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Pierre-Laurent Aimard spielt Ligetis Etüden
Das Spiel mit dem Risiko

Pierre-Laurent Aimard kennt die Klavierwerke von György Ligeti so gut wie kein anderer. Zum 100. Geburtstag von Ligeti hat er ein besonderes Konzert gegeben: Er hat alle 18 Etüden gespielt. Eine einmalige Meisterleistung in Konzentration, Virtuosität und Musikalität!

Am Mikrofon: Susann El Kassar |
    Eine Spirale, deren Rand selbst aus lauter Spiralen besteht. Ein sogenanntes Fraktal, basierend auf der Mandelbrot-Menge.
    György Ligeti war fasziniert von Fraktalen, wie diesem hier, das auf der Mandelbrot-Menge basiert. Eigenschaften solcher Fraktale, die Selbstähnlichkeit, die Wiederholungen, griff Ligeti auch in seinen Etüden auf. (imago images / Panthermedia)
    Pierre-Laurent Aimard hat über viele Jahre eng mit György Ligeti zusammengearbeitet und hat so tiefe Einblicke in dessen Werke gewonnen. Acht der insgesamt 18 Etüden für Klavier hat Aimard uraufgeführt, zwei hat Ligeti dem französischen Pianisten gewidmet: Nr. 10 "Der Zauberlehrling" und Nr. 12 "Entrelacs".
    "Sich selbst in Gefahr zu bringen, war ein Teil des Spiels", erinnert sich Pierre-Laurent Aimard im Interview mit dem Dlf . Und er habe sich nie vor dem Risiko gefürchtet, das sei Ligeti wichtig gewesen. Denn er habe mit seinen Etüden ganz bewusst Grenzen ausgetestet.
    In der Etüde Nr. 18 fordert er ganz unverblümt die Risikobereitschaft des Interpreten heraus, die vertrackte Akkordfolge soll zunächst vivace – also lebhaft – gespielt werden, beim zweiten Mal dann presto impossibile, unmöglich schnell… Ein anderes Beispiel ist die allererste Etüde "Desordre", eine Studie über Unordnung und Ordnung, in den ersten Takten spielen rechte und linke Hand ihre Akzente noch gleichzeitig, dann laufen diese Akzente auseinander, verfehlen sich knapp, alles in einem für den Pianisten wahnwitzigen Tempo.

    Geringfügig geänderte Reihenfolge

    Pierre-Laurent Aimard hat die Etüden nicht ganz in der nummerierten Reihenfolge gespielt. Sie seien ja auch gar nicht als Zyklus konzipiert, erklärte Aimard, er habe vielmehr versucht, jeder Etüde den besten Platz zu geben.
    Klavier-Festival Ruhr 2023
    György Ligeti
    Etüden aus Band 3
    Nr. 15 White on White
    Nr. 18 Canon
    Nr. 16 Pour Irina
    Nr. 17 À bout de souffle

    Etüden aus Band 1
    Nr. 2 Cordes à vides
    Nr. 1 Désordre
    Nr. 3 Touches bloquées
    Nr. 4 Fanfares
    Nr. 5 Arc-en-ciel
    Nr. 6 Automne à Varsovie

    Etüden aus Band 2
    Nr. 8 Fém
    Nr. 7 Galamb borong
    Nr. 9 Vertige
    Nr. 10 Der Zauberlehrling
    Nr. 11 En Suspens
    Nr. 12 Entrelacs
    Nr. 13 L'escalier du diable
    Nr. 14 Coloana infinitâ

    Pierre-Laurent Aimard, Klavier

    Mitschnitt vom 31.5.2023 aus dem Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum
    Das Klavier-Festival Ruhr hat aus Anlass des Jubiläums einen Ligeti-Schwerpunkt veranstaltet, mit mehreren Konzerten und auch mit einem Education Projekt, bei dem Schülerinnen und Schüler aus Duisburg Marxloh Tänze zu Klavierwerken von Ligeti entwickelt haben.
    Die Tanzpädagogin Petra Jebavy beteiligt sich schon mehrere Jahre an den Education-Projekten des Klavier-Festival Ruhr und sie hat mit Schülerinnen und Schülern der GGS Sandstraße in Duisburg Marxloh Choreografien zu Werken von Bartók oder auch Stravinsky erarbeitet. Dieses Mal ginge es um Ligetis Musik. Im Interview mit dem Dlf hat Petra Jebavy über die kreative Arbeit mit den Kindern gesprochen, über die Art, wie die Grundschülerinnen und -schüler Ligetis Musik hören und welchen Mehrwert das Education-Projekt für die Schule in Duisburg-Marxloh hat.