Jetzt kommen die Durchhalteparolen. Celesio sei "auch als eigenständiges Unternehmen gut und wettbewerbsfähig aufgestellt", heißt es aus Stuttgart. Der amerikanische Branchengigant McKesson, der für gut sechs Milliarden Euro Celesio übernehmen wollte, zeigte sich zwar enttäuscht, versicherte aber zugleich, der Konzern komme allein zurecht und werde weiter nach Möglichkeiten suchen, das Geschäft zu stärken. Hedgefonds hatten verhindert, die geforderten 75 Prozent der Celesio-Aktien McKesson anzudienen.
Dabei waren die Hoffnungen groß gewesen. Celesio-Chefin Marion Helmes hatte voriges Jahr in einer Telefonkonferenz wissen lassen, was alles mit McKesson möglich werde: "Wir gewinnen dadurch globale Präsenz und die notwendigen Ressourcen, die es benötigt, sich in einer rapide konsolidierenden Branche zu behaupten."
Übernahmen sind in der Branche beinahe die Regel. In Deutschland hat sich der Branchenerste Phoenix aus Mannheim zwar noch seine Unabhängigkeit bewahren können. Gleiches gilt auch für die genossenschaftliche Handelsorganisation Noweda aus Essen. Aber der Frankfurter Apotheken-Zulieferer Anzag ist 2012 von der britischen Drogeriekette Alliance Boots geschluckt worden. Und die Sanacorp-Gruppe mit Sitz in Planegg ist inzwischen Teil der italienischen Holdinggesellschaft Sanastera. Gesetzliche Eingriffe in die Pharmapreise sorgen für Fusionsdruck - und noch mehr:
"Der Markt im Inland ist kartellrechtlich nicht mehr beweglich"
"Pharmahandel ist ein Mengengeschäft, das seit vielen Jahren von einem langsam wachsenden Mengenwachstum geprägt ist. Auf der anderen Seite ist es ein zum guten Teil reguliertes Geschäft. Das bedeutet, dass hier die unternehmerische Freiheit stark eingeschränkt ist beziehungsweise es in regelmäßigen Abständen zu Preissenkungen kommt, die von den Regierungen der jeweiligen Länder durchgesetzt werden. Das ist an einem Punkt angekommen, wo es nur noch schwer kompensierbar ist", sagt Thomas Schiessle, Pharmaspezialist von der Frankfurter Analysefirma EquiTS.
Zusammenschlüsse auf dem heimischen Markt dürften keine Option für Celesio sein, meint Schiessle: "Der Markt hier zum Beispiel im Inland ist kartellrechtlich nicht mehr beweglich."
Aber die Börse rechnet mit weiteren internationalen Interessenten. Ohne Partner schätzen Analysten die Aktie auf 15 bis 18 Euro. Tatsächlich notiert sie heute aber trotz eines kräftigen Kursrutsches nach der gescheiterten Übernahme durch McKesson bei knapp 23 Euro. Darin stecke die Hoffnung auf ein neues Angebot, heißt es im Markt. Alternativ könnte Celesio versuchen, bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten, also im nicht regulierten Markt zu wachsen. Etwa mit Kosmetika. Oder mit einem Geschäftsmodell, das Medikamente nicht mehr auf konkrete Nachfrage hin ausliefert, sondern massenhaft zu günstigen Konditionen frei verkäufliche Präparate kauft und dann teurer verkauft. Ein spekulatives Geschäft. Neue Fusionen scheinen die wahrscheinlichere Strategie - jedenfalls aus Sicht der Börse.