Susanne Kuhlmann: Wenn Sie heute schon mit dem Zug unterwegs waren, werden Sie es gemerkt haben: Fahrkartenschalter und Auskunftszentren der Bahn sind heute geschlossen. Die Mitarbeiter treffen sich in verschiedenen Städten zu Betriebsversammlungen. Thema ist eine geplante Umorganisation der Reisezentren. Karl-Peter Naumann, Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn ist heute morgen mit dem Zug in Berlin losgefahren zur Betriebsversammlung nach Osnabrück. Guten Tag, Herr Naumann!
Karl-Peter Naumann: Einen schönen guten Tag!
Kuhlmann: Kein Mensch in den Reisezentren und an Fahrkartenschaltern heute - es muss ein dringendes Thema sein, was die Bahnmitarbeiter beschäftigt.
Naumann: Es beschäftigt diese Mitarbeiter ganz dringend, weil sie Angst haben um ihre Arbeitsplätze, weil sie sehen, dass sie gebraucht werden und weil sie alle wissen, dass Bahn fahren auch nicht ohne persönlichen Service geht, und die Mitarbeiter sind bereit, für uns Kunden den Service zu bringen, den wir brauchen.
Kuhlmann: Schildern Sie doch kurz, was geplant ist an Veränderungen.
Naumann: Geplant ist, einige Stellen zu streichen, weil man sagt, es werden mehr Fahrkarten online und am Automaten gekauft, was sicherlich auch stimmt. Dabei wird eben nur übersehen, dass die Kunden in vielen anderen Dingen einen erhöhten Beratungsbedarf haben. Es geht auch um Rückgabe von Online-Tickets, es geht um Fragen zu elektronischen Tickets, um Service an Automaten, Automaten-Guides et cetera pp, und genau hier spart die Bahn dann auch, indem sie die Öffnungszeiten der Reisezentren verkürzt. Und wenn ich mit dem Automaten nicht mehr zurechtkomme, dann habe ich ein Problem, zu einer Fahrkarte zu kommen.
Kuhlmann: Das wird dann also auch auf die Fahrkunden zurück wirken, ebenso wie die Schließungen heute. Wie lange werden die Schalter denn heute zu sein?
Naumann: Die Veranstaltung in Osnabrück ist bis 15 Uhr geplant. Gestern war ich in Kassel, dort war geplant, vier Reisezentren bis gegen 15 Uhr aufzuschließen.
Kuhlmann: Wie kommen die Bahnkunden denn nun an ihre Tickets?
Naumann: Nun, sie können natürlich am Automaten ein Ticket kaufen, sie können aber auch im Fernverkehr im Zug kaufen. Ich habe das heute morgen erlebt, das ging problemlos.
Kuhlmann: Das Nachlösen im Zug soll heute kostenlos sein, hörte ich gestern. Aber als ich heute Vormittag die Infonummer der Bahn angerufen habe, wusste die Mitarbeiterin dort eigentlich nicht Bescheid. Was ist Ihr Kenntnisstand?
Naumann: Das ist ein häufiges Problem bei der Bahn, dass solche Entscheidungen dann nicht bis zu der letzten Informationsstelle weitergereicht werden. Die Fahrgästin, die mir gegenüber saß heute im Zug und die eine Fahrkarte gelöst hat, hat jedenfalls keinen Bordpreis bezahlt.
Kuhlmann: Der wäre sonst 3,90 Euro, stimmt das?
Naumann: Der kann bis zu 3,90 Euro betragen, ja.
Kuhlmann: Wie war Ihr Eindruck denn unterwegs? Läuft in den Bahnhöfen und Zügen alles normal, oder gibt es Probleme, vielleicht mit verunsicherten Fahrgästen auf dem Bahnsteig oder mit Sitzplatzreservierungen?
Naumann: Also, ich habe heute Morgen keine Probleme festgestellt, es lief alles ab wie normal, keine aufgeregten Menschen und halt ein sehr bemühtes Zugpersonal. Ich glaube, wenn irgendetwas gewesen wäre, hätten die das wunderbar im Griff gehabt.
Kuhlmann: Stimmt das eigentlich, dass es Ausnahmen gibt von diesen Schließungen heute in Hamburg und Schleswig-Holstein? Ich las, dort solle das Ganze schon gestern stattgefunden haben.
Naumann: Das kann durchaus sein, also ich habe auch keine Übersicht über die gesamte Republik. Ich weiß nur, dass es in vielen Stellen der Republik eben heute diese Betriebsversammlungen gibt. Unser Verband ist auch auf mehreren Versammlungen vertreten.
Kuhlmann: Freitag sind ja immer besonders viele Fahrgäste unterwegs. Ist der Wochentag mit Absicht gewählt worden, vielleicht, damit auch die Bahnkunden was zu spüren bekommen?
Naumann: Also ich glaube, natürlich wird die Gewerkschaft EVG schauen, das sie mit einer Aktion eine möglichst große Wirkung erzielt. Auf der anderen Seite - und das ist jetzt wirklich neu im Bereich der Gewerkschaften -, sie arbeitet jetzt mit den Fahrgastverbänden zusammen, und letztlich haben wir Fahrgäste ja dieselben Interessen, wir wollen, dass Beratung vor Ort stattfindet und stattfinden kann. Und ich denke ein einmaliger Aktionstag wird von der Bevölkerung verstanden. Was die Bevölkerung nicht versteht, ist, wenn es hier um wochenlange Streiks geht.
Kuhlmann: Müssen nun die Kunden befürchten, dass die Kundenfreundlichkeit der Bahn den Bach heruntergeht in Zukunft?
Naumann: Ich denke, wenn nichts passiert, könnte es sein, dass die Kundenfreundlichkeit abnimmt. Ich habe aber die gute Hoffnung, dass die Bahn - und ich habe gerade auch ein entsprechendes Gespräch geführt - doch merkt, dass der Weg des reinen Abbaus nicht der richtige ist, sondern dass man sich einfach überlegen muss, wie kann man aus den Reisezentren richtige Servicecenter rund um die Reise machen. Dahin muss der Weg gehen, man muss in diesen Reisezentren mehr bekommen als nur die Fahrkarte, es muss um die gesamte Reise gehen - Anschlussbusse -, es muss um Rückgabe von Fahrkarten gehen, um Auskunft gehen, auch vielleicht um Tagesausflüge. Hier kann man noch sehr, sehr viel machen, und hier ist die Bahn gefordert, jetzt neue Konzepte zu entwickeln, damit aus den Reisezentren richtige Informationszentren für den Reisenden werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Karl-Peter Naumann: Einen schönen guten Tag!
Kuhlmann: Kein Mensch in den Reisezentren und an Fahrkartenschaltern heute - es muss ein dringendes Thema sein, was die Bahnmitarbeiter beschäftigt.
Naumann: Es beschäftigt diese Mitarbeiter ganz dringend, weil sie Angst haben um ihre Arbeitsplätze, weil sie sehen, dass sie gebraucht werden und weil sie alle wissen, dass Bahn fahren auch nicht ohne persönlichen Service geht, und die Mitarbeiter sind bereit, für uns Kunden den Service zu bringen, den wir brauchen.
Kuhlmann: Schildern Sie doch kurz, was geplant ist an Veränderungen.
Naumann: Geplant ist, einige Stellen zu streichen, weil man sagt, es werden mehr Fahrkarten online und am Automaten gekauft, was sicherlich auch stimmt. Dabei wird eben nur übersehen, dass die Kunden in vielen anderen Dingen einen erhöhten Beratungsbedarf haben. Es geht auch um Rückgabe von Online-Tickets, es geht um Fragen zu elektronischen Tickets, um Service an Automaten, Automaten-Guides et cetera pp, und genau hier spart die Bahn dann auch, indem sie die Öffnungszeiten der Reisezentren verkürzt. Und wenn ich mit dem Automaten nicht mehr zurechtkomme, dann habe ich ein Problem, zu einer Fahrkarte zu kommen.
Kuhlmann: Das wird dann also auch auf die Fahrkunden zurück wirken, ebenso wie die Schließungen heute. Wie lange werden die Schalter denn heute zu sein?
Naumann: Die Veranstaltung in Osnabrück ist bis 15 Uhr geplant. Gestern war ich in Kassel, dort war geplant, vier Reisezentren bis gegen 15 Uhr aufzuschließen.
Kuhlmann: Wie kommen die Bahnkunden denn nun an ihre Tickets?
Naumann: Nun, sie können natürlich am Automaten ein Ticket kaufen, sie können aber auch im Fernverkehr im Zug kaufen. Ich habe das heute morgen erlebt, das ging problemlos.
Kuhlmann: Das Nachlösen im Zug soll heute kostenlos sein, hörte ich gestern. Aber als ich heute Vormittag die Infonummer der Bahn angerufen habe, wusste die Mitarbeiterin dort eigentlich nicht Bescheid. Was ist Ihr Kenntnisstand?
Naumann: Das ist ein häufiges Problem bei der Bahn, dass solche Entscheidungen dann nicht bis zu der letzten Informationsstelle weitergereicht werden. Die Fahrgästin, die mir gegenüber saß heute im Zug und die eine Fahrkarte gelöst hat, hat jedenfalls keinen Bordpreis bezahlt.
Kuhlmann: Der wäre sonst 3,90 Euro, stimmt das?
Naumann: Der kann bis zu 3,90 Euro betragen, ja.
Kuhlmann: Wie war Ihr Eindruck denn unterwegs? Läuft in den Bahnhöfen und Zügen alles normal, oder gibt es Probleme, vielleicht mit verunsicherten Fahrgästen auf dem Bahnsteig oder mit Sitzplatzreservierungen?
Naumann: Also, ich habe heute Morgen keine Probleme festgestellt, es lief alles ab wie normal, keine aufgeregten Menschen und halt ein sehr bemühtes Zugpersonal. Ich glaube, wenn irgendetwas gewesen wäre, hätten die das wunderbar im Griff gehabt.
Kuhlmann: Stimmt das eigentlich, dass es Ausnahmen gibt von diesen Schließungen heute in Hamburg und Schleswig-Holstein? Ich las, dort solle das Ganze schon gestern stattgefunden haben.
Naumann: Das kann durchaus sein, also ich habe auch keine Übersicht über die gesamte Republik. Ich weiß nur, dass es in vielen Stellen der Republik eben heute diese Betriebsversammlungen gibt. Unser Verband ist auch auf mehreren Versammlungen vertreten.
Kuhlmann: Freitag sind ja immer besonders viele Fahrgäste unterwegs. Ist der Wochentag mit Absicht gewählt worden, vielleicht, damit auch die Bahnkunden was zu spüren bekommen?
Naumann: Also ich glaube, natürlich wird die Gewerkschaft EVG schauen, das sie mit einer Aktion eine möglichst große Wirkung erzielt. Auf der anderen Seite - und das ist jetzt wirklich neu im Bereich der Gewerkschaften -, sie arbeitet jetzt mit den Fahrgastverbänden zusammen, und letztlich haben wir Fahrgäste ja dieselben Interessen, wir wollen, dass Beratung vor Ort stattfindet und stattfinden kann. Und ich denke ein einmaliger Aktionstag wird von der Bevölkerung verstanden. Was die Bevölkerung nicht versteht, ist, wenn es hier um wochenlange Streiks geht.
Kuhlmann: Müssen nun die Kunden befürchten, dass die Kundenfreundlichkeit der Bahn den Bach heruntergeht in Zukunft?
Naumann: Ich denke, wenn nichts passiert, könnte es sein, dass die Kundenfreundlichkeit abnimmt. Ich habe aber die gute Hoffnung, dass die Bahn - und ich habe gerade auch ein entsprechendes Gespräch geführt - doch merkt, dass der Weg des reinen Abbaus nicht der richtige ist, sondern dass man sich einfach überlegen muss, wie kann man aus den Reisezentren richtige Servicecenter rund um die Reise machen. Dahin muss der Weg gehen, man muss in diesen Reisezentren mehr bekommen als nur die Fahrkarte, es muss um die gesamte Reise gehen - Anschlussbusse -, es muss um Rückgabe von Fahrkarten gehen, um Auskunft gehen, auch vielleicht um Tagesausflüge. Hier kann man noch sehr, sehr viel machen, und hier ist die Bahn gefordert, jetzt neue Konzepte zu entwickeln, damit aus den Reisezentren richtige Informationszentren für den Reisenden werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.