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PISA-Informationen

Debatte um die Rechtschreibreform: Zahl der Gegner auf rund 61 Prozent angestiegen +++ Hauptschüler mit Schwierigkeiten bei der Lehrstelle +++ Multmediales Unterrichtsmodell für den 18. September +++ Aktion "gesunder Schulranzen" soll für umweltfreundliche Schulsachen werben +++ 13. Tagung der International Democratic Education Conference: "Welttreffen demokratischer Schulen" +++ Pisastudie: Ausstellung über die Bildungsdebatten vergangener Jahrhunderte in Nürnberg

Von Agnes Steinbauer | 29.07.2005
    Ja – und sie begleitet uns weiter, die - wie der aktuelle "Spiegel" sie nennt - leidenschaftlichste Debatte des deutschen Geisteslebens seit dem Historikerstreit" - Die Debatte um die Rechtschreibreform. Kurz bevor ab nächsten Montag in allen Ländern – außer in Bayern und Nordrhein-Westfalen - die neuen Regeln gelten, haben Allensbacher Demoskopen noch einmal die Stimmung der Bevölkerung zu diesem Thema erforscht. Das Ergebnis wurde am Mittwoch am Bodensee vorgestellt und ist vernichtend. Denn die Sympathiewerte für die Rechtschreibreform sind total im Keller - fast so schlecht, wie 1996 zu Beginn der Debatte. Nur acht Prozent der knapp über 2000 befragten Personen finden die neue Schreibweise gut. Die Zahl der Gegner ist auf rund 61 Prozent angestiegen. 31 Prozent der Befragten – so haben die Meinungsforscher herausgefunden – ist die Schreibweise egal, wen wunderts und wie schreibt "Der Spiegel" so schön: "Wenn Websites töten könnten, wäre die Linguistik in Deutschland bereits ausgestorben".

    Wie die Schüler mit der neuen Rechtschreibung klarkommen, darüber werden uns sicher zukünftige Studien informieren. Aber: Dass Hauptschüler es immer schwerer haben, ins Arbeitsleben einzusteigen, wird schon jetzt immer offensichtlicher. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden bekannt gab, hatten sie von den fast 600.000 Ausbildungsanfängern des Jahres 2004 die geringsten Chancen auf eine Lehrstelle. Ihr Anteil lag bei nur einem Drittel. Vor zehn Jahren noch, so die Statistiker, hatte er noch bei 37 Prozent gelegen. Aber etwas Positives gibt es auch zu melden: In handwerklichen und landwirtschaftlichen Berufen haben Hauptschüler jetzt mehr Chancen, als 1994.

    Von der Ausbildung zur politischen Bildung – Die vorgezogene Bundestagswahl inspirierte Erziehungs- und Sozialwissenschaftler der Universität Münster haben zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein multmediales Unterrichtsmodell für den 18. September zu erarbeiten (www.bpb.de/grafstat/bundestagswahl, oder Projektteam in Münster, Telefon 0251/8322222, E-Mail: info@forschenmitgrafstat.de). Die Schüler übernehmen in diesem Unterrichtsmodell die Rolle von Sozialforschern und können mit Hilfe einer bestimmten Software – über die sie Näheres auf unserer Website erfahren – eigene Wahlprognosen für ihren Wahlkreis erstellen. Den pädagogischen Nutzen sehen die Wissenschaftler in der aktiven Beteiligung an den aktuellen politischen Entwicklungen – auch für Schüler, die noch nicht wahlberechtigt sind.

    In Berlin warb der Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND und das Umweltbundesamt am Mittwoch für einen "gesunden Schulranzen". Beim Kauf von Schulheften und Stiften sollten Eltern das "kleine Einmaleins" für umweltfreundliche Produkte beachten; zum Beispiel Filzstifte und Kleber ohne Lösungsmittel oder Lineale aus unbehandeltem Holz.

    ebenfalls in Berlin kommen nächste Woche 200 internationale Experten aus 30 Ländern zur 13. Tagung der International Democratic Education Conference (IDEC) zum "Welttreffen demokratischer Schulen" zusammen (www.idec2005.de). Schüler und Schülerinnen sowie Gründer namhafter Schulen wollen über ihre Erfahrungen mit Bildungseinrichtungen diskutieren, in denen Schüler selbst entscheiden, wie sie lernen – eine prominente Teilnehmerin kommt Großbritannien, heißt Zoe Readhead und ist Leiterin der legendären Summerhill-Schule.
    und zum Schluss gibt es Neuigkeiten aus Nürnberg. Vom dem Streit um PISA angeregt, wird das dortige "Germanische Nationalmuseum" im Herbst eine Ausstellung über die Bildungsdebatten vergangener Jahrhunderte veranstalten. Kurator Daniel Hess will die Ausstellung "Mit Milchbrei und Rute – Familie, Schule und Bildung in der Reformationszeit" nennen und anhand von Erziehungsbüchern, Gemälden und Alltagsobjekten Bildungsdebatten greifbar machen, bei denen es wohl auch schon vor 500 Jahren nicht gerade friedlich zuging