, dann stünde die FDP heute anders da.
Zagatta: Ihre Anwälte sollen auch von einem Kontobesitzer gesprochen haben, für den Sie als Treuhänder tätig waren. Gibt es da...
Möllemann: Nein, das bezieht sich überhaupt nicht auf diesen Sachverhalt.
Zagatta: ... das hat damit nichts zu tun? Was ist mit einem Konto und Bargeldabhebungen in Luxemburg?
Möllemann: Ich denke, das werden Sie verstehen, dass ich zu den Gegenständen eines Ermittlungsverfahrens nun auch über den Deutschlandfunk nichts sagen möchte.
Zagatta: Aber gibt es da ein Konto? Gibt es Bargeldabhebungen?
Möllemann: Ich sage gerade: Ich möchte zu einem Ermittlungsverfahren nichts sagen. "Ohne meinen Anwalt sage ich da nichts", heißt es ja in der Werbung. Es ist aber sicher sehr vernünftig, dass man den Gegenstand eines Rechtsstreits nicht öffentlich abhandelt.
Zagatta: Ich frage ja gar nicht nach Details. Ihr Buch heißt "Klartext".
Möllemann: Ja, sicher. Aber trotzdem gibt es auch hier ein Verfahren, Sie sagten es selber, und ich denke, wenn Sie selbst mit einem Verfahren konfrontiert werden würden, würden Sie auch so antworten.
Zagatta: Gut. Dann fragen wir da jetzt auch nicht weiter. Das war der frühere Minister, der langjährige FDP-Politiker Jürgen Möllemann. Danke schön für das Gespräch.
Möllemann: Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.
Zagatta: Ihnen auch.
Link: Interview als RealAudio