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Pauken für den deutschen Arbeitmarkt

Wer dank Arbeitnehmerfreizügigkeit künftig in Deutschland arbeiten will, sollte und muss die deutsche Sprache beherrschen. Entsprechende Kurse gibt das Goethe-Institut vor Ort - beispielsweise in Riga.

30.04.2011
    Deutschunterricht am Goethe-Institut in Riga. Die Ärztinnen Beate und Digne sind besonders fleißig, denn sie wollen auf Jobsuche nach Deutschland.

    "In Lettland ich arbeite bis 400 Stunden im Monat, immer muss ich arbeiten, um etwas verdienen. Dann kann ich bis 1000 Euro verdienen und in Deutschland, das ist einfacher. Es gibt viele Vermittlungsfirmen, die helfen und viele meiner Bekannten arbeiten schon in Deutschland."

    "Ich bin nur ein bisschen nervös, ich denke, dass viele Polen vielleicht, Russen will nach Deutschland kommen. Das ist ein bisschen Problem. Weil zu viel Leute will Zahnärztin arbeiten, Konkurrenz."

    Längere Zeit sah es so aus, als wollte niemand mehr Deutsch lernen. Jetzt können sich die Sprachschulen in Riga kaum noch vor Anfragen retten. Die internationale Finanzkrise hat Lettland aus der Bahn geworfen. Um Geld zu sparen, wurden Krankenhäuser geschlossen und Zehntausende aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Deshalb sind alle Hoffnungen auf Deutschland gerichtet, wo ab 1. Mai jede Arbeitsbeschränkung aufgehoben wird.

    Pausenlos beantwortet Liga Vaidmane im Arbeitsamt von Riga die Anfragen der Arbeitslosen. In den letzten Wochen habe sie mehr als zweihundert Leute beraten und bietet offene Stellen der Deutschen Arbeitsagentur an.

    ""In Lettland haben wir knapp 2400 offene Stellen. Aber 163.000 Menschen sind ohne Arbeit, da sehen sie doch gleich die riesige Konkurrenz. Arbeit in Deutschland suchen nicht nur Ärzte. Auch Ingenieure, Bauarbeiter oder Saisonkräfte für die Landwirtschaft rufen mich an."

    Die Nachbarrepublik Estland war von der Finanzkrise nicht so betroffen, wie Lettland. Entsprechend geringer ist die Nachfrage nach einem Job in Deutschland. Außerdem versucht die estnische Regierung über eine neue Website, die Fachkräfte mit Job-Angeboten im Land zu halten. Bereits vor elf Jahren hat Estland das sogenannte IT College in der Hauptstadt Tallinn gegründet, Hand in Hand mit Mobilfunkbetreiber, Banken und Softwareentwicklern.

    Hier bindet die Industrie Programmierer bereits während des Studiums an ihre Unternehmen und bietet westliche Löhne an. Der dreiundzwanzigjährige Sander Laadi entwirft Internetseiten für einen estnischen Betrieb. Er sieht keinen Grund woanders zu arbeiten, aber:

    "IT wird überall gebraucht, die Arbeit hört einfach nicht auf und ich kann großes Geld verdienen. Und wenn ich plötzlich in Estland keinen Job mehr finde, dann werde ich eben in andere Länder gehen."

    Im Goethe Institut in Riga beginnt für die meisten Schüler jetzt der Endspurt. Mitte Juni werden sie ihre Prüfung absolvieren. Dann steht einem Jobangebot aus Deutschland nichts mehr im Wege. Die 24-jährige Christina hofft auf eine Stelle als Assistenzärztin in der Psychiatrie.

    "In meiner Universität wo die medizinischen Studenten sind, alle sprechen über Deutschland. Ich bin ledig, ich habe keine Familie und ich kann egal wo arbeiten, es spielt keine Rolle. Auch ein kleines Städtchen, super."

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