Krzeminski: Guten Tag.
Breker: Herr Krzeminski, erfüllt Sie diese Entwicklung mit Stolz? Sind Sie stolz, in diesen Zeiten ein Pole zu sein?
Krzeminski: Oh Gott, oh Gott. Nein, das hat nichts mit Stolz zu tun. Es ist eine sehr schwierige Situation. Auf der einen Seite würdigen die Amerikaner natürlich eine klare und eindeutige Position der polnischen Regierung und auch den Einsatz der polnischen Sondereinheit im Irak-Krieg. Auf der anderen Seite ist diese Aufwertung bedeutend für schwierige Gespräche mit den Europäern, also mit dem harten Kern von Deutschen und Franzosen. Schwierig deshalb, weil diese Entscheidung uns in den letzten Wochen mehrmals Konflikte miteinander gebracht hat. Trotzdem ist die Zukunft Polens in Europa, und wir müssen mit diesen Zerwürfnissen zurande kommen.
Breker: Bleiben wir aber zunächst einmal beim Irak: Polen wird nun Führungsmacht, Besatzungsmacht. Allerdings wird der Irak geteilt, entweder in drei oder in vier Teile. Die polnische Geschichte ist eine Geschichte der Teilung. Fühlt man sich wohl dabei?
Krzeminski: Nein, das ist nicht dasselbe. Das ist keine Teilung in Besatzungszonen, sondern erstens befristete - so wie ich das verstehe - Ordnungszonen. Und zweitens ist das nur die Aufbauphase eines funktionierenden neuen Staatswesens Irak. Polen wurde durch die Teilungsmächte geteilt und verschwand von der Karte, wurde germanifiziert beziehungsweise russifiziert. Niemand will die Iraker polonisieren oder amerikanisieren.
Breker: Ein heftiger Kriegsgegner war der polnische Papst in Rom. Bringt das Probleme in Polen mit sich?
Krzeminski: Die Probleme gab es von vornherein. Die Meinungsumfragen waren eindeutig anti-bellizistisch, ganze vier Prozent der polnischen Bevölkerung haben den Krieg befürwortet. Allerdings gab es in dem Sinne auch keine Friedensbewegung, weil man den amerikanischen Alliierten nicht justieren wollte. An dieser schizophrenen Lage sieht man, dass die Polen durchaus ein Gespür für Realpolitik haben. Ich glaube nicht, dass es hier jetzt eine Euphorie gibt, die aus manchen Kommentaren über polnische Kommentare hervorkommen. Es ist eher eine Betroffenheit oder eine Zuversicht, dass die Regierung die komplizierte Lage vernünftig meistert, und dass uns - so wie Janusz Reiter heute im Tagesspiegel gesagt hat - das unsere Beziehung zu den Europäern nicht erschweren wird. Demnächst treffen sich in Breslau die Weimarer Dreiecksstaaten Deutschland, Frankreich, Polen, und da wird auch das zur Sprache gebracht werden.
Breker: Es ist aber, Herr Krzeminski, eine erstaunliche Karriere: Eben noch Kandidat für die Europäische Union, eben noch Kandidat für einen NATO-Beitritt und schon fast so etwas wie eine Führungsmacht.
Krzeminski: Nein, man darf wirklich nichts übertreiben. Es kommen zwar nicht 2.000, sondern sagen wir mal 10.000 Polen, aber die Amerikaner zahlen dafür, wir wissen, woran wir sind. Die Polen haben dadurch bewiesen, dass sie willens sind, jegliche Bündnisverpflichtungen einzugehen. Das ist das eine. Aber man weiß doch, wie die Größenordnungen sind: Wir sind keine Besatzungsmacht, wir sind keine Großmacht. Real hat sich nicht viel geändert.
Breker: Glauben Sie denn, dass man in Polen genug Erfahrung besitzt, solch eine Aufgabe zu meistern? Wäre es nicht tragisch, jetzt zu scheitern?
Krzeminski: Wenn überhaupt die Alliierten - damit meine ich die Amerikaner, die Briten, die Polen und alle anderen- scheitern, wäre das tragisch. Polen hat Erfahrung mit dem Irak. Wir hatten jahrzehntelang Tausende von Arbeitern im Irak. Die polnische Botschaft hat in den letzten zehn Jahren die Interessen der amerikanischen Botschaft vertreten. Es ist nicht so, dass Polen plötzlich vom Himmel gefallen ist. Es gibt Polen, die den Irak gut kennen. Es bleibt zu hoffen, dass sie den Job gut machen. Das ist eine schwierige, komplizierte, mit vielen Konflikten und Gefahren verbundene Arbeit. Eine Siegeseuphorie gibt es hier aber auf keinen Fall.
Breker: Die Sorge bleibt gering, dass es zu einem Schaden im Verhältnis zu Frankreich oder Deutschland kommen könnte?
Krzeminski: Frankreich ist ein Sonderfall. Mit Frankreich haben wir vieles zu klären. Deutschland ist eine andere Geschichte. Ich hoffe, dass dieser Dialog in wenigen Tagen schon wirklich ins Lot gebracht wird. Was wir in den letzten Wochen hatten, hat mich sehr betrübt. Das war sehr bedrohlich für die bilateralen Beziehungen.
Breker: In den Informationen am Mittag war das im Deutschlandfunk der polnische Publizist Adam Krzeminski. Herr Krzeminski, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Alles Gute nach Warschau.
Krzeminski: Vielen, vielen Dank.
Breker: Herr Krzeminski, erfüllt Sie diese Entwicklung mit Stolz? Sind Sie stolz, in diesen Zeiten ein Pole zu sein?
Krzeminski: Oh Gott, oh Gott. Nein, das hat nichts mit Stolz zu tun. Es ist eine sehr schwierige Situation. Auf der einen Seite würdigen die Amerikaner natürlich eine klare und eindeutige Position der polnischen Regierung und auch den Einsatz der polnischen Sondereinheit im Irak-Krieg. Auf der anderen Seite ist diese Aufwertung bedeutend für schwierige Gespräche mit den Europäern, also mit dem harten Kern von Deutschen und Franzosen. Schwierig deshalb, weil diese Entscheidung uns in den letzten Wochen mehrmals Konflikte miteinander gebracht hat. Trotzdem ist die Zukunft Polens in Europa, und wir müssen mit diesen Zerwürfnissen zurande kommen.
Breker: Bleiben wir aber zunächst einmal beim Irak: Polen wird nun Führungsmacht, Besatzungsmacht. Allerdings wird der Irak geteilt, entweder in drei oder in vier Teile. Die polnische Geschichte ist eine Geschichte der Teilung. Fühlt man sich wohl dabei?
Krzeminski: Nein, das ist nicht dasselbe. Das ist keine Teilung in Besatzungszonen, sondern erstens befristete - so wie ich das verstehe - Ordnungszonen. Und zweitens ist das nur die Aufbauphase eines funktionierenden neuen Staatswesens Irak. Polen wurde durch die Teilungsmächte geteilt und verschwand von der Karte, wurde germanifiziert beziehungsweise russifiziert. Niemand will die Iraker polonisieren oder amerikanisieren.
Breker: Ein heftiger Kriegsgegner war der polnische Papst in Rom. Bringt das Probleme in Polen mit sich?
Krzeminski: Die Probleme gab es von vornherein. Die Meinungsumfragen waren eindeutig anti-bellizistisch, ganze vier Prozent der polnischen Bevölkerung haben den Krieg befürwortet. Allerdings gab es in dem Sinne auch keine Friedensbewegung, weil man den amerikanischen Alliierten nicht justieren wollte. An dieser schizophrenen Lage sieht man, dass die Polen durchaus ein Gespür für Realpolitik haben. Ich glaube nicht, dass es hier jetzt eine Euphorie gibt, die aus manchen Kommentaren über polnische Kommentare hervorkommen. Es ist eher eine Betroffenheit oder eine Zuversicht, dass die Regierung die komplizierte Lage vernünftig meistert, und dass uns - so wie Janusz Reiter heute im Tagesspiegel gesagt hat - das unsere Beziehung zu den Europäern nicht erschweren wird. Demnächst treffen sich in Breslau die Weimarer Dreiecksstaaten Deutschland, Frankreich, Polen, und da wird auch das zur Sprache gebracht werden.
Breker: Es ist aber, Herr Krzeminski, eine erstaunliche Karriere: Eben noch Kandidat für die Europäische Union, eben noch Kandidat für einen NATO-Beitritt und schon fast so etwas wie eine Führungsmacht.
Krzeminski: Nein, man darf wirklich nichts übertreiben. Es kommen zwar nicht 2.000, sondern sagen wir mal 10.000 Polen, aber die Amerikaner zahlen dafür, wir wissen, woran wir sind. Die Polen haben dadurch bewiesen, dass sie willens sind, jegliche Bündnisverpflichtungen einzugehen. Das ist das eine. Aber man weiß doch, wie die Größenordnungen sind: Wir sind keine Besatzungsmacht, wir sind keine Großmacht. Real hat sich nicht viel geändert.
Breker: Glauben Sie denn, dass man in Polen genug Erfahrung besitzt, solch eine Aufgabe zu meistern? Wäre es nicht tragisch, jetzt zu scheitern?
Krzeminski: Wenn überhaupt die Alliierten - damit meine ich die Amerikaner, die Briten, die Polen und alle anderen- scheitern, wäre das tragisch. Polen hat Erfahrung mit dem Irak. Wir hatten jahrzehntelang Tausende von Arbeitern im Irak. Die polnische Botschaft hat in den letzten zehn Jahren die Interessen der amerikanischen Botschaft vertreten. Es ist nicht so, dass Polen plötzlich vom Himmel gefallen ist. Es gibt Polen, die den Irak gut kennen. Es bleibt zu hoffen, dass sie den Job gut machen. Das ist eine schwierige, komplizierte, mit vielen Konflikten und Gefahren verbundene Arbeit. Eine Siegeseuphorie gibt es hier aber auf keinen Fall.
Breker: Die Sorge bleibt gering, dass es zu einem Schaden im Verhältnis zu Frankreich oder Deutschland kommen könnte?
Krzeminski: Frankreich ist ein Sonderfall. Mit Frankreich haben wir vieles zu klären. Deutschland ist eine andere Geschichte. Ich hoffe, dass dieser Dialog in wenigen Tagen schon wirklich ins Lot gebracht wird. Was wir in den letzten Wochen hatten, hat mich sehr betrübt. Das war sehr bedrohlich für die bilateralen Beziehungen.
Breker: In den Informationen am Mittag war das im Deutschlandfunk der polnische Publizist Adam Krzeminski. Herr Krzeminski, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Alles Gute nach Warschau.
Krzeminski: Vielen, vielen Dank.