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Partylärm
Mit dem Lärmwagen durch Köln

Partys bis tief in die Nacht sind inzwischen ein großes Problem in den Großstädten. Dort mehren sich die Beschwerden von Anwohnern über grölende Partygäste und laute Musik. Die Stadt Köln versucht den sozialen Frieden wiederherzustellen, indem sie Lärmwagen auf die Straße schickt.

Von Stephanie Gebert | 10.05.2019
Junge Erwachsene stehen abends in einem Ausgehviertel auf der Straße und trinken.
Trinken, Flaschen auf den Boden werfen, grölen - was viele junge Erwachsene beim Ausgehen spaßig finden, sorgt bei Anwohnern für Stress und Ärger (picture-alliance / Henrik Josef Boerge)
Es ist Samstagnacht, kurz nach 23 Uhr. Polizeibeamter Raffaele Matera hat mitten in einem Wohngebiet nahe der Galopp-Rennbahn in Köln ein Dutzend Teenager gestoppt.
"Ausgangssituation war der Anruf eines Bürgers in dem Bereich, der sich über randalierende Jugendliche beschwert hat. Die toben hier rum, schreien hier rum. Dann läuft das unter Randale. Dass kann einfach nur Rumgeschreie sein, das kann aber auch sein, dass die gegen Automaten treten, gegen Autos treten."
Tatsächlich lässt sich kein Hinweis auf Sachbeschädigung finden und ohne Anstalten kramen die Jugendlichen ihre Personalausweise hervor. Der Wortführer - ein schlaksiger junger Mann in schwarzem Anorak - verspricht, dass die Gruppe friedlich bleibt. Nachdem die Personalien der Beteiligten geklärt sind, dürfen sie weiterziehen: "Vielen Dank. Passt auf euch auf. Damit wir uns richtig verstehen: Nicht in den Park. Schönen Abend noch euch allen. Ciao!"
"Wie man merkt, die waren auch angetrunken. 17, 18 durchgängig. Dann brauchen die eine kurze Ansprache und wissen, dass sie nicht unentdeckt sind. Und dass sie verstehen, dass sie laut sind und dass das bei den Anwohnern so ankommt, dass sie hier irgendwas veranstalten, was vielleicht nicht in Ordnung ist."
Sicherheitsgefühl der Bürger stärken
Nächtliche Ruhestörung - das bedeutet am Wochenende in Köln: Einsatz für den Lärmwagen, jeweils mit einem Polizeibeamten und einem Vertreter vom Ordnungsamt besetzt. An diesem Samstag fährt Polizist Raffaele Matera gemeinsam mit Claudia Dreesen im Kölner Stadtteil Nippes Streife. Nach dem ersten Einsatz mit den Jugendlichen geht es weiter zu einem nahegelegenen Spielplatz.
"Wir haben das Problem, gerade abends mit Heranwachsenden, die auf den Kinderspielplätzen Alkohol konsumieren und Zigaretten rauchen und dann die Kippen in den Sandkasten schmeißen, was für Kleinkinder lebensgefährlich sein kann. Dann werden die Flaschen einfach kaputt geschmissen. Deswegen fahren wir hier Präsenzstreife, um zu gucken, ob hier alles okay ist."
Claudia Dreesen leuchtet vom Auto aus mit der Taschenlampe auf den dunklen Sandkasten und die Tischtennisplatte. Wenn Gerümpel, Flaschen oder Müll zu sehen sind, wird das von der 57-Jährigen notiert, um es an Kollegen im Ordnungsamt weiterzuleiten.
"Es geht darum, sowohl beim Bürger das Sicherheitsgefühl zu stärken als auch bei denjenigen, die dieses Sicherheitsgefühl vielleicht gefährden, durch die Präsenz zu zeigen: Achtung, wir sind da und denken an euch", erklärt Heribert Büth vom Kölner Ordnungsamt.
Konzept hat sich bewährt
Inzwischen sind fünf Lärmwagen im Kölner Stadtgebiet unterwegs. Pro Jahr bearbeiten sie etwa 3.000 Beschwerden. Das Konzept hat sich bewährt, sagt Büth. Denn die Aufgabenbereiche von Polizei und Ordnungsamt ließen sich prima bündeln. Außerdem sei der Lärmwagen nach Beschwerden über Krach oftmals schneller vor Ort als die übliche Polizeistreife. Die müsse sich in der Nacht schließlich auch um andere Vorfälle kümmern.
"Das Schlimmste für den Bürger ist, wenn er sich zwei Stunden nachts gequält hat mit einer Lärmquelle, sich dann entschließt, anzurufen und er bekommt dann nicht sofort geholfen. Das ist dann natürlich frustrierend."
Nächster Einsatz in dieser Nacht für das Team Matera-Dreesen. Diesmal geht es um laute Party-Musik in einem Mehrfamilienhaus.
Unkomplizierte Zusammenarbeit
Inzwischen ist es weit nach Mitternacht und es gilt die gesetzliche Ruhezeit zwischen 22 und 6 Uhr. Nachdem die Beamten am Einsatzort eingetroffen sind, überzeugen sie sich von der Lautstärke und klingeln an der Wohnung, aus der die Musik schallt. Auch hier werden die Personalien der Bewohner festgestellt. Polizist Raffaele Matera ermahnt die Partygäste schließlich, leise zu sein und Beamtin Claudia Dressen kassiert ein Verwarngeld von 50 Euro.
Und selbst wenn die Polizei bei einem ähnlichen Einsatz gerne mal ein Auge zudrückt: Ein mündliche Verwarnung ist bei den Einsätzen im Lärmwagen nicht vorgesehen.
"Alles klar, dann wissen Sie Bescheid. Tut mir leid, dann noch einen schönen Abend! Die Stadt Köln nimmt jetzt die Ruhestörung auf und ich hab den Blick drauf gehabt, ist das vielleicht jemand, er sich nicht in Deutschland aufhalten darf. Und dann kommt die Polizei mit ins Spiel. Das ist praktisch. Das sind kurze Wege, das ist sehr vorteilhaft."