"Ich bin der blonde Hans. Hans mit "ss": "Hat alles nicht sollen sein". Unser erstes Stück heißt "Betrug."
Eine Hafenrundfahrt der etwas anderen Art, mit dem Sänger und Regisseur Schorsch Kamerun und dem Schauspieler Fabian Hinrichs. Zur Eröffnung zeigte das diesjährige Sommerfestival auf Kampnagel wieder mal, was es am besten kann: Das Angenehme mit dem Kritischen verbinden. In diesem Fall recht eindrucksvoll:
"Schauen Sie auf die Elbe. Auf all die Dinge, die dort entstehen."
Die legendäre Hamburger Kulisse aus Schiffen und Kränen wird einmal nicht als das Tor zur Welt verklärt, sondern in Liedern und Texten als Hafen der geplatzten Träume.
"Jeder fühlt sich hier ungelogen um seine Zukunft betrogen."
"Ich glaube die Kombination aus einer kritischen Auseinandersetzung und großer Kunst, die Spaß macht, ist das, was ich hier wollte. Und ich hoffe so fühlt es sich auch an."
Bilanziert Matthias von Hartz, der das Sommerfestival seit fünf Jahren leitet - dieses Jahr zum letzten Mal. Er hat das Festival um den kritisch-politischen Aspekt erweitert, jedes Jahr stand es unter einer Überschrift wie "Ressourcen", "Gemeingüter", dieses Jahr geht es ums "Wachstum", bzw. um dessen Grenzen.
Das Politische ist beim Sommerfestival Klammer und Hintergrund für Tanz, Performance und Musik, und natürlich auch der Versuch, Schlagzeilen zu machen. Diesmal etwa mit der Aktion des spanischen Provokationskünstlers Santiago Sierra. Er hat aus Schweinefutter die Umrisse Griechenlands auslegen und sie danach von sieben Schweinen auffressen lassen. Plakativer geht es kaum.
Schräg gegenüber diskutieren in einer Installation von Tino Seghal zwei Schauspieler mit Besuchern über Marktwirtschaft. Diese bekommen dafür einen Teil ihres Eintrittsgeldes zurück – auch nicht unbedingt Seghals einfallsreichste Arbeit.
Und anderes lässt sich eher unfreiwillig auf das Wachstumsthema hin lesen, etwa die Massenperformance "Levée des conflits" des Choreografen Boris Charmatz. 24 Tänzer rackern sich hundert Minuten auf der Bühne ab, können das Hamburger Publikum damit aber so gar nicht überzeugen. Die Größe der Anstrengung steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis.
Doch wie jedes Jahr liest sich das Programm des Sommerfestivals spannend, mit Stücken von Rimini Protokoll, Anna Teresa de Keersmaeker oder dem Nature Theater Of Oklahoma.
Welche Wirkungen politische Kunst hat, diese Frage bleibt natürlich wieder unbeantwortet, denn mit ihr wird man der Kunst nicht gerecht. Eine Veranstaltung wie die künstlerisch-kritische Hafenrundfahrt wirkt aber etwas vorhersehbar: Ein vorwiegend junges, linksorientiertes Szenepublikum lässt sich gerne bestätigen, was es ohnehin schon weiß, während es bei einem Bier die schöne Aussicht genießt.
"Das nächste Stück (...) widmen wir dem Stamm der Hereros, die damals, eingesetzt von Hamburger Kaufleuten, in der Wüste von Namibia erbärmlich verreckt sind."
Doch die kritische Hafenrundfahrt fand am Eröffnungstag noch ein zweites Mal statt. Diesmal an Bord: Gäste des Hamburger Senats. Oder wie Matthias von Hartz es auf den Punkt bringt:
"Reiche Hamburger Bürger, deren Gefühl es ist, dass ihnen die Stadt gehört wie es in Hamburg schon immer war, und dass dann eben, wenn die Kunst zu viel Lärm macht, sie den Stecker rausziehen."
Und in der Tat: Einige Gäste des Senats haben die Stecker aus den aufgestellten Lautsprecherboxen gezogen. Man wollte sich den Hafen nicht schlechtreden lassen und lieber die schöne Aussicht genießen. Was auch Schorsch Kamerun ziemlich verblüfft hat:
"Es war aberwitzig. Wirklich aberwitzig. Eigentlich erlebt man so was nicht. (…) Es war so: Wir kriegen hier was zu fressen und zu trinken, und ja, wir zeigen, dass wir eigentlich keine Lust haben, uns stören zu lassen bei unserem "Met And Greet" und unseren kleinen Verhandlungen."
Und Fabian Hinrichs schäumt:
""Empathielos und kalt. Man könnte es auch als Pack bezeichnen. Kulturloses Pack. Und man muss sich darüber mal im Klaren sein, dass das Entscheidungsträger sind. Das macht einem auch Angst."
Bis jetzt haben wohl vor allem die Festivalmacher etwas gelernt, über die Wirkung von Kunst und über die gesellschaftliche Realität in der Hansestadt Hamburg.
Eine Hafenrundfahrt der etwas anderen Art, mit dem Sänger und Regisseur Schorsch Kamerun und dem Schauspieler Fabian Hinrichs. Zur Eröffnung zeigte das diesjährige Sommerfestival auf Kampnagel wieder mal, was es am besten kann: Das Angenehme mit dem Kritischen verbinden. In diesem Fall recht eindrucksvoll:
"Schauen Sie auf die Elbe. Auf all die Dinge, die dort entstehen."
Die legendäre Hamburger Kulisse aus Schiffen und Kränen wird einmal nicht als das Tor zur Welt verklärt, sondern in Liedern und Texten als Hafen der geplatzten Träume.
"Jeder fühlt sich hier ungelogen um seine Zukunft betrogen."
"Ich glaube die Kombination aus einer kritischen Auseinandersetzung und großer Kunst, die Spaß macht, ist das, was ich hier wollte. Und ich hoffe so fühlt es sich auch an."
Bilanziert Matthias von Hartz, der das Sommerfestival seit fünf Jahren leitet - dieses Jahr zum letzten Mal. Er hat das Festival um den kritisch-politischen Aspekt erweitert, jedes Jahr stand es unter einer Überschrift wie "Ressourcen", "Gemeingüter", dieses Jahr geht es ums "Wachstum", bzw. um dessen Grenzen.
Das Politische ist beim Sommerfestival Klammer und Hintergrund für Tanz, Performance und Musik, und natürlich auch der Versuch, Schlagzeilen zu machen. Diesmal etwa mit der Aktion des spanischen Provokationskünstlers Santiago Sierra. Er hat aus Schweinefutter die Umrisse Griechenlands auslegen und sie danach von sieben Schweinen auffressen lassen. Plakativer geht es kaum.
Schräg gegenüber diskutieren in einer Installation von Tino Seghal zwei Schauspieler mit Besuchern über Marktwirtschaft. Diese bekommen dafür einen Teil ihres Eintrittsgeldes zurück – auch nicht unbedingt Seghals einfallsreichste Arbeit.
Und anderes lässt sich eher unfreiwillig auf das Wachstumsthema hin lesen, etwa die Massenperformance "Levée des conflits" des Choreografen Boris Charmatz. 24 Tänzer rackern sich hundert Minuten auf der Bühne ab, können das Hamburger Publikum damit aber so gar nicht überzeugen. Die Größe der Anstrengung steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis.
Doch wie jedes Jahr liest sich das Programm des Sommerfestivals spannend, mit Stücken von Rimini Protokoll, Anna Teresa de Keersmaeker oder dem Nature Theater Of Oklahoma.
Welche Wirkungen politische Kunst hat, diese Frage bleibt natürlich wieder unbeantwortet, denn mit ihr wird man der Kunst nicht gerecht. Eine Veranstaltung wie die künstlerisch-kritische Hafenrundfahrt wirkt aber etwas vorhersehbar: Ein vorwiegend junges, linksorientiertes Szenepublikum lässt sich gerne bestätigen, was es ohnehin schon weiß, während es bei einem Bier die schöne Aussicht genießt.
"Das nächste Stück (...) widmen wir dem Stamm der Hereros, die damals, eingesetzt von Hamburger Kaufleuten, in der Wüste von Namibia erbärmlich verreckt sind."
Doch die kritische Hafenrundfahrt fand am Eröffnungstag noch ein zweites Mal statt. Diesmal an Bord: Gäste des Hamburger Senats. Oder wie Matthias von Hartz es auf den Punkt bringt:
"Reiche Hamburger Bürger, deren Gefühl es ist, dass ihnen die Stadt gehört wie es in Hamburg schon immer war, und dass dann eben, wenn die Kunst zu viel Lärm macht, sie den Stecker rausziehen."
Und in der Tat: Einige Gäste des Senats haben die Stecker aus den aufgestellten Lautsprecherboxen gezogen. Man wollte sich den Hafen nicht schlechtreden lassen und lieber die schöne Aussicht genießen. Was auch Schorsch Kamerun ziemlich verblüfft hat:
"Es war aberwitzig. Wirklich aberwitzig. Eigentlich erlebt man so was nicht. (…) Es war so: Wir kriegen hier was zu fressen und zu trinken, und ja, wir zeigen, dass wir eigentlich keine Lust haben, uns stören zu lassen bei unserem "Met And Greet" und unseren kleinen Verhandlungen."
Und Fabian Hinrichs schäumt:
""Empathielos und kalt. Man könnte es auch als Pack bezeichnen. Kulturloses Pack. Und man muss sich darüber mal im Klaren sein, dass das Entscheidungsträger sind. Das macht einem auch Angst."
Bis jetzt haben wohl vor allem die Festivalmacher etwas gelernt, über die Wirkung von Kunst und über die gesellschaftliche Realität in der Hansestadt Hamburg.