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Pilotenstreik
Passagiere fühlen sich allein gelassen

Wegen des Pilotenstreiks bei der Lufthansa wurden heute rund die Hälfte der Langstreckenflüge gestrichen, viele wurden noch hastig vorverlegt. Doch die Passagiere, die am Morgen mehrere Stunden früher als geplant zum Flughafen Frankfurt am Main kamen, um noch ein Flugzeug etwa in die USA zu bekommen, fühlten sich im Terminal mitunter schlecht informiert.

Von Ludger Fittkau | 08.09.2015
    Leere Schalter am Flughafen Frankfurt/Main
    Leere Schalter am Flughafen Frankfurt - viele Passagiere beklagen fehlende Informationen. (imago / Ralph Peters)
    Terminal 1 – Flughafen Frankfurt am Main. Schon vor dem offiziellen Streikbeginn um acht Uhr gibt es hier viele Lufthansa-Passagiere, die ratlos auf die Anzeigetafel schauen. Wie Heike und Mareike Mauresch: "Nach letztem Stand war unser Überseeflug auf 7.25 Uhr vorgezogen. Wir haben auch entsprechend eingecheckt, das hat uns auch gestern noch mal der Düsseldorfer Flughafen bestätigt. Wir finden ihn nur gerade auf dieser Tafel nicht. Wobei 7.25 Uhr wäre ja gerade noch vor Streikbeginn um acht Uhr."
    Auch ein Paar, das in der Nacht aus Chemnitz angereist ist und in die USA fliegen will, schaut ein wenig ungläubig auf die Anzeigen-Tafel in Terminal 1: "LH 430 um 7.30 Uhr aber um 7.30 Uhr sind sechs Maschinen, aber die ist nicht mit dabei." Dabei hat die Reise aus Sachsen nach Frankfurt am Main bisher gut geklappt, über Smartphone und die Lufthansa-App fühlten sich die Chemnitzer eigentlich gut informiert - bis jetzt: "Hat wunderbar geklappt. Also die Information übers Lufthansa-Portal im Internet hat wunderbar funktioniert."
    Sorge um die Rückkehr
    Heike und Mareike Mauresch aus Düsseldorf sehen die Sache mit der Information durch die Lufthansa ganz anders: "Wenn sie uns schon mal interviewen, dann schöne Grüße. Sie haben gesagt, sie informieren uns über E-Mail. Nichts ist passiert. Wenn wir uns nicht selber drum gekümmert hätten und gestern noch zum Düsseldorfer Flughafen gefahren wären, hätten wir - darf man Arschkarte sagen? Nee, Popokarte." - "Das ist nämlich das nächste Thema: Wir kommen aus Düsseldorf, wir sind um 2.39 Uhr mit dem Zug dort gestartet und da lässt die Flexibilität ein bisschen zu wünschen übrig. Selbst wenn wir noch gewillt wären. 200 oder 250 Kilometer sind nicht eben mit 'nem Fingerschnipp zu machen und da ist dann Information eine tolle Sache, wenn sie denn da wäre."
    Sorge gibt es heute Morgen auch bei Passagieren, die einen Kurz- oder Mittelstreckenflug antreten wollen. Wenn in den nächsten Tagen auch auf diesen Verbindungen die Streiks beginnen - kommt man dann eigentlich wieder zurück nach Frankfurt am Main? Das fragt sich die Studentin Ann-Kathrin Nagel aus Marburg: "Zurück fliege ich am Freitagabend, weil ich halt noch eine Hausarbeit zu schreiben habe und auch arbeiten muss."
    Die Meinungen über den Streik sind geteilt
    Trotz aller Unsicherheiten ist für die meisten die Internet-Seite der Lufthansa mit dem aktuellen Flugplan wohl auch in den nächsten Tagen die wichtigste Informationsquelle. Bei der Frage nach dem Verständnis für den Streik sind die Meinungen wie schon auch in den 12 Streikrunden vorher in den letzten Monaten weiterhin geteilt:
    "Am Donnerstag oder Freitag war es in den Nachrichten und dann abwarten. Und dann heute früh - warum ausgerechnet wir? Ist eigentlich nicht mehr nachvollziehbar. Die dreizehnte Streikrunde ist eigentlich nicht mehr nachvollziehbar."
    "Die haben sicherlich recht, wenn sie streiken. Irgendeinen Grund haben sie schon, warum sie sich nicht einigen."
    Aktuell ist das insbesondere die geplante Verlagerung von Lufthansa-Pilotenarbeitsplätzen ins Ausland – die Vereinigung Cockpit spricht von "Ausflaggung".