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Pferdesport
Ermittlungen in Warendorf

Im Pferdesport gibt es Wirbel um das Landgestüt Warendorf in NRW: Es geht um Bestechlichkeitsvorwürfe und Verbindungen in dem skandalumtosten Wüstenstaat Katar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, drei Mitarbeiter sind vom Dienst suspendiert worden.

Von Marina Schweizer | 16.02.2016
    Der Deutsche Holger Wulschner springt am 22.12.2013 beim Frankfurter Festhallenturnier 2013 in der Festhalle in Frankfurt am Main (Hessen) mit seinem Pferd Barnebee über eine Hindernis. Die Elite der Dressur- und Springreiter geht auch dieses Jahr kurz vor Weihnachten in der Frankfurter Festhalle an den Start.
    Das Landesgestüt Warendorf gilt als Vorzeigegestüt für die Nachzucht. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Drei leitende Mitarbeiter des Landgestüts Warendorf werden der Vorteilsannahme verdächtigt: Dabei geht es unter anderem um Reisen ins Emirat Katar. Das hat die Staatsanwaltschaft Münster bestätigt. Die Ermittler sind über einen anonymen Hinweis auf das Thema gestoßen – schon vergangene Woche sind in dem Gestüt Räume durchsucht worden. Welche Art von Vorteilsannahme den Mitarbeitern aus Warendorf genau vorgeworfen wird ist noch unklar.
    Politische Brisanz
    Das ganze ist auch politisch heikel: Das Gestüt gehört dem Land Nordrhein-Westfalen, ist dort dem Umweltministerium unterstellt. Es geht also um Angestellte des Landes, denen Vorteilsannahme vorgeworfen wird. Das Umweltministerium hat jetzt drei leitende Angestellte vom Dienst suspendiert – und hat einen Ministeriums-eigenen Mitarbeiter an der Spitze installiert, der offenbar für Ordnung sorgen soll.
    Die Landtagsfraktionen wurden über die Maßnahmen beim Landgestüt informiert. Aus dem Umweltministerium hieß es: Es komme jetzt auf eine rasche Klärung der Vorwürfe an – auch, um dem international guten Ruf des Landgestüts keinen Schaden zuzufügen.
    Die Rolle Katars im Pferdesport
    Pferdesport ist der Region in und um Katar schon verbreitet – doch ist eher seit langem bekannt für Galopprennsport. Aber gerade Katar will sich zum absoluten Sport-Zentrum entwickeln, will ja nach der umstrittenen Fußball-WM 2022 auch unbedingt Olympische Spiele ins Land holen und pumpt Geld in verschiedene Sport-Bereiche. Im Pferdesport sind Disziplinen, wie Dressur oder Springreiten noch nicht so etabliert, aber man versucht mit großem finanziellen Aufwand das Know-How ins Land zu holen.
    Dieses Vorgehen ist auch aus anderen Sportarten bekannt: Im Handball hat man sich eine Nationalmannschaft aus Top-Spielern zusammengebaut. Im Fußball – wo nicht nur satte Sponsorengelder fließen - hat sich Katar beispielsweise eine Talentschmiede im Belgischen Eupen eingerichtet: Dort will man Nachwuchskräfte für die WM im eigenen Land heranziehen.
    Ein Beispiel aus dem Reiten, das vor zwei Jahren für viel Wirbel um Katars Engagement gesorgt hat: 2014 hatte die mehrfache Deutsche Meisterin und international erfolgreiche im Springreiten Meredith Michaels-Beerbaum ihre Stute Bella Donna nach Katar verkauft.