Donnerstag, 18. April 2024

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Polarisiertes Licht im Zentrum von M87
Das kleine Schwarze Loch und der riesige Jet

Vor gut zwei Jahren sorgte das erste direkte Bild eines Schwarzen Lochs für Aufsehen. Das orange-rötlich eingefärbte Foto des Lichtrings um den dunklen Kreis im Zentrum hat viele Menschen weltweit beeindruckt, wissenschaftlich aber nicht viel Neues gebracht.

Von Dirk Lorenzen | 11.06.2021
Das Bild des "Schattens" des Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie M87 mit eingezeichneten Polarisations-"Feldlinien".
Das Bild des "Schattens" des Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie M87 mit eingezeichneten Polarisations-"Feldlinien" (EHT Collaboration)
Jetzt haben die über 300 beteiligten Forscherinnen und Forscher die Beobachtungsdaten aus dem Zentrum der Galaxie M87 im Virgo-Haufen noch besser ausgewertet.
Nun sind auch die magnetischen Strukturen im leuchtenden Ring zu erkennen. Die Magnetfelder hinterlassen eine Art Fingerabdruck in der Strahlung. Die Fachleute sprechen von der Polarisation.
In der Umgebung Schwarzer Löcher müssen Magnetfelder eine überragende Rolle spielen. Sie bewahren einen Teil der Materie vor dem Sturz ins Schwarze Loch und schießen das Material fast lichtschnell in langen Jets nach außen.
Die elliptische Riesengalaxie M 87 im Sternbild Jungfrau enthält ein sehr massereiches Schwarzes Loch
Das Schwarze Loch, der Ausgangspunkt des Materijets, befindet sich im Zentrum der elliptischen Riesengalaxie M87 in der Jungfrau (European Southern Observatory)
In der beobachteten Galaxie ist der Jet über 100.000 Lichtjahre lang – und das, obwohl er aus einer Region kommt, die kaum so groß ist wie unser Sonnensystem.
Bis heute gibt es nur grobe Modelle, wie Materie, die in Richtung des Schwarzen Lochs strömt, kurz vor dem Hineinfallen noch Reißaus nehmen kann. Klar ist, dass an diesem Prozess extrem starke Magnetfelder beteiligt sind. Nun gibt es zum ersten Mal echte Daten vom Rand eines Schwarzen Lochs.
Auch die berühmte Beobachtung von vor zwei Jahren löst nicht das Rätsel des Jets. Aber mit viel Glück werden die Fachleute einmal Zeuge, wie das Schwarze Loch Materie verschlingt und ein Teil davon gerade noch in den Jet gerät.