Dirk Müller: Es ist wohl der härteste Zweikampf der Fußballgeschichte, der härteste Zweikampf unter Funktionären: Lennart Johansson gegen Michel Platini. Wer wird Chef der UEFA, der schwedische Amtsinhaber oder der französische Herausforderer? Gekämpft wird mit harten Bandagen, Verbalattacken, Beleidigungen, aggressiver Stimmenwerbung. Es geht um Einfluss, um Milliarden, um Macht im europäischen Fußball. Ein Zweikampf, auf den die gesamte Fußballwelt blickt.
""Nein, ich bin froh. Wenn ich den ganzen Zirkus hier sehe, dann bin ich froh, dass ich mich so entschieden habe","
sagt Franz Beckenbauer, denn heute wird entschieden auf dem UEFA-Kongress in Düsseldorf. Und dort ist jetzt Gerhard Mayer-Vorfelder am Telefon, Mitglied in der UEFA-Exekutive. Guten Morgen!
Gerhard Mayer-Vorfelder: Guten Morgen!
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, geht es bei der UEFA derzeit zu wie bei der CSU?
Mayer-Vorfelder: Nein, natürlich nicht so. Ich meine, in der Politik geht es nicht schlimmer zu als im Sport. Da wird natürlich auch gerungen um Positionen. Aber es wird in fairer Art und Weise ausgetragen. Das ist eben jetzt die Auseinandersetzung zwischen Herrn Johansson und Herrn Platini.
Müller: Franz Beckenbauer hat gesagt, er hat viel mit der Politik zu tun gehabt in den vergangenen Jahren. Sie haben das seit Jahrzehnten. Aber die Steigerung dessen, das sei die Sportpolitik.
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das kann man so sehen. Aber ich meine, Franz Beckenbauer steht ja vor keinen großen Problemen. Der hat ja keinen Gegenkandidaten.
Müller: Er hat keinen Gegenkandidaten. Sie machen in der FIFA wiederum, also im Weltfußballverband, Platz für Franz Beckenbauer. Sie sagen damit auch, wir brauchen Erneuerung, wir brauchen auch jüngere Gesichter, insoweit man das sagen kann. Warum gilt das nicht für die UEFA?
Mayer-Vorfelder: Es ist ja so: Franz Beckenbauer kandidiert jetzt für die FIFA. Ich war zwölf Jahre in der FIFA, kenne mich da natürlich bestens aus. Franz Beckenbauer wird sich halt jetzt auch reinfinden müssen in die Problemstellungen, die sich im Weltfußballverband stellen. Das ist schon zum Teil eine harte Arbeit in den Kommissionen, die da getan werden muss.
Müller: Noch einmal die Frage: Warum kein neuer Mann, kein neues Gesicht an der Spitze der UEFA?
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das wird man ja sehen. Heute wird entschieden werden. Es gibt ja bei jedem Kandidaten immer Argumente pro und Argumente contra. Vereinfacht wird halt jetzt gesagt, das ist jung gegen alt. Johansson hat seine Verdienste in den vergangenen Jahrzehnten. Er hat die UEFA weit nach vorne gebracht, insbesondere mit den Wettbewerben. Platini ist ein Mann, der so wie Franz Beckenbauer alle Positionen durchlaufen hat. Er war einer der exzellentesten Fußballspieler. Er war Trainer der Nationalmannschaft. Er war auch Chef des Organisationskomitees 1998 in Frankreich. Also, er hat alle Erfahrungen. Ich kenne ihn natürlich sehr gut von der Tätigkeit der UEFA und der FIFA-Exekutive. Mit mir sitzt er dort ein, und er hat sich sehr gut in die Materie eingearbeitet. Er ist ein sachkundiger Mann.
Müller: Das war jetzt viel Lob und Anerkennung für Michel Platini. Warum wollen Sie dennoch für Lennart Johansson stimmen?
Mayer-Vorfelder: Bitte!
Müller: Das war jetzt viel Lob für Platini. Warum wollen Sie dennoch für Johansson stimmen?
Mayer-Vorfelder: Ich verstehe Sie nicht richtig.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, ich wiederhole noch einmal die Frage. Stimmen Sie heute für Lennart Johansson?
Mayer-Vorfelder: Ja. Ich habe ja keine Stimme, sondern die Stimme ist ja beim Deutschen Fußball-Bund. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich für Johansson ausgesprochen. Ich persönlich kann da unvoreingenommen meine Meinung sagen, weil ich sowieso nicht wählen muss, sondern Deutschland hat sich für Johansson ausgesprochen.
Müller: Hat das auch etwas damit zu tun, dass Michel Platini gemeinhin als der Kandidat, der Mann von Joseph Blatter gilt?
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das mag vielleicht eine Rolle spielen, aber es wird da viel zu viel hineingeheimnist. Zwei Leute treten gegeneinander an, ich sehe das ganz nüchtern und sachlich. Es treten zwei Leute gegeneinander an. Der eine kommt mit einer großen Erfahrung, und der andere kommt mit einer jugendlichen Frische. Insofern ist das doch gar nichts Außergewöhnliches. Es ist etwas, was es in der Politik ständig gibt, dass man einen Gegenkandidaten hat.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, Platini hat ja auch offensiv damit geworben, dass er den Fußball so ein wenig "back to the roots" führen will, also den Fußball nicht weiter so stark kommerzialisieren, sondern so ein bisschen wieder zu den Wurzeln zurückbringen möchte. Ist das ein unattraktives Konzept?
Mayer-Vorfelder: Die Kommerzialisierung ist ja im Profi-Fußball nichts Schlimmes. Ich habe immer gesagt, ohne Kommerzialisierung kannst du keinen Profi-Fußball mehr betreiben. Das ist klar. Die Frage ist: wo ist die Grenze der Kommerzialisierung? Und für mich ist die Grenze dort, wo es darum ging, zum Beispiel Regeln zu ändern und dergleichen mehr, damit man mehr Pausen hat, um Werbung zu machen. So darf der Fußball sich nicht hergeben. Das wäre sicherlich der große Fehler. Aber ich meine, auch da sind gewisse Unterschiede. Platini möchte mehr, dass die kleinen Verbände auch an den großen Kuchen herankommen, dass die auch in der Champions League eine Chance haben mitzuspielen, dass es nicht immer nur zu den großen Vereinen geht, dass auch die kleineren Vereine eine Chance haben. Er ist also da schon derjenige, der sich mehr für die Kleinen einsetzt. Das kann man sagen.
Müller: Er setzt sich mehr für die Kleinen ein. Ist das nicht für den Fußball und für den Wettbewerb, für die Konkurrenz dringend notwendig?
Mayer-Vorfelder: Ich persönlich bin da durchaus der Meinung von Platini. Es braucht nicht jeder große Verband drei oder vier Vereine in der Champions League zu haben, es ist vielleicht besser, nur drei - das ist ja die Vorstellung von Platini - und dafür eben auch kleinere Verbände einem Teilnehmer zuzubilligen. Das wird auch das Fußball-Niveau in den anderen Ländern heben.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, jetzt frage ich Sie noch als Sportfan. Ohne Sie jetzt hier vorher entlassen zu können, müssen Sie uns sagen, wer heute das Rennen gewinnt.
Mayer-Vorfelder: Wer gewinnt?
Müller: Ja!
Mayer-Vorfelder: Da würde ich sagen, das kann ich nicht beurteilen. Es wird auf jeden Fall eine enge Entscheidung werden, so herum oder so herum. Was man so hört, wenn man mit den Leuten redet, das hält sich so ungefähr die Waage. Es wird eine knappe Entscheidung werden.
Müller: Gerhard Mayer-Vorfelder war das, Mitglied in der UEFA-Exekutive. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Mayer-Vorfelder: Dankeschön, Wiederhören.
""Nein, ich bin froh. Wenn ich den ganzen Zirkus hier sehe, dann bin ich froh, dass ich mich so entschieden habe","
sagt Franz Beckenbauer, denn heute wird entschieden auf dem UEFA-Kongress in Düsseldorf. Und dort ist jetzt Gerhard Mayer-Vorfelder am Telefon, Mitglied in der UEFA-Exekutive. Guten Morgen!
Gerhard Mayer-Vorfelder: Guten Morgen!
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, geht es bei der UEFA derzeit zu wie bei der CSU?
Mayer-Vorfelder: Nein, natürlich nicht so. Ich meine, in der Politik geht es nicht schlimmer zu als im Sport. Da wird natürlich auch gerungen um Positionen. Aber es wird in fairer Art und Weise ausgetragen. Das ist eben jetzt die Auseinandersetzung zwischen Herrn Johansson und Herrn Platini.
Müller: Franz Beckenbauer hat gesagt, er hat viel mit der Politik zu tun gehabt in den vergangenen Jahren. Sie haben das seit Jahrzehnten. Aber die Steigerung dessen, das sei die Sportpolitik.
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das kann man so sehen. Aber ich meine, Franz Beckenbauer steht ja vor keinen großen Problemen. Der hat ja keinen Gegenkandidaten.
Müller: Er hat keinen Gegenkandidaten. Sie machen in der FIFA wiederum, also im Weltfußballverband, Platz für Franz Beckenbauer. Sie sagen damit auch, wir brauchen Erneuerung, wir brauchen auch jüngere Gesichter, insoweit man das sagen kann. Warum gilt das nicht für die UEFA?
Mayer-Vorfelder: Es ist ja so: Franz Beckenbauer kandidiert jetzt für die FIFA. Ich war zwölf Jahre in der FIFA, kenne mich da natürlich bestens aus. Franz Beckenbauer wird sich halt jetzt auch reinfinden müssen in die Problemstellungen, die sich im Weltfußballverband stellen. Das ist schon zum Teil eine harte Arbeit in den Kommissionen, die da getan werden muss.
Müller: Noch einmal die Frage: Warum kein neuer Mann, kein neues Gesicht an der Spitze der UEFA?
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das wird man ja sehen. Heute wird entschieden werden. Es gibt ja bei jedem Kandidaten immer Argumente pro und Argumente contra. Vereinfacht wird halt jetzt gesagt, das ist jung gegen alt. Johansson hat seine Verdienste in den vergangenen Jahrzehnten. Er hat die UEFA weit nach vorne gebracht, insbesondere mit den Wettbewerben. Platini ist ein Mann, der so wie Franz Beckenbauer alle Positionen durchlaufen hat. Er war einer der exzellentesten Fußballspieler. Er war Trainer der Nationalmannschaft. Er war auch Chef des Organisationskomitees 1998 in Frankreich. Also, er hat alle Erfahrungen. Ich kenne ihn natürlich sehr gut von der Tätigkeit der UEFA und der FIFA-Exekutive. Mit mir sitzt er dort ein, und er hat sich sehr gut in die Materie eingearbeitet. Er ist ein sachkundiger Mann.
Müller: Das war jetzt viel Lob und Anerkennung für Michel Platini. Warum wollen Sie dennoch für Lennart Johansson stimmen?
Mayer-Vorfelder: Bitte!
Müller: Das war jetzt viel Lob für Platini. Warum wollen Sie dennoch für Johansson stimmen?
Mayer-Vorfelder: Ich verstehe Sie nicht richtig.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, ich wiederhole noch einmal die Frage. Stimmen Sie heute für Lennart Johansson?
Mayer-Vorfelder: Ja. Ich habe ja keine Stimme, sondern die Stimme ist ja beim Deutschen Fußball-Bund. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich für Johansson ausgesprochen. Ich persönlich kann da unvoreingenommen meine Meinung sagen, weil ich sowieso nicht wählen muss, sondern Deutschland hat sich für Johansson ausgesprochen.
Müller: Hat das auch etwas damit zu tun, dass Michel Platini gemeinhin als der Kandidat, der Mann von Joseph Blatter gilt?
Mayer-Vorfelder: Ja gut, das mag vielleicht eine Rolle spielen, aber es wird da viel zu viel hineingeheimnist. Zwei Leute treten gegeneinander an, ich sehe das ganz nüchtern und sachlich. Es treten zwei Leute gegeneinander an. Der eine kommt mit einer großen Erfahrung, und der andere kommt mit einer jugendlichen Frische. Insofern ist das doch gar nichts Außergewöhnliches. Es ist etwas, was es in der Politik ständig gibt, dass man einen Gegenkandidaten hat.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, Platini hat ja auch offensiv damit geworben, dass er den Fußball so ein wenig "back to the roots" führen will, also den Fußball nicht weiter so stark kommerzialisieren, sondern so ein bisschen wieder zu den Wurzeln zurückbringen möchte. Ist das ein unattraktives Konzept?
Mayer-Vorfelder: Die Kommerzialisierung ist ja im Profi-Fußball nichts Schlimmes. Ich habe immer gesagt, ohne Kommerzialisierung kannst du keinen Profi-Fußball mehr betreiben. Das ist klar. Die Frage ist: wo ist die Grenze der Kommerzialisierung? Und für mich ist die Grenze dort, wo es darum ging, zum Beispiel Regeln zu ändern und dergleichen mehr, damit man mehr Pausen hat, um Werbung zu machen. So darf der Fußball sich nicht hergeben. Das wäre sicherlich der große Fehler. Aber ich meine, auch da sind gewisse Unterschiede. Platini möchte mehr, dass die kleinen Verbände auch an den großen Kuchen herankommen, dass die auch in der Champions League eine Chance haben mitzuspielen, dass es nicht immer nur zu den großen Vereinen geht, dass auch die kleineren Vereine eine Chance haben. Er ist also da schon derjenige, der sich mehr für die Kleinen einsetzt. Das kann man sagen.
Müller: Er setzt sich mehr für die Kleinen ein. Ist das nicht für den Fußball und für den Wettbewerb, für die Konkurrenz dringend notwendig?
Mayer-Vorfelder: Ich persönlich bin da durchaus der Meinung von Platini. Es braucht nicht jeder große Verband drei oder vier Vereine in der Champions League zu haben, es ist vielleicht besser, nur drei - das ist ja die Vorstellung von Platini - und dafür eben auch kleinere Verbände einem Teilnehmer zuzubilligen. Das wird auch das Fußball-Niveau in den anderen Ländern heben.
Müller: Herr Mayer-Vorfelder, jetzt frage ich Sie noch als Sportfan. Ohne Sie jetzt hier vorher entlassen zu können, müssen Sie uns sagen, wer heute das Rennen gewinnt.
Mayer-Vorfelder: Wer gewinnt?
Müller: Ja!
Mayer-Vorfelder: Da würde ich sagen, das kann ich nicht beurteilen. Es wird auf jeden Fall eine enge Entscheidung werden, so herum oder so herum. Was man so hört, wenn man mit den Leuten redet, das hält sich so ungefähr die Waage. Es wird eine knappe Entscheidung werden.
Müller: Gerhard Mayer-Vorfelder war das, Mitglied in der UEFA-Exekutive. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Mayer-Vorfelder: Dankeschön, Wiederhören.