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Pinkwart: Hochschulen sollen ausländische Bewerber qualifizieren

NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart verteidigt die Schließung der sieben staatlichen Studienkollegs im Land, die bislang für die Qualifizierung ausländischer Studenten zuständig waren. "In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil von Studienkollegabsolventen an der Anzahl der ausländischen Studierenden bei unter fünf Prozent", sagte der FDP-Politiker.

Moderation: Jörg Biesler |
    Jörg Biesler: Gestern Nachmittag hat die nordrhein-westfälische Landesregierung beschlossen, ab 2009 die sieben staatlichen Studienkollegs zu schließen. Gestern haben wir von der Demonstration in Düsseldorfberichtet. Während der haben Mitarbeiter und Schüler der Studienkollegs gegen die Schließung protestiert. Am Telefon ist jetzt Andreas Pinkwart, nordrhein-westfälischer Wissenschaftsminister. Guten Tag, Herr Pinkwart!

    Andreas Pinkwart: Ja, guten Tag!

    Biesler: Die Studienkollegs qualifizieren ausländische Studienbewerber für die Aufnahme eines Studiums an deutschen Hochschulen. Es ist auch gewünscht, dass mehr Ausländer in Deutschland studieren. Wie passt das zusammen mit der jetzt beschlossenen Schließung?

    Pinkwart: Wir sehen ja, dass seit Jahren die Studienkollegs eine deutlich rückläufige Bedeutung haben für die Frage, ausländische Studierende in Deutschland, an deutschen Hochschulen qualifizieren zu können. In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil von Studienkollegabsolventen an der Anzahl der ausländischen Studierenden bei nur noch unter fünf Prozent, das heißt, ganz überwiegend kommen die ausländischen Studierenden auf anderen Wegen zu uns, bringen im Regelfall die Hochschulzugangsberichtigung bereits mit. Und uns geht es darum, diesen Studierenden in Nordrhein-Westfalen auch bessere Studienmöglichkeiten zu geben mit einem schnelleren und besseren Studienerfolg.

    Biesler: Sie haben das Argument gerade genannt, das Argument der geringen Zahl der Absolventen bei den Studienkollegs: Nur fünf Prozent aller ausländischen Studierenden haben diese Kollegs besucht. Aber die Studienkollegs selbst haben ausgerechnet, dass diese fünf Prozent der Absolventen immerhin viel erfolgreicher das Studium absolviert und abgeschlossen haben als alle anderen. Wäre das nicht eine Möglichkeit gewesen, einfach die Studienkollegs auszubauen oder attraktiver zu machen?

    Pinkwart: Ja, wir sehen ja leider auch durch den Bericht des Landesrechnungshofes, der ja der Landesregierung die Auflösung der staatlichen Studienkollegs anempfohlen hat, dass gerade einmal jeder zweite Absolvent der Studienkollegs dann auch den Weg zu den Hochschulen gefunden hat, was ja nicht dafür spricht, dass hier mit einer hohen Erfolgsrate für die Hochschulen eine Vorbereitung stattgefunden hat. Das heißt, es werden nicht nur insgesamt relativ wenige ausländische Studierende vorbereitet, sondern von denen, die dann in den Studienkollegs vorbereitet werden, gelangen auch nur wenige dann tatsächlich zu einer Hochschule, weshalb wir der Auffassung sind, dass es besser ist, diese Aufgabe den Hochschulen direkt zu überantworten. Sie sollen das Recht, aber auch die Pflicht haben, in Zukunft die ausländischen Studierenden selbst auswählen zu können und dann dafür auch die Verantwortung zu tragen, dass sie von vornherein gute Startbedingungen haben, um dann auch zügig ein Studium erfolgreich abschließen zu können.

    Biesler: Wenn ich die Statistik richtig verstanden habe, dann geht es da aber um die ausländischen Studierenden, die das Studienkolleg besucht haben und dann an einer nordrhein-westfälischen Hochschule studieren. Also die könnten irgendwo im Bundesgebiet studieren und werden dann von der Statistik nicht erfasst?

    Pinkwart: Ja, aber wir haben interessanterweise bei jenen Studienkollegiaten, die an nordrhein-westfälischen Hochschulen ein Studium aufgenommen haben, auch Studienkollegiaten aus anderen Bundesländern. Das heißt, das, was ich Ihnen an Erfolgsrate gesagt habe, ist bereits der Nettobeitrag, der von den Studienkollegs insgesamt geleistet wird, und der ist eben so gering, dass der Landesrechnungshof jedenfalls, wie ich meine wohlbegründet, auch darauf aufmerksam gemacht hat, dass die staatliche Mittelbindung in dieser Weise nicht wirksam dazu beiträgt, das Ziel zu verfolgen, ausländischen Studierenden bessere Startbedingungen bei uns zu öffnen, weshalb wir ja hingehen und bei Rückverlagerung der Lehren und Lehrer, die an den staatlichen Studienkollegs arbeiten, in die Schulen die Mittel, die dadurch frei werden, auch gezielt für ein Stipendienprogramm bereitzustellen, damit wir in der Lage sind, noch mehr ausländische Studierende durch ein gezieltes Stipendium auch dazu zu verhelfen, dass sie ihr Studium auch wirklich erfolgreich bei uns zum Abschluss bringen können.

    Biesler: Genau. Von den fast 6 Millionen, die die Studienkollegs bisher gekostet haben, also so 5,6 werden das wohl ungefähr gewesen sein, geben Sie jetzt 3 Millionen für solche Begabtenstipendien und andere Fördermaßnahmen aus. Ist das auch ein Mittel, um einfach stärker auszuwählen, welche Ausländer nach Deutschland kommen und hier studieren, wenn man sozusagen die Förderung dann auf die Begabten konzentriert?

    Pinkwart: Es ist sicherlich richtig, dass man auch Qualifikationsanforderungen an ausländische Studienbewerber stellt, die dazu geeignet sind, dass sie dann tatsächlich auch ein Studium erfolgreich abschließen können. Wir haben ja das Phänomen, was ich Ihnen eben geschildert habe, dass noch nicht mal jeder zweite Studienkollegiat nach Abschluss des Studienkollegs auch tatsächlich einen Studienplatz bekommen hat, ein Studium hier hat aufnehmen können, offensichtlich auch weil die Qualifikation von vornherein nicht hinreichend war, um dann hier studierfähig werden zu können. Und das kann man natürlich dadurch in Zukunft besser lösen, indem die Hochschulen von vornherein die Studierenden selbst auswählen, dann aber auch eine Studienplatzgarantie aussprechen, die sicherstellt, dass diejenigen ausländischen jungen Menschen, die zu uns kommen, die Gewissheit dann haben können, hier einen Studienplatz anzutreffen und auch ein erfolgreiches Studium absolvieren zu können.

    Biesler: Andreas Pinkwart war das, der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister zur Schließung der sieben nordrhein-westfälischen Studienkollegs. Vielen Dank, Herr Pinkwart.

    Pinkwart: Ich danke Ihnen.