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Polittalkkampf der Alphamännchen

Stefan Raab plant einen Polittalk in direkter Konkurrenz zu Günther Jauch. Er will die Zuschauermeinung und einen Preis bei seiner Sendung "Absolute Mehrheit" einbringen.

Von Bettina Schmieding |
    Was für eine faszinierende Aussicht: Zwei Alphamännchen aus dem deutschen TV-Talk-Biotop zur gleichen Zeit auf der Mattscheibe. Nun meint der Stefan Raab, bei Talkshows wie der von Günther Jauch komme sowieso nicht viel heraus. Weil da würde nur ergebnislos rumdiskutiert und der Zuschauer ins Koma gesendet. Er dagegen will direkt ans Eingemachte und seine Sendung mit Volkes Stimme aufmischen.

    Das Rezept lautet: Man nehme drei Politprofis, einen Prominenten und einen Normalbürger, lasse die Teilnehmer aufeinander los und am Ende die Zuschauer per Telefon entscheiden, wer in ihrer Gunst die Nase vorn hat. Frei nach dem Motto "Meinung muss sich wieder lohnen" winken dem Teilnehmer, der über 50 Prozent der Zuschauer hinter sich bringt, 100.000 Euro. Sinnigerweise lautet der Titel dieser Talkshow dann nach pluralistisch demokratischem Verständnis "Absolute Mehrheit.

    Es ist nicht auszuschließen, dass das Raab-Konzept bei den Schatzmeistern der Parteien sogar ankommt. Bei den klammen Finanzen können sie schließlich jeden Euro gut gebrauchen. Andererseits dürften die Parteistrategen schon jetzt Bauchschmerzen bei der Frage quälen: Welchen Vertreter schicken wir zu Jauch und welchen zu Raab. Die verzweifelte Suche nach formatkompatiblen Politprofis hat hinter den Kulissen sicher längst begonnen.

    Folgendes Szenario scheint durchaus möglich. Bei Günther Jauch diskutieren für die CDU Ursula von der Leyen, Peer Steinbrück für die SPD und FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr über das Thema Altersarmut bei einer Einschaltquote von fünf Prozent. Zur gleichen Zeit liegen sich bei Stefan Raab Andrea Nahles von der SPD, Oskar Lafontaine von den Linken, Alexander Dobrindt, das verbale Fallbeil der CSU, und als Promi entweder Dieter Bohlen oder Florian Silbereisen beim Thema Herdprämie erwartungsgemäß zerstritten in den Haaren, bis die Zuschauer Dieter Bohlen die 100.000 Euro zukommen lassen. Auf das deutsche Talk-Show-Wesen kommen spannende Zeiten zu.

    Aber langsam: Stefan Raab hat vielleicht übersehen, dass der Zuschauer auch was gewinnen will, wenn er quotenbringend dranbleiben soll. Bis zum Sendestart am 11. November, dem Beginn der Karnevalssession, wird ihm garantiert noch ein Knallerpreis einfallen. Vielleicht ein Essen mit Angela Merkel in der Bundestagskantine oder eine Runde Babysitting mit dem frischen Vater, SPD-Chef Gabriel.