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PotAS-Kommission nimmt Arbeit auf
Ein neues Kapitel der Sportgeschichte?

Bundesinnenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann haben die fünfköpfige PotAS-Kommission, das zentrale Gremium der Spitzensportförderung, vorgestellt. Ihre Arbeit soll zu mehr Transparenz bei der Verteilung der Fördergelder beitragen.

Von Jens-Christian Gußmann | 08.05.2017
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und der Vorsitzende der PotAS-Kommission, Sportpsychologe Bernd Strauß, stellen am 08.05.2017 in Berlin die Experten-Kommission zur Umsetzung der Leistungssportreform vor. Nach enttäuschenden Ergebnissen bei vergangenen Olympischen Spielen soll nun eine Expertenkommission helfen, Deutschlands Athleten insgesamt wieder dicht an die Weltspitze zu bringen. Foto: Maurizio Gambarini/dpa | Verwendung weltweit
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und der Vorsitzende der PotAS-Kommission, Sportpsychologe Bernd Strauß stellen die PotAS-Kommission vor. (dpa)
    PotAs, das ist die neue Wunderwaffe des deutschen Sports. Klingt ein bisschen nach Totilas, dem Wunderhengst. Dressurgold für Deutschland holte der bei Olympia nie. PotAS, also das Potenzialanalyse-System, ist bisher genauso erfolglos. Das ist aber auch keine Überraschung, schließlich wurden die Kommissions-Mitglieder heute erst von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann in Berlin vorgestellt. Chef der fünfköpfigen Kommission ist der Sportpsychologe Professor Bernd Strauß von der Uni Münster. Kaum hatte Strauß seine Berufungsurkunde von de Maizière erhalten, mahnte er zur Eile. "In ungefähr 30 Minuten wird die Kommission ihre Arbeit aufnehmen, nämlich zur konstituierenden Sitzung." Der deutsche Spitzensport ist in einem besorgniserregenden Abwärtstrend. 1992 gab es in Barcelona bei den Olympischen Spielen noch 82 Medaillen. In Rio waren es im vergangenen Jahr nur noch 42.
    Potenzial soll analysiert werden
    Zur Kommission gehören neben Strauß unter anderem noch die Olympiasieger Britta Heidemann und Ole Bischof. Das Neue an PotAS: Bisher wurden die Fördergelder nach Erfolgen in der Vergangenheit verteilt, jetzt geht der Blick nach vorne, es geht um die Zukunftsaussichten. Was ist in einem Zeitraum von vier bis acht Jahren von einem Sportler oder einem Verband zu erwarten? Das Potenzial soll analysiert werden – und je nachdem, wie groß und wie gut die Zukunftsperspektiven sind, erfolgt dann eine Einsortierung in einen von drei Clustern. Die Optimal-Förderung gibt es nur im Exzellenz-Cluster. Eine lange überfällige Reform, an der es aber auch Kritik gab, vor allem fragten sich viele: Kann Erfolg im Spitzensport durch Mathe prognostizierbar sein?
    Mehr als 20 Kriterien und noch viel mehr Unterkriterien wird die Kommission bei ihrer Arbeit unter Einsortierung anwenden. Das führt zu mehr Offenheit und Klarheit bei der Verteilung der Fördergelder. Bundesinnenminister Thomas de Maizière: "Wir wollen, dass die Entscheidungskriterien so transparent sind wie nie zuvor. Wir wollen, dass sie so objektiviert stattfinden wie nie zuvor. Vor allen Dingen der Gesichtspunkt der Transparenz wird eine große Bedeutung haben – und all das wird öffentlich sein."
    "Ich werde mich für eine substantielle und nachhaltige Erhöhung einsetzen"
    Der Bundesrechnungshof hatte diese Transparenz angemahnt. Knapp 170 Millionen Euro zahlt das BMI momentan jährlich für den Spitzensport, und es herrschte der Eindruck, dass Geld verschwindet in einem schwarzen Loch. Auch diesen Zustand ändert die Spitzensportreform. Als Belohnung für die Umsetzung versprach de Maizière heute mehr Geld – konkrete Zahlen vermied er aber: "Ich wiederhole gerne, was ich auch beim DOSB bei der Mitgliederversammlung gesagt habe. Ich werde mich dann für eine substanzielle und nachhaltige Erhöhung einsetzen." Egal wie hoch die Förderung zukünftig sein wird, DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist schon jetzt sicher: "Mit der PotAs-Überlegung wird nichts anderes als ein neues Kapitel der Sportgeschichte aufgeschlagen." Allerdings frühestens in vier Jahren – so lange soll es dauern, bis die Reform wirkt, und PotAs die erste Goldmedaille für Deutschland holt.