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Planungssicherheit für die neuen Sekundarschulen in NRW

Gemeinsamer Unterricht von Haupt-, Realschülern und Gymnasiasten in der Sekundarschule ist in Nordrhein-Westfalen das Herzstück der rot-grünen Schulpolitik. Die Reform kostet viel Geld, aber trotz Neuwahlen und gescheitertem Haushalt, verspricht Schulministerin Sylvia Löhrmann den Schulen Planungssicherheit.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 27.03.2012
    Englisch-Unterrricht an der Gemeinschaftsschule Rheinberg: Noch raten die Jungs die Vokabeln eher, als dass sie sie wirklich kennen. Doch der gemeinsame Unterricht von Haupt-, Realschülern und Gymnasiasten soll gerade den Schwächeren helfen, die neue Sprache besser zu lernen. Empirisch bewiesen ist das nicht. Doch gerade der gemeinsame Unterricht ist in Nordrhein-Westfalen das Herzstück der rot-grünen Schulpolitik. Eigens wurde dafür auch eine neue Schulform gegründet – gemeinsam mit der CDU-Opposition hat man sich letzten Sommer auf den Namen Sekundarschule geeinigt. Nochmals also ein völlig neues Modell in Nordrhein-Westfalen. Die Reform kostet zudem viel Geld, aber trotz Neuwahlen und gescheitertem Haushalt – die Lehrer, Eltern und Schüler könnten sich auf alle Zusagen verlassen, sagt Schulminsterin Sylvia Löhrmann von den Grünen:

    "Alle gesetzlichen Verpflichtungen werden zu 100 Prozent erfüllt. Die 42 neuen Sekundarschulen und die 19 neuen Gesamtschulen können wie geplant starten. Damit haben die Schulen Planungssicherheit."

    So versicherte die Grünen-Politikerin heute in Düsseldorf. Gleiches gilt Löhrmann zufolge für die Finanzierung der Lehrerstellen, für die Inklusion von behinderten Schülern und für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts nach den Sommerferien. Schwierig hingegen die geplante Verkleinerung von Grundschulklassen und die Entlastung von Schulleitern an den weiterführenden Schulen – für diese Ausgaben steht bis Ende Juni nur die Hälfte des vorgesehenen Budgets zur Verfügung. Der Grund: Es handelt sich um freiwillige Leistungen der Landesregierung. Sylvia Löhrmann

    "Fortbildung ist nicht gesetzlich geregelt. Für die Bereiche greifen wir eben auf 50 Prozent der Mittel bis Ende Juni zurück, die sind freigegeben, die können fließen."

    Dabei ist gerade der Wunsch nach mehr Fortbildungen bei einigen Lehrern groß. Laura Pintilie-Feindt ist eigentlich Realschullehrerin. An der neuen Gemeinschaftsschule in Rhein-Berg muss sie jetzt trotz fehlender Erfahrung auch Gymnasiasten und Hauptschüler mitunterrichten – alle in einer Klasse:

    "Ich könnte jetzt nicht sagen, es ist schwieriger, aber es ist anders."

    Kritiker des gemeinsamen Unterrichts befürchten zudem, die Kinder könnten als eine Art Versuchskaninchen dienen. Soweit möchte Brigitte Balbach vom Realschullehrerverband "Lehrer NRW" nicht gehen. Aber sie übte kürzlich in einem Interview deutliche Kritik am fehlenden Fortbildungsangebot für die künftigen Sekundarschullehrer. So deutlich möchte sich die Verbandssprecherin jetzt im laufenden Wahlkampf nicht mehr äußern. Gegenüber unserem Programm spricht sie jetzt aber immerhin von dem Wunsch, …

    " … dass wir Lehrkräfte mit unserer Exzellenz mit im Boot sind: Wo es hingehen soll, und bei den Entscheidungen, was für Schulen aufgelegt werden, wie die innen ausgestaltet werden sollen, und Ähnliches. Ich glaube, dass es wichtig ist, die Fachkräfte da mitzunehmen, und die Fachkräfte sind die Lehrkräfte."

    Die Forderung der Praktiker nach mehr Mitsprache in der Schulpolitik bleibt also bestehen, auch und gerade im Wahlkampf.