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Post will das Porto erhöhen

Gestiegene Kosten will die Deutsche Post mit der erneuten Portoerhöhung ausgleichen, die zweite in diesem Jahr. Die Bundesnetzagentur muss ihr noch zustimmen.

Von Michael Braun | 15.11.2013
    Hier bei uns kommt der kleine gelbe Lieferwagen noch dreimal täglich, samstags und sonntags immerhin einmal. Der Briefkasten wird aufgeschlossen, der braune Postsack darin in einen anderen, größeren entleert.

    5,7 Milliarden Briefe sammelte die Post in diesem Jahr auf diese Weise ein. E-Mail und SMS haben dafür gesorgt, dass das gut 15 Prozent weniger sind als noch vor zehn Jahren.

    Eingefallen sind auch die Gewinne im Briefgeschäft. Vor zehn Jahren war der Briefbereich noch die große Gewinnquelle der Post, steuerte fast 84 Prozent zum Konzernergebnis bei. Jetzt sind es nur noch knapp 44 Prozent.

    Nun hat die Post offenbar der Bundesnetzagentur nachgewiesen, dass sie höhere Kosten etwa für Personal und Energie kaum anders auffangen kann, als durch ein höheres Porto. Claus Zanker, Geschäftsführer der Stuttgarter input consulting, gilt als Kenner der Branche und bestätigt, dass die Post nur wenig innere Reserven freisetzen kann:

    "Sie hat seit 2001 ein Viertel ihres Personals abgebaut. Es wurden hohe Millionenbeträge investiert in die Automatisierung der Briefverteilung. Ich denke, sehr viel mehr an Kostenreduzierung wird die Deutsche Post in den kommenden Jahren nicht mehr erbringen können."

    Es sind also die Kosten, die den Briefpreis bestimmen, vor allem die für die 148.000 Beschäftigten des Briefsegments. Und die Gewerkschaft Verdi, so ihr Sprecher Jan Jurczyk, sei auch zufrieden damit, wie die Post ihre Mitarbeiter behandele:

    "Im Vergleich zu den anderen Unternehmen zahlt die Deutsche Post gut. Wir bekommen natürlich nichts geschenkt. Gelegentlich werden auch mal die Folterinstrumente gezeigt. Aber: Sie hält sich an Vereinbarungen."

    Konkurrenz hat die Deutsche Post AG nicht. Den Universaldienst, für aktuell 58 Cent den Standardbrief zur Zugspitze oder auf die Hallig zu liefern, betreibt nur sie. Dafür ist sie von der Umsatzsteuer befreit. Es gibt lokale Anbieter, Pin-Mail etwa, die die Behördenpost in Berlin zustellt. Oder kleinere Anbieter, meist Töchter von Zeitungsverlagen, die als "Konsolidierer" auftreten, also bei Unternehmen die Briefe einsammeln, sie vorsortieren und sie dann bei der Post AG aufgeben – und am Großkundenrabatt verdienen. TNT Post Deutschland aus Ratingen wendet sich auch nur an gewerbliche Kunden, liefert selbst aus oder über alternative Zusteller, auch über die Post AG. TNT wirbt damit, deutlich billiger als die Post AG zu sein. So könne der gegenüber den Post-Tarifen pro Brief rund sieben Cent sparen, der etwa von Frankfurt aus monatlich 300 Briefe überwiegend in der Region verschicke. Die Gewerkschaft Verdi ist auf die Post-Konkurrenten aber nicht gut zu sprechen.

    "Die Bedingungen dort sind zum Teil deutlich schlechter bis hin zu katastrophal zu nennen. Also, wir haben Situationen, in denen dann die Zusteller dann zum Teil pro ausgeliefertem Brief bezahlt werden, also sprich, einige Cent erhalten, wenn sie einen Brief einwerfen, wo das unternehmerische Risiko vollständig überwälzt wird auf die Beschäftigten dort."

    Den Universaldienst müsste die Post nicht anbieten. Sie könnte ihn ablehnen. Aber das brächte ihr nicht viel. Die Bundesnetzagentur würde sich dann wohl einen anderen Anbieter suchen und den aus einem Fonds bezahlen. Diesen Fonds müssten alle Anbieter bestücken. Die Post AG wohl zu weit mehr als 90 Prozent.