Die Kultur, vor allem die Musik, habe im nigerianischen Wahlkampf eine große Rolle gespielt, sagte ARD-Korrespondentin Dunja Sadaqi im Dlf. Sowohl für den amtierenden Präsidenten Muhammadu Buhari als auch für seinen stärksten Herausforderer Atiku Abubakar habe es Wahlsongs gegeben. Dass sich Künstler auch an politischen Kampagnen beteiligen und einen Kandidaten unterstützten, sei in Afrika durchaus üblich. Dass sich dabei einige Kulturschaffende auch politisch instrumentalisieren ließen, sei in Nigeria allerdings durchaus kritisch aufgenommen worden.
Große Armut, schlechte Bildung
Auch Autorinnen und Autoren wie Chimamanda Ngozi Adichie, deren Bücher weltweit gelesen werden und auch verfilmt wurden, hätten sich zu Themen wie soziale Ungleichheit, Rassismus oder Bürgerkrieg geäußert, so Sadaqi. Mangelnde Bildung und Armut führten allerdings dazu, dass viele Nigerianer diese Äußerungen gar nicht wahrnehmen könnten: Mehr als die Hälfte der nigerianischen Bevölkerung lebt von weniger als zwei Dollar am Tag. Mehr als ein Drittel kann nicht lesen und schreiben. Das Bildungssystem im Land sei schlecht, Eliteschulen könne sich nur die Oberschicht leisten.
Zweitgrößte Filmindustrie der Welt
Die auch im Ausland stark beachtete nigerianische Filmindustrie "Nollywood" – nach "Bollywood" in Indien die zweitgrößte der Welt – boome allerdings, sagt die ARD-Korrespondentin: Mehr als eine Million Menschen lebe in Nigeria von dieser Branche. In diesen Filmen werde ein realistischeres Bild von Afrika gezeigt als in vielen anderen Produktionen. Sie entstehen vor allem in der Megacity Lagos im Süden des Landes, der deutlich sicherer als der Nordosten sei und wo es auch weniger Probleme mit der Terrorormiliz Boko Haram gebe. Probleme dort seien eher regelmäßige Stromausfälle und der Handel mit Raubkopien, so Sadaqi. Und auch "Nollywood"-Stars ließen sich inzwischen von Politikern für deren Kampagnen vereinnahmen.
Hinweis der Redaktion: Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Nigeria wurden vom 16. auf den 23. Februar verschoben. Es sei nicht möglich, freie, faire und glaubwürdige Wahlen zu garantieren, sagte der Präsident der Wahlkommission, Yakubu, nach einer Krisensitzung. Zahlreiche Gemeinden seien nicht mit den nötigen Unterlagen versorgt worden.