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Pflegeheimbewohner und Corona-Maßnahmen
"Menschen sind aus Einsamkeit gestorben"

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hat im Dlf Öffnungen für Alten- und Pflegeheime gefordert. Angesichts der hohen Zahl an Geimpften in der Gruppe, grenze der Lockdown in den Heimen an "Freiheitsberaubung". Eine weitere Isolation der Menschen sei gefährlich und nicht mehr nachvollziehbar.

Eugen Brysch im Gespräch mit Irene Geuer |
Ann-Kathrin Hellwig (r), Einrichtungsleiterin im Professor Weber Haus in Kiel, geht mit einer Bewohnerin über einen Flur.
Bewohner in Pflegeheimen leiden besonders unter dem Lockdown (dpa / picture alliance / Frank Molter)
Vor dem Bundesverfassungsgericht will ein Seniorenheim im Landkreis Lörrach erreichen, dass geimpfte Bewohner wieder gemeinsam in der Kantine essen dürfen. Ein entsprechender Eilantrag und eine Verfassungsbeschwerde seien an das Bundesverfassungsgericht gegangen. Die Senioren litten nach Angaben der Leitung schon seit einem Jahr massiv unter den Corona-Maßnahmen. Das Personal in dem Heim in Steinen berichte, dass die Bewohner wegen ihrer Isolation massiv abbauten, zum Teil verwahrlosten und Depressionen entwickelten. Dabei seien bis auf wenige Ausnahmen alle Bewohner geimpft.
Die Beine einer 97-jährigen Seniorin, die in einem Rollstuhl sitzt.
Pflegewissenschaftler: Alten- und Pflegeheime werden übersehen
Der Schutz vor dem Coronavirus sei in Pflege- und Altenheimen nicht ausreichend, sagte Pflegewissenschaftler Gerd Glaeske im Dlf. Er kritisierte, dass diese Institutionen nicht stark genug im Fokus der Politik stünden.
"95 Prozent der Bewohner in Pflegeheimen hat eine Erstimpfung und 73 Prozent eine Zweitimpfung, es gibt in Deutschland keine Gruppe, die besser in Bezug auf das Impfangebot versorgt ist", sagte Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz im Dlf. Aber genau diese Bevölkerungsgruppe halte sich in einem strengerem Lockdown auf, als jede andere Bevölkerungsgruppe in Deutschland, kritisierte der Patientenschützer.

"Es ist Freiheitsberaubung"

Nicht immer seien die Heimleitungen das Problem bei den Besuchsregelungen, sondern oft das Gesundheitsamt, welches sehr rigide Öffnungen für die Heime festlege. "Wir müssen mit dem Virus leben", sagte Brysch. Er verstehe es deswegen nicht, warum man diese Bevölkerungsgruppe fast durchgeimpft habe, sie aber dennoch weiter isoliere. Wie wolle man dann Beschränkungen für die Gesamtbevölkerung aufheben, wenn die Impfungen breitflächig in der Gesellschaft durchgeführt worden seien?
Dr. Stefan Etgeton (Gesundheitsexperte der Bertelsmann-Stiftung) in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" am 22.02.2015 in Berlin 
Gesundheitsexperte: "Es ist fast unmöglich, Pflegeheime komplett zu schützen"
Beim Schutz von Alten- und Pflegeheimen sei es ausgesprochen schwierig ausgerechnet die Pflegeheime komplett abzudichten, sagte der Gesundheitsexperte der Bertelsmann-Stiftung, Stefan Etgeton, im Dlf.
"Es ist Freiheitsberaubung", sagte Brysch. Er forderte eine bundesweite Testpflicht bei den Mitarbeitern der Altenpflege. Mit der Impfung verhindere man schwere Verläufe und Todesfälle, selbst wenn man sich infiziere.

"Ich weiß von Fällen, dass die Menschen an Einsamkeit gestorben sind. Weil sie niemand mehr besuchen durfte. Ich weiß von Fällen, wo über zwei Wochen niemand nachgeschaut hat, weil in den Heimen die festen Mitarbeiter wegen Infektionen oder Quarantäne nicht mehr da waren", sagte Brysch.