
"Die Menschen Irans haben viel Not und Verzweiflung erfahren durch das rücksichtlose Streben ihrer Führer nach Konflikt und Terror. Solange das iranische Regime kein Partner für Frieden ist, müssen alle Nationen zusammenarbeiten, um es zu isolieren. Finanzierung von Terrorismus - das kann nicht sein."
Regime-Wechsel in Teheran - Barack Obama hatte öffentlich versichert, dass sei nicht das Ziel seiner Regierung. Die Trump-Administration denkt darüber ganz anders. "Das Verhalten und die Ziele des Regimes werden sich nicht ändern. Deshalb gibt es nur eine Lösung: Das Regime selbst zu ändern."
John Bolton – ein neokonservativer Hardliner. In Sachen Iran ist er ein Falke und ein bedingungsloser Scharfmacher. Donald Trump hat den 74-Jährigen im April zum Nationalen Sicherheitsberater ernannt.

"Wir werden die härtesten Wirtschafssanktionen auf den Weg bringen. Jede Nation, die dem Iran bei seinem Streben nach Atomwaffen hilft, muss ebenso mit harten Sanktionen durch die USA rechnen. Amerika wird nicht zur Geisel nuklearer Erpressung."
Wenige Stunden nach Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen erklärt Irans Präsident Hassan Rohani, sein Land werde sich weiter an die im Abkommen getroffenen Vereinbarungen halten. Irans starker Mann, Ayatollah Ali Khamenei, schlägt weniger konziliante Töne an: "Wir haben alle unsere Verpflichtungen erfüllt. Nun sagt dieser Hampelmann, er akzeptiere den Vertrag nicht, er tritt aus und droht diese und jenes zu tun."
"Zunächst einmal möchte ich uns alle daran erinnern, dass die Atomenergiebehörde IAEA acht Mal bestätigt hat, dass der Iran sich an alle Verabredungen des Abkommens hält", stellt Federica Mogherini fest, die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitsfragen.
"Das Abkommen gehört nicht dem einen oder anderen Land. Es ist eine Resolution des UN-Sicherheitsrats und die gesamte internationale Gemeinschaft von Russland über China, Japan, Lateinamerika, Europa wird garantieren, dass das Abkommen Bestand haben und eingehalten wird, und dass die Iraner zu den Vereinbarungen stehen."
"Die einseitige Aufkündigung dieses Abkommens durch Präsident Trump, die bleibt ein außen- und sicherheitspolitischer Kardinalsfehler", klagt der deutsche Außenminister Heiko Maas.
"Mehr noch, Washingtons Entscheidung stellt den Multilateralismus und die nukleare Nichtverbreitungsarchitektur insgesamt vor große Herausforderungen, denn schließlich wurde dieses Abkommen auch einstimmig vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bestätigt."
Donald Trump pfeift auf Multilateralismus. Sein Credo lautet: "America first". Für den freien Welthandel hat er nicht viel übrig, weil Amerika dabei schlecht wegkomme. Aus dem Klimaabkommen steigt er aus, weil es Amerika schade. Die Vereinten Nationen sind ihm lästig. Die Nato gilt ihm als obsolet, mutmaßlich weil die Europäer nicht genug Rüstungsgüter in den USA kaufen. Das multilaterale Atomabkommen mit dem Iran war: "…im Kern die große Illusion, dass ein mörderisches Regime lediglich ein friedliches nukleares Energieprogramm verfolgt hat. Wir haben handfeste Beweise, dass dieses iranische Versprechen eine Lüge war."
Den Verhandlungspartnern waren die Täuschungsmanöver und Lügen der iranischen Seite bekannt. Genau deshalb wurde das Atomabkommen geschlossen, sagt Außenminister Heiko Maas.
"Natürlich ist dieses Abkommen nicht perfekt. Das hat nie jemand behauptet, am allerwenigstens die, die bei den Verhandlungen dabei gewesen sind. Aber ohne Abkommen wäre die Region, über die wir reden, deutlich unsicherer."

"Wird es Amerika durch psychologische, wirtschaftliche und gegebenenfalls auch politische Kriegsführung gelingen, unsre Nation zu brechen?" Fragt Präsident Hassan Rohani. Der 69-jährige weiß, wie prekär die Lage ist. Sein politisches Schicksal ist eng mit dem Atomabkommen verknüpft.
"Wir sind eine stolze Nation, die im Laufe der Geschichte für ihre Werte stand, eine Nation, die widerstandsfähig und stark ist, und die bereit ist, Blut und Leben für den Islam und den Iran zu opfern."
Kommt es am Persischen Golf zum Showdown zwischen den USA und dem Iran? Die Führung in Teheran spürt den wachsenden Druck. "Spiel nicht mit dem Schwanz des Löwen. Das führt nur zu Bedauern. Du wirst es für immer bereuen", warnt der 69-jährige Rohani an die Adresse Trumps.
"Wir wollen keinen Kampf, wir wollen keinen Krieg. Aber sie sollen wissen, dass ein Krieg mit dem Iran der Krieg aller Kriege wäre. Das müssen sie verstehen. Friede mit dem Iran ist der ultimative Friede. Wir wollen mit niemandem Krieg."
Welches Spiel spielt Donald Trump, der von sich sagt: "Ich bin sehr beständig. Ich bin ein sehr stabiles Genie."

Teheran ist dazu nicht bereit. Vor einer solchen Zusammenkunft müssten sich die USA wieder zum Atomabkommen bekennen, lässt die iranische Führung wissen. Auch müssten die angedrohten Sanktionen vom Tisch. Davon will der 72-jährige Trump aber nicht lassen. Finanz- und Wirtschaftssanktionen sind nicht sein einziges, aber - solange die Waffen noch schweigen - sein druckvollstes Mittel gegen Teheran.
Der iranische Wirtschaftswissenschaftler Bijan Khajehpour glaubt nicht, dass Sanktionen die iranische Führung zu einer Trump-gemäßen Politik zwingen werden. Der Iran sehe sich schon seit der Revolution von 1979 internationalen Sanktionen ausgesetzt. Die massiven Sanktionen zwischen 2011 bis 2015 hätten gewisse Effekte gezeigt, aber sie seien nicht in dem Sinne effektiv, dass die iranische Führung ihre Politik geändert habe. Die Effekte der Sanktionen sind im täglichen Leben vieler der knapp 80 Millionen Iraner zu spüren. Die Wirtschaft leidet, soziale Probleme nehmen zu, Armut breitet sich aus.
"Es bedarf noch einiger Anstrengung, um die Einhaltung des Iran-Atomabkommens zu sichern. China wird niemals einseitige Sanktionen billigen, die nicht auf internationalem Recht fußen, und es wird strikt an seinen legitimen Rechten und Interessen festhalten.
Tatsächlich geht das zur international bindenden UN-Resolution 2231 gewordene Abkommen auf die Raketenproblematik ein. Konkret sind alle vorausgegangenen UN-Resolutionen, die sich mit der Entwicklung ballistischer Raketen durch den Iran befassen, durch Resolution 2231 ersetzt worden. Darin wird der Iran aufgefordert, alles zu unterlassen, was zu Entwicklung und Bau von Raketen führen würde, die Atomsprengköpfe tragen könnten. Teheran argumentiert, der Iran besitze, baue und plane keine Atomwaffen und deshalb verfange die Kritik am iranischen Raketenprogramm nicht. Für die iranische Führung sind ballistische Raketen unverzichtbarer Bestandteil zur Landesverteidigung, stellt Außenminister Mohammad Javad Zarif fest. Und er verweist auf die Erfahrungen Irans aus dem ersten Golfkrieg, der 1980 vom Irak losgetreten wurde.
"Sie waren keinem achtjährigen Krieg ausgesetzt, in dem auf ihre Städte Raketen herabregneten, die Chemiewaffen transportierten – und sie standen ohne eine einzige Rakete da, um zurück zu schießen, damit Saddam Hussein vielleicht aufhören würde."
Auf Betreiben Washingtons ist 1983 ein im Kern bis heute gültiges internationales Waffenembargo gegen den Iran verhängt worden. Deshalb ist Irans Bewaffnung heute entweder weitgehend veraltet oder Marke Eigenbau und damit nur bedingt State of the Art. Der iranische Verteidigungshaushalt beträgt rund 15 Milliarden Dollar jährlich. Saudi-Arabien gibt 70 Milliarden Dollar aus, die USA 700 Milliarden. Die USA sind die Wiege allen Übels im Nahen Osten, so predigen die Herrscher im Iran. Der Iran destabilisiere den Nahen Osten, so das Credo der Trump-Administration. Die Eskalationsschraube dreht sich. Gelingt es Washington, iranische Öl-Exporte zu unterbinden und die Wirtschaft Irans wie erhofft zu strangulieren, drohen der Islamischen Republik unvorhersehbare Verwerfungen.

Irans Hardliner profitieren von Trumps Anfeindungen. Irans Reformer verlieren an Zustimmung. Sollte der von Trump ausgerufene Ölboykott gegen den Iran greifen, dann droht Teheran mit der Ultima Ratio: der Blockade der Straße von Hormus im Persischen Golf, durch die knapp ein Drittel des weltweiten Ölhandels fließt. Ein Flächenbrand mit Auswirkungen auch für Europa wäre dann kaum noch zu vermeiden. "Seit alters her garantieren wir die Sicherheit der regionalen Wasserstraßen. Wir haben für die Sicherheit der Öltanker gesorgt. Vergiss das nicht."