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PISA-Informationen

Philologenverband: Föderalismusreform darf einheitliche Standards bei der Lehrerausbildung nicht gefährden. +++ Heidelberger Büro für Familienfragen kritisiert geplantes Elterngeld. +++ Deutsch-Finnische Bildungswoche in Erfurt. +++ Ausstellung: Erziehungsmodelle und Bildungsreformen in früheren Jahrhunderten.

Von Agnes Steinbauer |
    Die Ganztagsschulprogramm der alten Regierung will die designierte Bundesbildungsministerin Annette Schavan nicht antasten, dennoch soll sich mit Hilfe einer "großen Reform der Bildung" vieles ändern. Laut Koalitionsvertrag gehört dazu mehr Geld: Drei Prozent des Bruttoinlandproduktes sollen bis 2010 in Forschung und Entwicklung fließen. Zur Zeit sind das nur 2,5 Prozent. In den Schlagzeilen ist die neue Ministerin auch, weil sie - nach der Ära Bulmahn - die Bildungskompentenzen der Länder wieder erheblich stärken möchte - zur Freude der SPD ebenso wenig wie zur Freude des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP). Der warnte Anfang der Woche davor, die in der Föderalismusreform geplante weitere Beschneidung von Bundeszuständigkeiten für Bildung gefährde einheitliche Standards bei der Lehrerausbildung. Ein Neuanfang in der Bildungspolitik biete jetzt die Chance, endlich eine praxisnähere Ausbildung für Lehrer zu entwickeln, die angesichts der wachsenden sozialen Probleme an Schulen dringend erforderlich sei, betonte der Deutsche Psychologenverband und wies darauf hin, dass 50 Prozent der frühpensionierten Lehrer an psychischen Krankheiten und Burn-out-Syndrom litten.

    Die neue Familienpolitik der designierten CDU-Ministerin Ursula von der Leyen, verfolgt - unter anderem - mit dem Stichwort "Elterngeld" ein ehrgeiziges Ziel: 67 Prozent des vorangegangenen Nettoeinkommens, maximal aber 1800 Euro, sollen Väter oder Mütter monatlich erhalten, wenn sie für ihr Kind vorübergehend aus dem Beruf ausscheiden. Das "Heidelberger Büro für Familienfragen" ist nicht begeistert. Das ab 2008 geplante "Elterngeld", das eine Milliarde Euro pro Jahr koste, könne nur durch andere gravierende Einschränkungen von Familien zustande kommen, kritisierte das Büro am Dienstag: Etwa durch die Streichung der Eigenheimzulage oder durch die geplante Mehrwertsteuererhöhung.

    Was machen die Pisa-Sieger besser? Das soll ab Montag im Rahmen einer Deutsch-Finnischen Bildungswoche in Erfurt ergründet werden. In ausschließlich von Studenten organisierten Veranstaltungen werden Themen wie individuelle Förderung und soziale Integration behandelt. Veranstalter der Bildungswoche sind unter anderem die Universitäten Erfurt und Helsinki, die Heinrich-Böll- und Hans-Böckler-Stiftung, sowie Gewerkschaften und Thüringer Schulen.

    In Berlin beginnt heute die zweitägige Bildungsmesse "Expolingua", die mit ihrem Projekt "Starwatch" Jugendliche fürs Sprachenlernen begeistern will. Mit Blick auf die Fußball WM nächstes Jahr sieht die EU-Kommission, die das Projekt fördert, gute Chancen dafür. Denn nicht nur die Lieblingsstars der Jugendlichen kämen nach Deutschland, sondern auch Millionen von Besuchern, die die unterschiedlichsten Sprachen sprechen.

    Viele Besucher erhoffen sich auch die Veranstalter der Sonderausstellung "Mit Milchbrei und Rute", die gestern im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg angelaufen ist. Bildungsbeflissene können sich dort einen Überblick über Erziehungsmodelle und Bildungsreformen in früheren Jahrhunderten verschaffen. Etwa, dass auch vor 500 Jahren der "Bildungsnotstand" ausgerufen Reformen gefordert wurden. Um 1500 stellten Humanisten und Reformatoren etwa das Bildungsprivileg der Kirche in Frage und verlangten Bildungsgerechtigkeit für alle Bevölkerungsschichten. Humanisten wie Erasmus von Rotterdam oder Philipp Melanchton sagten außerdem einem traditionellen Arbeitsinstrument der Lehrer den Kampf an: Die Herrschaft der Rute sollte ein Ende haben. Erasmus von Rotterdam forderte - auch darüber informiert die Ausstellung - Mäßigung im Umgang mit Kindern und verglich das Klassenzimmer mit einer "Folterstube" aus dem außer Geschrei und Schluchzen nichts zu hören sei - und der Renaissance-Mensch Francesco Petrarca karikierte 1520 das damalige Bildungswesen mit Hilfe eines Holzschnittes auf dem die Rollen vertauscht sind: Schüler verprügeln darauf ihren Lehrer. Die Nürnberger Ausstellung ist noch bis 5. März zu sehen.