"Was uns ja eint in der Kultusministerkonferenz, ist, dass uns ja jeder Tag Unterricht sehr, sehr wichtig ist", sagt Britta Ernst, SPD-Bildungsministerin in Brandenburg und Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder. "Und dass wir mit großer Sorge auf die lange Zeit schauen, die viele Kinder gar nicht zur Schule gegangen sind. Und das sind wirklich schwierige Abwägungsprozess. Da geht es ja nicht nur um Lernrückstände, um fehlende Deutsch- oder Mathe-Kenntnisse. Es geht um soziale Isolation, es geht um psychische Folgen, und das sind wirklich schwierige Entscheidungen."
In sechs Bundesländern hat das neue Schuljahr bereits angefangen, die anderen Länder kommen in den nächsten Tagen dazu. Und alle Beteiligten fragen sich natürlich: Wie geht es weiter mit Corona und dem Unterricht? Die Linie der Bildungspolitik ist dabei eindeutig.
CDU-Bundesbildungsministerin Anja Karliczek drückt das so aus: "Präsenzunterricht, das ist für alle das Ziel und wir haben natürlich heute viel mehr Möglichkeiten, als wir sie im letzten Jahr hatten."
Die zusätzlichen Möglichkeiten, von denen Karliczek spricht, sind beispielsweise Impfungen für Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren und natürlich für die Lehrkräfte; umfangreiche Testmöglichkeiten und zum Teil auch eine regelmäßige Testpflicht in den Schulen; und mobile Luftfiltergeräte für die Klassenzimmer. Diese Anlagen stoßen allerdings bei den verantwortlichen Schul- und Bildungsministerinnen und -ministern auf weit verbreitete Skepsis.
Marco Tullner, CDU-Bildungsminister in Sachsen-Anhalt, zögerte jedenfalls bisher mit der flächendeckenden Beschaffung. "Weil ja gar nicht raus ist, ob die überhaupt den Effekt bringen. Da haben wir ja immer – ich mein, ich kann das nicht beurteilen – immer auf unseren Arbeitskreis Innenraumhygiene beim Bundesumweltamt vertraut, wo die ganze Szene da versammelt ist. Die immer gesagt haben: Leute, es bringt nichts, da einen Kasten reinzustellen, der blinkt, zischt und dampft, und da haben wir alle ein gutes Gefühl – wenn am Ende die Effekte gar nicht eintreten."
Lehrergewerkschafterin verärgert
Über den Einsatz mobiler Luftfilter in Schulen wird bereits seit einem Jahr bundesweit diskutiert. Auch Ties Rabe, SPD-Schulsenator in Hamburg, war lange zurückhaltend. "Auch jetzt sind die Experten noch unschlüssig. Allerdings hat sich ein Stück weit die Mehrheit gedreht und es raten doch etwas mehr Experten dazu, diese Lüfter einzusetzen. Meine Devise ist: Alles, was Schulschließungen verhindert, mache ich."
Eben nicht, kritisieren Vertreterinnen und Vertreter von Eltern und Lehrkräften. Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, ärgert sich beispielsweise darüber, dass die Lüftungsgeräte mehr als eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie, zum Beginn des vierten Schulhalbjahrs unter Corona-Bedingungen, immer noch nicht in jedem Klassenraum stehen.
"Das hätte man auch schon vor einem Jahr angehen können. Mit Finanzen hinterlegt, mit entsprechenden Ausschreibungszeiten, mit Lieferzeiten, dann hätten wir jetzt nicht das Problem, was wir jetzt haben: dass es im Herbst eben vermutlich längst nicht überall da, wo es notwendig ist, Luftfiltergeräte geben wird."
Wird es doch, entgegnet Hamburgs Schulsenator Ties Rabe: 10.000 Klassenräume gibt es in der Hansestadt, bis zu den Herbstferien sollen sie, soweit möglich, mit mobilen Luftfiltern ausgestattet sein. Bis zu 30 Millionen Euro will Hamburg sich diese Maßnahme kosten lassen. Auch andere Bundesländer wie Bayern haben das Ziel ausgegeben, möglichst schnell alle Klassenzimmer entsprechend auszurüsten. Und Mitte Juli hat die Bundesregierung obendrein beschlossen, die Aufstellung von Luftfiltern in Schulklassen auch noch mit einem bundesweiten Förderprogramm zu bezuschussen.
Das sei grundsätzlich ein richtiger Schritt, sagt Christian Kähler. Aber er sei zu klein. Und er komme zu spät. Kähler ist Physiker und Professor an der Bundeswehr-Universität in München-Neubiberg. Sein Forschungsschwerpunkt: Aerodynamik und Strömungsmechanik. Zum Nutzen mobiler Luftfilter hatte er bereits im Herbst 2020, ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie, eine Studie vorgelegt.
"Diese Geräte sind seit 50 Jahren im Einsatz in vielen Krankenhäusern weltweit. Die sind genau für diesen Zweck gefertigt worden. Wie gesagt, seit Jahrzehnten bewährt. Da gibt's gar keine Frage dran, ob die funktionieren oder nicht." Grundsätzlich, sagt Kähler, gebe es zwei Möglichkeiten für Belüftungsanlagen in Schulen. "Wenn man ein Gebäude plant, dann kann man direkt eine fest installierte raumlufttechnische Anlage mitberücksichtigen und die einbauen lassen. Das ist sehr gut, wenn man so eine hat: Die sind sehr leise, die schaffen hohe Luftwechsel-Raten, die können auch mit einem hohen Außen Luftanteil betrieben werden. Und wenn man so eine Anlage hat und die leistungsstark genug ist, dann braucht man keine mobilen Geräte. Die ist also sehr gut, diese Anlage."
Kosten von 20.000 Euro pro Anlage
Doch es gibt ein ziemlich großes Problem bei den Schulen. "95 Prozent der Gebäude in Deutschland sind mit diesen Anlagen nicht ausgestattet. Und jetzt ist die Frage, was macht man? Das Umweltbundesamt hat immer gesagt, man soll jetzt nachträglich diese Anlagen einbauen. Man muss aber dazu sagen: Der Einbau kostet pro Anlage zwischen 15.000 und 20.000 Euro – pro Klassenraum!"
Denn der Aufwand bei bestehenden Gebäuden ist riesig: Im Außenmauerwerk muss eine Kernbohrung für die Belüftung vorgenommen werden, dabei müssen Statik, Brandschutz und auch eventuelle Belastungen wie beispielsweise mit Asbest berücksichtigt werden. Es werde Jahre dauern, bis alle rund 40.000 Schulen in Deutschland mit solchen fest installierten Anlagen ausgestattet seien, prognostiziert Christian Kähler.
"Im Rahmen dieser Pandemie ist das sozusagen nutzlos." Der Physiker plädiert deshalb für den Einsatz der mobilen und bisher so umstrittenen Luftfiltergeräte, um schnell Sicherheit in den Klassenräumen zu schaffen.
"Die kosten, sag ich mal, inzwischen so zwischen 2.000 und 3.500 Euro – je nachdem, welches Gerät man hier verwendet. Die sind schnell lieferbar. Die sind einfach zu bedienen. Die Positionierung im Raum ist gar kein Problem. Das wird zwar immer gesagt, spielt aber gar keine Rolle. Das ist physikalisch auch vollkommen klar. Die verbrauchen wenig Energie, 150 Watt ungefähr, also ein Zehntel eines Reiseföhns. Die braucht man kaum zu warten – also alle paar Jahre mal die Filter wechseln. Und die sind auch relativ leise, die werden auch immer leiser und immer günstiger."
Erträgliche Geräuschbelastung
An der Grundschule Neubiberg, in direkter Nachbarschaft der Bundeswehr-Universität, haben Christian Kähler und sein Team seit Monaten die Ausstattung der Schule mit mobilen Luftfiltern begleitet. Sie überprüfen in einer Langfriststudie, wie gut welche Maßnahmen im Klassenraum wirken. Ein Anruf bei Schulleiterin Susanne Sieben.
"Unser Bürgermeister war sehr schnell und sehr vorausschauend und hat bereits im September vergangenen Jahres einen Gemeinderatsbeschluss einstimmig auf den Weg gebracht und mit diesem Gemeinderatsbeschluss meine komplette Schule mit hochwertigen Lüftungsfiltern ausgestattet: in jedem Klassenzimmer, in jedem Speisesaal, in jedem Aufenthaltsraum steht eines dieser sehr, sehr guten, zertifizierten Geräte."
Kühlschrankgroß sind die Anlagen. Sie laufen mit hörbarer, aber auch erträglicher Geräuschbelastung, sagt Susanne Sieben. Und mit guten Ergebnissen, was die Gesundheit der Grundschulkinder und ihrer Lehrerinnen und Lehrer angeht.
"Wir sind mit diesen Geräten sehr, sehr gut durch die dritte Phase der Coronakrise gekommen. Wir hatten zwei Reiserückkehrer, die wir positiv getestet hatten, und ansonsten keinen einzigen Coronafall an der Schule. Und ich gehe davon aus, dass das selbstverständlich mit den Filtern zu tun hat."
Anschaffung ist Sache des Schulträgers
Ein anderes Bundesland, eine andere Entscheidungsebene. Stefan Görnert ist Erster Beigeordneter der Stadt Wermelskirchen im Bergischen Land, nordöstlich von Köln. Knapp 35.000 Einwohner, fünf Grundschulen gibt es in der Stadt, dazu eine Sekundarschule und ein Gymnasium. Insgesamt ist Stefan Görnert damit für rund 130 Klassenzimmer zuständig, die Stadt betreibt außerdem mehrere Kitas.
"Da die Gesundheit der Kinder, egal welchen Alters, uns sehr am Herzen liegt, ist das natürlich auch wichtig, immer nochmal auch zu berücksichtigen, dass wir kein Kind in irgendeiner Form einer Gefährdung aussetzen, sondern da, wo sie sinnvoll eingesetzt werden können, Luftfilter für diese Räume geschaffen werden."
Denn die Anschaffung von Lüftungsgeräten gehört grundsätzlich zur Aufgabe des Trägers – in diesem Fall also der Kommune. "Wir haben jetzt das Bundesprogramm, was also uns die Möglichkeit gibt, finanziert hälftig jeweils vom Bund und von den Ländern, Luftfilter anzuschaffen. Insofern sind wir jetzt in der Lage, dass wir jetzt auch finanziert Luftfilter anschaffen können, dort, wo sie für sinnvoll erachtet werden, nach den Empfehlungen des Bundesumweltamts, auch des Städte- und Gemeindebundes. Dies sind Räumlichkeiten der Kategorie II. Sowohl - das ist mir auch wichtig, das zu betonen - in Schulen, wie aber auch in Kindertageseinrichtungen."
Doch dass es jetzt ein bundesweites Förderprogramm für mobile Luftfilter in Schulklassen und Kitas gibt, bedeutet noch nicht, dass die Stadt Wermelskirchen auch wirklich 130 dieser Geräte bestellen kann. Denn das Förderprogramm, zu dem die notwendigen Verwaltungsvereinbarungen mit allen 16 Bundesländern bisher noch nicht vorliegen, macht Einschränkungen. Zum einen werden nur Klassenräume mit Luftfiltern ausgestattet, in denen Kinder bis zu 12 Jahren unterrichtet werden – die älteren können sich auch impfen lassen. Zum zweiten werden auch nur solche Räume berücksichtigt, in denen eine Lüftung über die Fenster nur eingeschränkt möglich ist – etwa, weil es nur kleine Schlitze gibt oder die Fenster nur gekippt werden können. In der Klassifizierung des Umweltbundesamts sind das Klassenzimmer der Kategorie II.
Andreas Voss ist Leiter des Schulamts in Wermelskirchen. Und er rechnet vor, was diese Fördervoraussetzungen für die Kleinstadt bedeuten. "Also, wir haben insgesamt rund 130 Klassenräume, die relevant sind. Klassenräume bis zur Jahrgangsstufe sechs einschließlich wären 80. Das wären also die, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesem Runderlass erfasst werden. Bei den Kindergärten sieht es ein bisschen geringer aus: Da kann ich jetzt im Moment nur für die Städtischen sprechen. Die städtischen Kindergärten haben 25 Gruppenräume. Und das wären eben diese relevanten Räume, die ausgestattet oder geprüft werden müssten, ob sie ausgestattet werden müssen. Wir haben also von den 80 Klassenräumen, die da in Rede stehen, lediglich zwei Räume, die die Kategorie II erfüllen. Und bei den Kindergärten sind das insgesamt dann sechs weitere Gruppenräume, die relevant sind. Das wären für uns acht Geräte - eine überschaubare Zahl, die dann letztendlich beschafft werden müssten."
Die Suche nach dem richtigen Gerät
Acht mobile Luftfiltergeräte für sieben Schulen und zusätzlich etliche Kindertagesstätten – von einer flächendeckenden Förderung kann also überhaupt keine Rede sein. Und noch etwas macht Andreas Voss Sorgen: die technischen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit die Geräte überhaupt angeschafft und finanziell gefördert werden können.
"Es geht einerseits um den Luftaustausch pro Stunde, der gewährleistet werden muss. Da sprach man von einem fünfmaligen Luftaustausch bei so einem Klassenraum. Gleichzeitig sagt man: Wir müssen aber auch die Arbeitsschutzrichtlinie eben einhalten, die letztendlich definiert, wie viel Geräusch darf so ein Gerät emittieren. Bei Klassenräumen wäre das ein Geräuschwert von 35 Dezibel. Wenn man sich jetzt mal ein bisschen auf die Suche macht, recherchiert so ein bisschen im Internet – also: Ich habe bisher kein Gerät gefunden, das eben diesen Luftumsatz leisten kann und gleichzeitig so leise ist, dass diese 35 Dezibel letztendlich nicht gerissen werden. So, wie ich es jetzt im Moment sehe, sieht es so aus, dass das schwierig werden kann, Geräte zu finden, die alle diese Kriterien erfüllen."
Der große Run
Mit anderen Worten: Nicht einmal die Beschaffung der acht geförderten Geräte ist im Moment sichergestellt. Man könne durchaus den Verdacht haben, dass das Förderprogramm der Bundesregierung auch der bevorstehenden Bundestagswahl geschuldet sei, sagt Beigeordneter Stefan Görnert. Und das sei leider nicht das einzige Problem. "Es beginnt auf einmal der große Run. Das heißt also, der Markt ist noch eingeengter, weil nur eine bestimmte Kategorie von Geräten oder bestimmte Spezifikationen gefördert werden oder förderfähig sind. Insofern wird es sicherlich schwierig werden. Ich wage da momentan keine Prognose."
Keine besonders rosigen Perspektiven also für den Präsenzunterricht im kommenden Schulhalbjahr – und das nicht nur in Wermelskirchen. Aerosol-Forscher Christian Kähler bestätigt die Probleme – und macht dafür auch die Politik im Bund und in den Ländern verantwortlich. "Das stimmt natürlich in Teilen, dass das jetzt nicht so schnell gehen kann und man das ist auch vollkommen klar: Wenn man natürlich diese Geräte ein Jahr lang madig macht und schlecht redet, dann stellt sich ja kein Unternehmer jetzt 100.000 Geräte ins Regal und hofft, dass dann irgendwann da die Politik zur Vernunft kommt und dann die mal bestellt. Die sind alle sehr konservativ natürlich auch und haben das nicht gemacht. Aber deshalb hätte man frühzeitig hier Planungssicherheit und ein Signal an die Industrie geben müssen, dass man so Geräte mit bestimmten Eigenschaften haben möchte. Dann hätten die die auch gefertigt und da hätte man sie auch gehabt. Jetzt hat man das Problem, dass mutmaßlich nicht genug verfügbar sein werden. Man wird sehen, ob es am Ende an der Bürokratie scheitert, die Einführung flächendeckend, oder an den Unternehmen. Das wird man sehen."
Viele Infektionswege
Und dabei, sagt Kähler, dürfe man einen weiteren Aspekt nicht vergessen: Die Luftfilter in den Klassenzimmern seien eben nur ein Baustein von mehreren, wenn es um einen funktionierenden Infektionsschutz geht. Das werde von vielen Entscheiderinnen und Entscheidern leider permanent übersehen.
"Diese ganze Diskussion des letzten Jahres über die Luftreiniger hat so ein bisschen in den Hintergrund treten lassen, dass es ja auch noch andere Infektionsmöglichkeiten gibt, eben der direkten Infektion. Und um das direkte Infektionsrisiko zu verhindern, also: wenn Kinder direkt nebeneinandersitzen, miteinander reden, miteinander lachen oder sprechen, dann können die raumlufttechnischen Anlagen, die Fensterlüftung und auch die mobilen Raumlüfter nichts machen. Da muss man sich zum Beispiel mit diesen transparenten Schutzwänden schützen. Und deshalb haben wir ein relativ vollständiges Konzept damals entwickelt. Also: Mobile Raumluftreiniger, um das indirekte Infektionsrisiko zu verhindern, transparente Schutzwände mit umlaufender Kante, um das direkte Infektionsrisiko zu verhindern, und dann, wenn die Kinder den Platz verlassen, durch das Schulgebäude gehen und im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind, dann eine gute FFP2-Maske aufsetzen. Weil, dieses Schutzkonzept bietet dann quasi einen Schutz von der Haustür in die Schule und wieder zurück bis zur Haustür, und nur so kann es funktionieren."
Mit anderen Worten: Wenn sich die Diskussion mit dem jetzt beginnenden Schuljahr zu sehr auf die Frage der mobilen Luftreinigungsgeräte verengt, dann könnten andere Gefahren aus dem Blick geraten. "Wenn sich jetzt alle nur Raumluftreiniger in die Klassenräume stellen und sich dann sozusagen sicher fühlen, das wird nicht reichen. Deshalb kann ich hier nur dringend empfehlen, jetzt das vollständige Schutzkonzept umzusetzen, denn das wird notwendig sein jetzt in der Zukunft, um dann auch wirklich hier die Infektionsgefahr in allen Bereichen und auch die verschiedenen Übertragungswege in den Griff zu bekommen."
Das lange Warten auf den Luftfilter
Andererseits aber ist auch verständlich, dass es gerade die Luftreiniger sind, die die Debatte aktuell so stark prägen. Denn im Gegensatz zum Coronavirus und dem von ihm ausgehenden Gefahren sind die Luftfilter ein sichtbares Zeichen dafür, dass etwas passiert. Und das komme bei der Schulgemeinschaft gut an, sagt Susanne Sieben, die Grundschulleiterin aus Neubiberg.
"Die Elternschaft an sich war durchweg selbstverständlich begeistert. Das einzige, was die Elternschaft bemäkelt hat, ist, dass für die Grundschule Neubiberg keine Ausnahme gemacht worden ist. Also sprich: Auch wir in Neubiberg, obwohl wir perfekt ausgestattet waren, mussten in den kompletten Lockdown gehen."
Ansonsten aber, erzählt die Schulleiterin, sei auch die Umsetzung des kompletten Schutzpakets nach den Vorschlägen von Aerosol-Forscher Christian Kähler reibungslos möglich gewesen. "Die Geräte wurden angeliefert. Mein Hausmeister hat dann binnen weniger Stunden die Plexiglasscheiben zusätzlich auf den Schülertischen installiert. Und dann: Gerät einschalten und dann ein gutes Gefühl haben, weil man sich sehr, sehr sicher fühlt, dass einem jetzt fast nichts mehr passieren kann. Als die Geräte aufgestellt waren, war man doch wirklich deutlich erleichtert und auch bei den Kindern eine ganz große Erleichterung. Lüften ist natürlich erforderlich. Es müffelt ja irgendwann mal im Klassenzimmer. Wir haben vor Corona ja auch schon gelüftet. Also, dieses Lüften ist meiner Meinung nach völlig überbewertet in der Diskussion gewesen."
Standards sollen eingehalten werden
Der psychologische Effekt der Geräte sei jedenfalls nicht zu unterschätzen, sagt auch der Wermelskirchener Schulamtsleiter Andreas Voss. Gleichzeitig macht er klar, warum bestimmte Regeln beim Einsatz technischer Geräte in Schulen eingehalten werden müssen.
"Wir hatten in verschiedenen Einrichtungen, Kindertageseinrichtungen auch, eben halt diesen Wunsch von Eltern, die gesagt haben: Okay, wir fahren in den Baumarkt, holen ein paar Geräte. Dann werden wir natürlich nervös, weil letztendlich mit diesen Geräten ja überhaupt nicht sichergestellt ist, ob die gewisse Standards erfüllen. Ob die überhaupt förderfähig sind, ist sowieso die Frage, weil eben diese Parameter, die im Runderlass stehen, noch gar nicht bekannt sind. Ich glaube, das sind immer irgendwelche Pflaster, die man dann aufklebt hier, die nicht wirklich irgendwie weiterhelfen, aber das suggerieren. Ich glaube, das ist die Gefahr."
Keine klare Luftfilter-Empfehlung
Eines allerdings, sagt Stephan Görnert, der Erste Beigeordnete in Wermelskirchen, könne er für seine Kommune, aber auch für alle anderen Schulträger mit Sicherheit feststellen: Die schleppende Beschaffung der mobilen Luftfilter sei kein verstecktes Programm, um Ausgaben zu sparen. Denn auch, wenn es vielen Städten finanziell nicht besonders gut gehe, sei völlig klar: "Die Gesundheit unserer Kinder ist unbezahlbar. Da darf Geld keine Rolle spielen, das muss ich ausdrücklich auch betonen. Das ist auch mit Kolleginnen und Kollegen landauf, landab in Nordrhein-Westfalen und bundesweit immer wieder festgestellt worden: Nein, daran scheitert es nicht. Aber wir müssen natürlich schauen, dass wir Gerätschaften dort einsetzen, wo sie am wirksamsten sind. Und das ist eben im Einklang mit Institutionen, die uns das auch empfehlen."
Keine klare Luftfilter-Empfehlung gab es bisher von der Kultusministerkonferenz. Die beschränkt sich seit Monaten lieber auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in der Bildungspolitik. KMK-Präsidentin Britta Ernst: "Wir wünschen uns keine geschlossenen Schulen. Ich glaube, das ist die Position der Kultusministerkonferenz und daran wird sich auch nichts ändern." Zur Problemlösung trägt das allerdings nur beschränkt bei. Auch das neue Schuljahr wird also mit den alten Corona-bedingten Problemen starten. Und dazu gehört an vielen Schulen auch das Warten auf die Luftfilter.