Mecklenburg-Vorpommern
Polizei revidiert Angaben zu Vorfall in Grevesmühlen - Schwesig: Vorfall nicht verharmlosen

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Polizei ihre Angaben zu einem mutmaßlich rassistisch motivierten Angriff in Grevesmühlen auf zwei Mädchen aus Ghana geändert.

    Mecklenburg-Vorpommern, Grevesmühlen: Wohnhäuser im Ploggenseering. In diesem Wohngebiet soll eine Gruppe junger Leute am 14.06.2024 zwei ghanaische Mädchen angegriffen haben.
    Zu dem Vorfall um eine Familie aus Ghana in Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern gibt es neue Ermittlungsergebnisse (Archivbild). (Bernd Wüstneck/dpa)
    In einer Mitteilung der Polizei Rostock heißt es nun, dass nach derzeitigem Ermittlungsstand das achtjährige Mädchen keine körperlichen Verletzungen erlitten habe, "die auf die in der Erstmeldung geschilderte Tathandlung hindeuten".
    Nach der Auswertung von Hinweisen von Anwohnern sowie Foto- und Videoaufnahmen stelle sich der Sachverhalt anders dar. Demnach wollte die Achtjährige mit ihrem Roller an einem Jugendlichen vorbeifahren. Dieser habe ihr offenbar mit seinem ausgestreckten Bein den Weg versperrt und sie mit seiner Fußspitze getroffen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich eine größere Gruppe Jugendlicher in dem Bereich aufgehalten.
    Die Kinder hätten sich daraufhin verängstigt und weinend an ihre Eltern gewandt. Diese wollten die Jugendlichen nach Polizeiangaben zur Rede stellen. Dabei sei es zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen auch rassistische Beleidigungen geäußert worden seien. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauerten an, erklärte die Polizei weiter.

    Polizei stellte Vorgang in Grevesmühlen zunächst anders dar

    Zunächst hatte die Polizei mitgeteilt, dass am Freitagabend mehrere Jugendliche aus einer Gruppe von jungen Menschen heraus zwei Mädchen einer Familie aus Ghana attackiert haben sollen. "Dem jüngeren Mädchen soll unter anderem in ihr Gesicht getreten worden sein", hieß es zunächst. Als die Eltern hinzugekommen seien, sei es auch mit diesen zu einer Auseinandersetzung gekommen. Noch nach dem Eintreffen der Polizei solle eine derzeit noch unbekannte Person die Geschädigten im Weggehen "fremdenfeindlich beleidigt haben". Die Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe unter Leitung des polizeilichen Staatsschutzes ein und schaltete ein Hinweisportal frei.
    Das Polizeipräsidium Rostock teilte nun mit, es habe eine hochemotionale Lage vor Ort gegeben. Zunächst seien die Beamten davon ausgegangen, dass das Kind verletzt sei und hätten einen Krankenwagen angefordert. Später sei klar geworden, dass das Mädchen keine Verletzungen erlitten habe.

    Schwesig: Vorfall in Grevesmühlen nicht verharmlosen

    Der Vorfall hatte für empörte Reaktionen aus der Bundes- und Landesregierung gesorgt. Bundesinnenministerin Faeser von der SPD schrieb im Onlinedienst X von "dumpfem Hass und unfassbarer Unmenschlichkeit". Außenministerin Baerbock (Grüne) fragte, wie hasserfüllt man sein müsse, sogar Kinder anzugreifen. Ministerpräsidentin Schwesig teilte mit, man dürfe nicht zulassen, dass Hass und Hetze die Gesellschaft vergifteten.
    Schwesig erklärte nach Bekanntwerden der neuen Ermittlungsergebnisse, es sei gut, dass das Mädchen körperlich unverletzt blieb. Es gebe aber keinen Grund, den Vorfall zu verharmlosen. "Für Angriffe auf Kinder und fremdenfeindliche Beleidigungen darf es keinen Platz in unserem Land geben", so die SPD-Politikerin.
    Diese Nachricht wurde am 18.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.