Samstag, 04. Mai 2024

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Piroschka und die Last der Geschichte

Der Heldenplatz in Budapest mit seinen in Stein gehauenen sieben Fürsten jener Stämme, auf die sich die heutigen Ungarn zurückführen, bietet viel Raum, über die Geschichte des Landes zu erzählen.

Von Dietrich Möller und Stephanie Rapp | 21.10.2006
    Zwei Daten aber bleiben zunächst unerwähnt: Der Aufstand 1956 und der Vertrag von Trianon 1920, der aus dem großen Ungarn der K-u-K-Monarchie das kleine Land in seiner heutigen Gestalt machte. Zwei Drittel seines Gebietes habe Ungarn damals verloren, und wenn man hinüber nach Rumänien oder in die Slowakei reise, blute einem das Herz, so eine junge Fremdenführerin.

    In den Buchhandlungen wird der Revolution vom Oktober 1956 zwar als Nationalfeiertag gedacht, aber die Reflexion der kommunistischen Herrschaft, gegen die sie sich richtete, wirkt seltsam unentschieden. Auch ein durchaus gut gestaltetes Museum, das "Haus des Terrors" wirft Fragen auf, zumal es nur bis 1956 reicht, als endete das Regime bereits damals und nicht erst 1989.

    Andererseits wird der faschistische Terror der Pfeilkreuzler wie der Holocaust so dokumentiert, als liege der bruchlose Übergang der einen in die andere Diktatur nahe. Bei all dem erscheinen die Ungarn nur als Opfer, bis zurück zum Vertrag von Trianon.
    Piroschka und die Last der Geschichte - eine Lange Nacht über Ungarns beschwerlichen Weg in eine neue Identität im Verbund der europäischen Staaten, der bis heute voller Widersprüche und Ressentiments steckt.

    Programmschwerpunkt anlässlich des 50. Jahrestages
    Der Ungarn-Aufstand 1956
    Zahlreiche Sendungen in Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur

    Kultur heute: Flucht in den Westen - Das Wien Museum erinnert mit einer Ausstellung an den Ungarnaufstand von 1956

    Homepage der Botschaft der Republik Ungarn in Deutschland - ein Informationsangebot über die ungarisch-deutschen Beziehungen, aktuelle Hintergrundinformationen, so beispielweise zu Studien- und Investitionsmöglichkeiten in Ungarn, zu konsularischen und Visa-Angelegenheiten und zum Stand der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit zwischen Ungarn und Deutschland. Botschaft der Republik Ungarn

    Deutsche Botschaft in Budapest

    Informationen des Auswärtigen Amtes über Ungarn

    Österreichischer & Ungarischer Bildungs- und Informationsserver: Civic Education

    Ungarische Literatur in deutscher Sprache
    "Dieses kleine Land im Herzen Europas offenbart auf Schritt und Tritt immer wieder ein anderes Gesicht."
    Ungarisches Tourismusamt
    Der Friedensvertrag von Trianon (oder auch Vertrag von Trianon) regelte nach dem Ersten Weltkrieg die Situation Ungarns, das ein Nachfolgestaat Österreich-Ungarns war. Er ist einer der Pariser Vorortverträge, die den Krieg formal beendeten.
    Wortlaut des Vertrages von Trianon (englisch)

    Die Pariser Vorortverträge
    veränderten die Landkarte Europas und regelten die internationalen Beziehungen neu.Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 hatte für Deutschland territoriale Verluste sowie die Abtretung aller Kolonien zur Folge. Das Land hatte gewaltige Reparationszahlungen zu leisten. Heer und Marine durften künftig nur 115 000 Mann stark sein. Luftstreitkräfte waren laut Vertrag ganz verboten. Am 10. September 1919 verpflichtete sich Österreich in Saint-Germain-en-Laye zur Anerkennung der Tschechoslowakei und des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.Durch den Vertrag von Trianon, unterzeichnet am 4. Juni 1920, verlor das Königreich Ungarn67 Prozent seines Territoriums und 58 Prozent seiner ursprünglichen Bevölkerung.Bulgarien musste als Verbündeterder Mittelmächte gemäß dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine vom 27. November 1919Grenzgebiete abtreten und 2,25 Milliarden Goldfranken zahlen.
    Weiterlesen: DHM: Pariser Vorortverträge
    Paul Lendvai
    Die Ungarn
    Eine tausendjährige Geschichte
    2001 Goldmann
    Die mehr als tausendjährige Geschichte Ungarns ist gekennzeichnet von zahlreichen Siegen und noch häufigeren Niederlagen, von Eroberungen und Besetzungen. Paul Lendvai zeichnet in seinem Standardwerk über das "einsamste Volk in Europa" auf unterhaltsame Weise ein einfühlsames Porträt des Magyarenstaates mit seiner einzigartigen Sprache und Geschichte. Trotz Dreiteilung des Landes während der eineinhalb Jahrhunderte dauernden Türkenbesetzung, der vierhundert Jahre im Habsburgerreich, der Zerstörung des historischen Ungarn durch das Diktat von Trianon 1920, trotz der vier Jahrzehnte unter Sowjetherrschaft vermochten die Ungarn ihre nationale Identität auch als Völkergemisch zu bewahren. Paul Lendvai schildert sie in einer spannenden Mischung aus geschichtlichem Überblick, Milieugeschichten sowie biographischen Skizzen als Sieger in Niederlagen, als zugleich Opfer und Lebenskünstler, als Romantiker und Realisten.
    Paul Lendvai, geboren in Budapest, lebt seit 1957 in Wien. Er ist ein international bekannter Publizist, Buchautor und TV-Moderator. Er arbeitete 22 Jahre lang als Wiener Korrespondent der britischen Tageszeitung "Financial Times"und war von 1982-87 Chefredakteur der Osteuropa-Redaktion des ORF; danach bis 1998 Intendant von Radio Österreich International, Leiter des TV-Europastudios. Er hat zahlreiche Bücher über Mittel- und Südosteuropa veröffentlicht. Für seine Autobiographie "Auf schwarzen Listen. Erlebnisse eines Mitteleuropäers" erhielt Paul Lendvai den Donauland-Sachbuchpreis 1997.

    Brockhaus: Ungarnaufstand 1956: Vorgeschichte - Verlauf - Folgen

    Mit dem Ungarischen Volksaufstand versuchten die Ungarn im Oktober 1956, sich von der sowjetischen Unterdrückung zu befreien. Der Ungarische Volksaufstand wird heutzutage in Ungarn als Revolution (forradalom) bezeichnet. Die damaligen kommunistischen Machthaber nannten ihn Konterrevolution (ellenforradalom). Er begann am 23. Oktober 1956 mit einer Großdemonstration in Budapest und endete am 4. November 1956 durch den Einmarsch der Roten Armee. Die Kämpfe gegen die Armee dauerten allerdings noch einige Wochen, im Gebirge sogar bis Anfang 1957.
    Weiterlesen: Wikipedia: Ungarischer Volksaufstand

    The 50th Anniversary of the Hungarian Revolution of 1956

    Bundeszentrale für politische Bildung - Ungarn

    Krisenjahr 1956

    Zum Abschluss des XX. Parteitages der KPdSU im Februar 1956 rechnete Nikita Chruschtschow mit den Verbrechen Josef Stalins ab. Seine "Geheimrede" war ein Schock für die kommunistische Welt. Überall im Ostblock erodierte die uneingeschränkte Macht der stalinistisch geprägten Staatsparteien.

    Welche Ziele verfolgte Chruschtschow mit der Entstalinisierung "von oben"? Im Mittelpunkt stand die Stärkung der Rolle der Partei und die Sicherung der eigenen Macht. Rasch wurde deutlich, dass die eingeleitete Liberalisierung enge Grenzen haben würde. Polen entging nur knapp einer Militärintervention. Die Revolution in Ungarn wurde von sowjetischen Truppen blutig beendet. Im Schatten der Turbulenzen im Ostblock leisteten sich Frankreich und Großbritannien mit dem Angriff auf Ägypten ein spätes imperialistisches Abenteuer am Suezkanal.
    Bundeszentrale für politische Bildung - Krisenjahr 1956

    Ungarn in der EU
    Frens Stöckel
    45,6 Prozent der acht Millionen Wahlberechtigten nahmen im April 2003 an dem Referendum zum EU-Beitritt Ungarns teil, wovon sich 84 Prozent dafür aussprachen. Am 1. Mai 2004 wurde Ungarn, zeitgleich mit neun weiteren Kandidaten, in die Union aufgenommen. Im Europäischen Parlament sitzen 24 ungarische Abgeordnete, in dessen sechster Legislaturperiode insgesamt 731 Abgeordnete vertreten sind. Im Rat verfügt Ungarn über zwölf von 321 Stimmen.
    Bundeszentrale für politische Bildung - Ungarn in der EU

    Tondokumente, Hörfunk- und Fernsehproduktionen der DDR -
    Deutsches Rundfunkarchiv: Der Ungarnaufstand 1956 (PDF-Datei)

    Ungarn-Aufstand - Vor 50 Jahren berichtete Lothar Loewe als einer der wenigen deutschen Reporter direkt von den Unruhen. Jetzt blickt er zurück.
    Merkur: Im Oktober blühte der Budapester Frühling

    ZEIT Geschichte: Schwerpunkt zum Ungarn-Aufstand 1956

    Zwölf Tage im Herbst
    Der Ungarn-Aufstand im Oktober 1956 beginnt als politisches Naturereignis. Am Ende liegt die Hoffnung in Trümmern, Hunderttausende fliehen - und die Westmächte schauen weg. Von Paul Lendvai
    Paul Lendvai
    Der Ungarnaufstand 1956
    Eine Revolution und ihre Folgen
    C. Bertelsmann
    2006

    Tagesspiegel: Aufstand der Ahnungslosen
    Der ungarische Schriftsteller György Konrad über die Unruhen in Budapest

    1956
    György Dalos
    Der Aufstand in Ungarn.
    2006 Beck
    György Dalos, geboren 1943 in Budapest in einer jüdischen Familie, gehörte zur demokratischen Opposition Ungarns und lebte in den achtziger Jahren nach Aufenthalten in Berlin in Wien und Budapest. György Dalos wurde vielfach in Deutschland und Ungarn ausgezeichnet und war bis 1999 der Direktor des ungarischen Kulturinstituts in Berlin und im selben Jahr literarischer Leiter des Ungarn-Schwerpunkts während der Frankfurter Buchmesse. Er lebt als Autor in
    Berlin.

    Budapest 1956.
    Die Ungarische Revolution. Photographien v. Erich Lessing
    2006 Brandstätter
    Konrad, György
    György Konrad, 1933 in Debrecen als Sohn einer jüdischen Familie geboren, tauchte nach der Deportation der Eltern, kaum elfjährig, unter. Er studierte Literaturwissenschaft und wurde in Ungarn zu einem der intellektuellen Wortführer. Seit 1969 erschienen Romane und Essays. 1991 wurde György Konrad mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, seit 1997 ist er Präsident der Akademie der Künste Berlin.

    Gegangen und Geblieben. Ungarn 1956.
    von Halpert, Marta S.;
    Lebensläufe nach dem ungarischen Volksaufstand.
    2006 Molden

    Die Ungarnkrise 1956 und Österreich.
    Eine Publikation der Landesverteidigungsakademie Wien.
    Vorw. v. Paul Lendvai.
    Hrsg. v. Erwin A. Schmidl u. a.
    2003 Böhlau
    Die Ungarnkrise 1956 gilt als eines der wichtigsten Ereignisse im Ost-West-Konflikt nach dem Zweiten Weltkrieg. Für Österreich war sie eine wichtige außenpolitische Herausforderung nur ein Jahr nach der Wiedergewinnung der Souveränität 1955 - und für das eben erst entstehende Bundesheer bedeutete sie den ersten Einsatz zum Schutz der Ostgrenze. Historiker aus Österreich, Ungarn, den USA, Frankreich, Russland, der Schweiz und Polen untersuchen in ihren Beiträgen die Ungarnkrise 1956 und ihre Hintergründe sowie ihre Auswirkungen auf Österreich und die weitere Entwicklung in Mitteleuropa bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt des Bandes bildet der Einsatz desösterreichischen Bundesheeres zur Überwachung der Grenze.

    Ungarn 1956.
    Kartoniert
    Zur Geschichte einer gescheiterten Volkserhebung.
    Hrsg. v. Rüdiger Kipke
    2006 VS Verlag
    Die blutige Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands vom Herbst 1956 machte deutlich, dass die Sowjetunion nicht bereit war, ihre politische und ideologische Vormachtstellung in Ostmitteleuropa relativieren oder gar in Fragestellen zu lassen. Dieser Anspruch blieb für lange Zeit der wesentlicheGrundpfeiler des Verhältnisses zu den "Bruderländern". Der Band zum 50. Jahrestag des Volksaufstands beleuchtet die Ereignisse jener Wochen, ihreZusammenhänge und ihre Folgewirkungen vor allem im Lichte der Ergebnisse neuerer Forschungen, die erst nach der politischen Wende durch die Öffnungwichtiger Archive möglich wurden.

    Ungarn.
    von Fallon, Steve; Bedford, Neal;
    2006 Lonely Planet Deutschland
    Zwar ist Ungarn nicht mehr das Billigreiseland von einst, doch seine langjährige Erfahrung mit dem Tourismusgeschäft sowie die Tatsache, dass man mit Deutsch doch relativ weit kommt, machen es für viele nach wie vor zum attraktivsten Urlaubsziel im Osten Europas. Der Plattensee übt dabei die größte Anziehungskraft aus, doch bietet das Land viel mehr: weltberühmte Weinanbaugebiete, entspannende Heilbäder, barocke Städte und kleine Dörfer, die Naturschutzgebiete und Vogelparadiese der Puszta im östlichen Ungarn - und nicht zuletzt das malerische Budapest mit einer lebendigen Kunst-, Musik- und Café- und Kneipenszene.